Tödliche Schüsse eines US-Polizisten:Zweites Video im Fall Walter Scott veröffentlicht

Lesezeit: 2 min

  • Die Behörden von South Carolina haben ein zweites Video im Zusammenhang mit den Schüssen eines Polizisten auf den Afroamerikaner Walter Scott veröffentlicht.
  • Die Filmsequenz zeigt die Fahrzeugkontrolle, die den Schüssen vorangeht. Darauf ist zu sehen, wie Walter Scott aus dem Wagen springt und flieht.
  • Die Gründe für seine Flucht bleiben unklar.

"Taser, Taser, Taser", sagt der Polizist

Im Fall des Afroamerikaners Walter Scott, der durch die Schüsse eines weißen US-Polizisten getötet wurde, ist ein zweites Video aufgetaucht. Die Behörden von South Carolina haben die Filmsequenz veröffentlicht, die eine Kamera im Polizeiwagen des wegen Mordes angeklagten Polizisten Michael Slager aufgenommen hat. Darauf ist die Verkehrskontrolle zu sehen, in deren Folge es zu dem tödlichen Vorfall kam.

Zu Beginn fragt der Polizist Scott, der in einem Mercedes sitzt, nach seinen Papieren. Dieser erwidert, dass er das Auto noch nicht gekauft habe und deswegen keinen Versicherungsnachweis vorlegen könne. Scotts Familie und seine Unterstützer hatten bislang angegeben, dass ihm das Auto gehört habe.

"Ich bin gleich wieder bei Ihnen", sagt der Polizist und kehrt zu seinem Wagen zurück. Scott verlässt sein Auto, setzt sich aber wieder auf den Sitz, als Slager ihn dazu auffordert. Etwa zwanzig Sekunden später springt Scott aus seinem Auto und rennt davon. Slager verfolgt ihn, sagt an einer Stelle "Taser, Taser, Taser!" und befiehlt Scott offensichtlich kurz darauf, sich auf den Boden zu legen.

Rassismus bei der US-Polizei
:Was North Charleston und Ferguson verbindet

Ein unbewaffneter schwarzer Mann stirbt durch Schüsse aus der Waffe eines weißen Polizisten. Der tödliche Zwischenfall in North Charleston erinnert unweigerlich an den Tod des afroamerikanischen Jugendlichen Michael Brown. Worin sich die beiden Fälle gleichen.

Von Lena Jakat

Unklarheit über den Grund für Scotts Flucht

Warum Scott die Flucht ergriffen hat, ist nicht klar. Sein Vater äußerte die Vermutung, dass sein Sohn vielleicht vor dem Polizisten weggelaufen sei, "weil er Unterhaltszahlungen für seine Kinder schuldete" und möglicherweise eine Festnahme befürchtete. Früheren Medienberichten zufolge war er von der Polizei gestoppt worden, weil angeblich eines der Rücklichter seines Autos nicht funktionierte. Dies geht aus dem nun veröffentlichten zweiten Video nicht hervor.

Slagers Verteidigung hat sich bislang nicht zu dem zweiten Video geäußert. Die New York Times zitiert einen Anwalt, der sagt, die neuen Filmaufnahmen würden dem Polizisten weder helfen, noch schaden.

Polizeigewalt in den USA
:Wie sich die Polizei kontrollieren ließe

Muss man hoffen, dass jedes Mal, wenn ein Polizist in den USA einen Unbewaffneten erschießt, ein Passant mit dem Smartphone filmt? Das fragen sich Polizeikritiker und Bürgerrechtler. Körperkameras gelten als möglicher Ausweg.

Von Oliver Klasen und Julia Rathcke

Hintergrund: Erstes Video zeigt Schüsse in den Rücken

Slager ist wegen Mordes angeklagt, seitdem ein erstes Video an die Behörden übergeben wurde, das zeigt, wie der Polizist dem weglaufenden Walter Scott mehrmals in den Rücken schießt. Scott bricht nach wenigen Schritten zusammen, stirbt kurze Zeit später an seinen Verletzungen. Weder Slager noch seine beiden herbeigeeilten Kollegen leisten nach den Schüssen erste Hilfe. Stadtdessen wird Scott mit Handschellen gefesselt. Slager hatte im Polizeibericht angegeben, Scott habe ihm zuvor seinen Taser entrissen.

Slager hatte bereits Anzeige wegen übermäßiger Gewalt

Aus Slagers Personalakte ergibt sich, dass er bereits 2013 wegen übermäßiger Gewalt gegen einen Schwarzen angezeigt wurde. Die Behörden, die den Fall überprüften, kamen jedoch zu dem Schluss, der Polizist habe sich richtig verhalten. Jetzt soll der Fall noch einmal untersucht werden.

© Süddeutsche.de/fued - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Polizeigewalt in den USA
:Todesschütze wurde zuvor bereits exzessive Gewalt vorgeworfen

Hätte Walter Scotts Tod verhindert werden können? Ein Afroamerikaner aus North Charleston erhebt Vorwürfe gegen die Polizei. Der Todesschütze habe ihn bereits 2013 misshandelt, doch eine Beschwerde sei nicht richtig geprüft worden.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: