Flugzeugunglück in Indien:"Eine große Katastrophe"

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Es ist das schwerste Unglück seit einem Jahrzehnt in Indien: Eine Passagiermaschine ist bei der Landung in Mangalore verunglückt. Von den 166 Menschen an Bord überlebten vermutlich nur acht.

Beim schwersten Flugzeugunglück in Indien seit einem Jahrzehnt sind mindestens 158 Menschen ums Leben gekommen. Lediglich acht Passagiere überlebten nach offiziellen Angaben die Bruchlandung einer aus Dubai kommenden Maschine der Billig-Fluglinie Air India Express. Im indischen Nachrichtensender NDTV war ein Mann mit schweren Verbrennungen in einem Krankenhausbett zu sehen, außerdem eine Frau mit einem Kopfverband auf einer Bahre sowie ein kleines Kind, das von Ärzten versorgt wurde.

Flugzeugabsturz in Mangalore - Polizei, Rettungshelfer und Anwohner versuchen, Überlebende aus dem Frack zu retten und den Brand zu löschen. (Foto: dpa)

Das Flugzeug schoss bei Regen über die Landebahn des Flughafens der südlichen Stadt Mangalore hinaus und fing Feuer. "Das ist eine große Katastrophe", sagte der Innenminister des Unionsstaates Karnataka, V.S. Acharya. Der indische Ministerpräsident Manmohan Singh sprach den Angehörigen der Überlebenden sein Beileid aus und sagte ihnen finanzielle Entschädigung zu. In einem Telefonat sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel dem Ministerpräsidenten ihr Beileid aus.

Die Behörden gehen bislang von einem Unfall aus. Der Pilot habe keinen Notruf abgegeben, sagte ein Vertreter der Flugsicherheit im lokalen Fernsehen. Einem TV-Bericht zufolge prallte die Maschine bei der Landung gegen einen Radarturm. Fernsehaufnahmen zeigten, wie Rauch über dem Flugzeug aufstieg. Rettungskräfte evakuierten Menschen aus der Maschine und Feuerwehrleute bemühten sich, die Flammen zu löschen. Ein Feuerwehrmann trug ein verletztes Kind auf dem Arm.

"Wir haben nicht daran geglaubt, zu überleben"

Es habe eine Erschütterung und wenig später eine Explosion gegeben, sagte ein Überlebender dem Sender CNN-IBN. "Wir haben nicht daran geglaubt, zu überleben, aber wir haben überlebt", sagte Pradeep, ein in Dubai arbeitender Techniker, in einem lokalen Fernsehsender. "Das Flugzeug zerbrach in zwei Teile und wir sprangen heraus - sobald die Maschine gelandet war, das geschah alles innerhalb von Sekunden."

Die Boeing 737 durchbrach bei der missglückten Landung gegen sechs Uhr einen Begrenzungszaun und die Umgrenzungsmauer. Aufschluss soll nun die Auswertung des Flugschreibers bringen, der nach Angaben der Nachrichtenagentur WAM aus Dubai inzwischen gefunden wurde. Nach Angaben des Mutterkonzerns Air India waren 160 Passagiere - allesamt aus Indien - und sechs Besatzungsmitglieder an Bord der zwei Jahre alten Maschine vom Typ Boeing -737-800. Demnach wurden bislang 116 Leichen geborgen. Unter den Passagieren waren auch Kinder.

Schwer erreichbare Hochebene

Auf Fernsehbildern war die verunglückte Maschine in einem Waldgebiet zu sehen. Feuerwehrleute kämpften gegen die aus den Trümmern schießenden Flammen. Medienberichten zufolge verunglückte die Maschine gegen 6.30 Uhr Ortszeit (3.00 Uhr Mitteleuropäischer Zeit).

Nach Behördenangaben herrschte zum Zeitpunkt der Landung der Boeing schlechtes Wetter. Es hatte in den vergangenen Tagen stark geregnet, was die Sicht beeinträchtigt habe. Der Flughafen liegt auf einer von Hügeln umgebenen Hochebene, die Feuerwehr konnte das Gelände nur schwer erreichen. Boeing kündigte an, die Ermittlungen der indischen Behörden zu unterstützen.

Air India Express ist eine Tochterfirma der staatlichen Air India und bietet Billigflüge nach Dubai und zu Zielen am Persischen Golf an, wo Tausende Inder beschäftigt sind. Air India habe in der Vergangenheit darauf bestanden, dass nur sehr erfahrene Piloten solche hoch gelegenen Flughäfen anfliegen, sagte der Luftfahrtexperte Asif, ein langjähriger Fluglotse. In den vergangenen Jahren habe die Fluggesellschaft aber zahlreiche Piloten aus dem Ausland eingestellt, die möglicherweise mit dem Terrain nicht besonders vertraut seien. Auch der Unglückspilot der abgestürzten Maschine kam aus Serbien, galt aber als sehr erfahren.

Das letzte große Flugzeugunglück in Indien liegt knapp zehn Jahre zurück. Im Juli 2000 stürzte eine Maschine der Alliance Air beim Landeversuch in ein Wohngebiet in der Stadt Patna. Mehr als 50 Menschen kamen damals ums Leben.

© dpa/AFP/AP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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