Vatikan:Erste gemeinsame Enzyklika zweier lebender Päpste veröffentlicht

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Demonstrative Einigkeit: Papst Franziskus und sein Vorgänger Benedikt XVI. bei einer gemeinsamen Veranstaltung (Foto: dpa)

Novum in der Geschichte der katholischen Kirche: Zwei Päpste haben gemeinsam eine Enzyklika verfasst. Papst Franziskus hat bei dem Grundsatzpapier auf die Arbeit seines Vorgängers Benedikt XVI. aufgebaut. In der Kirche wird dies als "bemerkenswertes Zeichen" gewertet.

Erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche haben zwei lebende Päpste gemeinsam eine sogenannte Enzyklika verfasst. Das Lehrschreiben zu grundlegenden theologischen Fragen mit dem Titel "Lumen Fidei" (Licht des Glaubens) wurde im Vatikan veröffentlicht. Es wurde von Papst Franziskus auf der Grundlage von Aufzeichnungen seines Vorgängers Benedikt XVI. vollendet.

In dem Werk bekräftigen Franziskus und Benedikt XVI. das katholische Verständnis der Ehe als Bund von Mann und Frau. Zudem wird betont, dass der Glaube an Gott dem Allgemeinwohl dienen solle und Christen nicht "arrogant" sein dürften, sondern "demütig" sein sollten. Der Glaube werde "in der Form des Kontakts von Person zu Person weitergegeben, wie eine Flamme sich an einer anderen entzündet", heißt es in dem knapp 90 Seiten langen Text. Sein Licht könne das gesamte Sein des Menschen erleuchten.

"Ein bemerkenswertes Zeichen - bei aller Verschiedenheit der Personen"

Der aus Deutschland stammende Vorsitzende der vatikanischen Glaubenskongregration, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, würdigte "die grundlegende Kontinuität der Botschaft von Papst Franziskus mit den Lehräußerungen von Benedikt XVI". Es sei "eine glückliche Fügung, dass dieser Text, wenn man so will, der Feder zweier Päpste entstammt".

Enzykliken sind die wichtigsten päpstlichen Schreiben. Unterzeichnet wurde die Enzyklika nur von Franziskus, Benedikt hat nach seinen Angaben jedoch viel zu dem Werk beigetragen. "Dafür bin ich ihm zutiefst dankbar", schreibt er in der Enzyklika. "In der Brüderlichkeit in Christus übernehme ich seine wertvolle Arbeit und ergänze den Text durch einige weitere Beiträge." Die neue Enzyklika sei eine Fortführung der vorherigen Enzykliken Benedikts zur Liebe und zur Hoffnung.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, nannte es "ein bemerkenswertes Zeichen", dass Franziskus "bei aller Verschiedenheit der beteiligten Personen und Charismen großzügig von seinem Vorgänger die Ausarbeitung in der Substanz übernommen" habe. "So fügen sich beide Pontifikate gut zusammen", erklärte er. Die beiden Päpste hatten sich am Freitagmorgen bei der Einweihung eines neuen Denkmals im Vatikan getroffen und sich mit einer langen Umarmung begrüßt.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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