Walk of Fame:Trumps Erfolg steht in den Sternen

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Noch mehr Aufmerksamkeit: Arbeiter reparieren den beschädigten Stern von Donald Trump auf dem Walk of Fame in Hollywood. (Foto: REUTERS)

Ein Mann zertrümmert den Trump-Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood. Falls er dem Präsidentschaftskandidaten damit schaden wollte, erreicht er allerdings eher das Gegenteil.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Muhammad Ali hat viele Dinge richtig gemacht in seinem Leben. Beim Boxen sowieso, da hat er Sonny Liston umgehauen, George Foreman ausgetanzt und Joe Frazier überlebt. Aber auch außerhalb des Rings hat er einige sehr kluge Entscheidungen getroffen wie etwa jene, den Stern auf dem Walk of Fame nicht zu akzeptieren. "Ich will nicht, dass die Leute auf meinem Namen herumtrampeln", sagte er im Jahr 2002, als ihn die Hollywood Chamber of Commerce auf dem Gehsteig des Hollywood Boulevard verewigen wollte. Der Stern hängt seitdem an der Wand am Eingang des Dolby Theatre, vor der Oscar-Verleihung trampeln die Promis auf den Namen ihrer Kollegen herum, bei Ali bleiben sie stehen.

Dieser Walk of Fame, das muss nun mal gesagt werden, ist die überschätzteste Straße der Welt und deshalb auch eine der traurigsten. Es ist eine ziemlich versiffte Straße in einer Gegend, in der ein Besucher eher ausgeraubt wird, als dass er einem Star oder wenigstens einem Sternchen begegnet. Deshalb muss die Frage erlaubt sein, wem das eigentlich nützt, dass am Mittwochmorgen jemand den Stern von Donald Trump demoliert hat.

Okay, zunächst einmal muss eine andere Frage beantwortet werden: Warum in aller Welt hat Trump überhaupt so einen Stern bekommen? Nun, er war mal an der Castingsendung "The Apprentice" beteiligt, bei der die Teilnehmer um einen Arbeitsplatz in einer seiner Firmen kämpften. Trump beurteilte als Moderator und Juror die Fähigkeiten der Bewerber und schickte nach jeder Folge einen nach Hause mit den Worten: "You are fired!" Die Sendung war in den Vereinigten Staaten überaus erfolgreich.

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:Donald Trumps gesammelte Beleidigungen in der "New York Times"

Die Zeitung druckt eine Liste aller Attacken des US-Präsidentschaftskandidaten. Hillary Clinton ist darauf am häufigsten zu finden, aber auch für Merkel und Deutschland hat Trump nur böse Worte.

Seit neun Jahren hat Trump nun einen Stern auf diesem Gehsteig, im Februar sprühte jemand ein Hakenkreuz darauf, danach gab es Schmierereien mit den Worten "Rassist", "Sexist" und "Trottel", Menschen führten ihren Hund auf dem Stern Gassi. Der Straßenkünstler Plastic Jesus errichtete im Juli eine 18 Zentimeter hohe Mauer um den Stern in Anlehnung an die Mauer, die Trump als US-Präsident an der Grenze zu Mexiko bauen will.

Dem Zerstörer drohen bis zu drei Jahre Gefängnis und 10 000 Dollar Geldstrafe

Am Mittwochmorgen nun bearbeitete ein als Bauarbeiter verkleideter Mann den Stern mit einem Vorschlaghammer und einer Axt. Er war nicht alleine, sondern hatte Journalisten der Entertainment-Website Deadline dabei - denen er sogleich ein Interview gab. "Ich denke, ich werde die Konsequenzen für mein Handeln tragen müssen", sagte der Mann, der sich selbst James Otis nennt und behauptet, er habe den Stern versteigern und damit jene Frauen finanziell unterstützen wollen, die Trump der sexuellen Nötigung bezichtigt haben. Nun drohen ihm bis zu drei Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von 10 000 Dollar, weil der Schaden bei mehr als 2500 Dollar liegen soll: "Ich werde das gerne bezahlen - und wenn ich dafür hinter Gitter muss, dann mache ich das eben."

Die Handelskammer von Hollywood hat bereits angekündigt, Otis strafrechtlich verfolgen zu lassen. "Das klingt alles weniger nach einem politischen Statement als vielmehr danach, dass jemand ein bisschen Aufmerksamkeit haben wollte", sagt Präsident Lern Gubler. Er kündigte an, Trumps Stern so schnell wie möglich reparieren zu lassen: "Dieser Stern soll eine Auszeichnung sein - wir haben noch nie einen entfernt. Der Hollywood Walk of Fame steht unter Denkmalschutz. Wenn jemand einen Stern bekommt, dann ist er ein Teil dieses historischen Gebildes." Bei Touristen besonders beliebt in diesem Gebilde sind übrigens die Sterne von Michael Jackson, Harrison Ford und Chuck Norris. Abend für Abend herrscht gerade hier großes Gedränge, Geschubse und Geschrei.

Trump jedenfalls fürchtet sich bekanntlich vor allem davor, das geht aus von der New York Times veröffentlichten Aufzeichnungen des Journalisten Michael D'Antonio hervor, dass er gedemütigt wird, dass sich niemand mehr für ihn interessiert, dass er eben keine große Nummer mehr ist. "Es würde mich tierisch nerven, wenn ich nicht der Mittelpunkt wäre", sagte er einmal.

Der Vandalismus hilft deshalb vor allem Donald Trump. Nun reden die Menschen, zwei Wochen vor der Präsidentschaftswahl, wieder über ihn - und er musste dafür nicht einmal jemanden beleidigen. Er, der sich so gerne als Opfer stilisiert, ist diesmal tatsächlich selbst das Opfer. Und schlimmer noch: Jetzt kann noch nicht einmal mehr jemand auf seinem Namen herumtrampeln.

© SZ vom 28.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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