Todesschütze bereits wegen Gewalt gegen Afroamerikaner angezeigt
Der weiße US-Polizist, der den flüchtenden Afroamerikaner Walter Scott in den Rücken schoss und tötete, wurde bereits zuvor wegen übermäßiger Gewalt gegen einen Schwarzen angezeigt. Das geht aus einer Beschwerde in der Personalakte des mittlerweile entlassenen und wegen Mordes angeklagten Michael Slager hervor.

Todesschütze von North Charleston:Schwer bewaffnet nach neun Wochen Polizeischule
Die US-Stadt North Charleston entlässt den weißen Polizisten, der den Afroamerikaner Walter Scott mit acht Schüssen tötete. Die Behörden müssen sich fragen lassen, ob der Mann ausreichend ausgebildet wurde.
2013 war Slager demnach in North Charleston mit einem Kollegen zum Haus eines vermeintlichen Einbrechers gerufen worden. An der Tür erschien Mario Givens, der beteuerte, nicht der Gesuchte zu sein und sich weigerte das Haus zu verlassen. Slager soll ihm daraufhin mit dem Eletroschocker gedroht haben. Givens behauptet, er habe das Haus mit erhobenen Händen verlassen, sei aber dennoch von Slager mit Stromstößen traktiert worden. So berichtete es auch eine Augenzeugin. Givens reichte später eine Beschwerde ein.
Ein Kollege Slagers sagte dagegen aus, der Polizeibeamte sei zum Einsatz des Elektroschockers gezwungen gewesen, weil Givens Widerstand geleistet habe.
"Hätte man mir zugehört, wäre der Mann wahrscheinlich noch am Leben"
Nach den Todesschüssen auf Walter Scott erklärte Givens bei einer Pressekonferenz vor US-Medien, seine Beschwerde sei lange Zeit nicht bearbeitet worden. Man habe ihn immer wieder vertröstet und beteuert, man würde noch ermitteln. Schließlich sei ihm auf Nachfrage mitgeteilt worden, der Polizist habe sich korrekt verhalten. Auf den gewaltsamen Tod von Walter Scott bezogen, sagte Givens "Hätte man mir zugehört und wirklich ermittelt, wäre der Mann wahrscheinlich noch am Leben".
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Die Polizeiakte offenbart dem Online-Auftritt der Washington Post zufolge, dass Slager nur etwa zwei Wochen nach Givens' beschwerde durch die Ermittlungsbehörden entlastet wurde. Als Begründung diente allein die Feststellung, Givens habe sich geweigert, sein Haus zu verlassen. Ein Polizeisprecher kündigte an, der Fall solle nun erneut geprüft werden.
Angehörige wollen Klage gegen Stadt und Polizei einreichen
Die Hinterbliebenen von Walter Scott wollen Medienberichten zufolge Klage gegen die Stadt North Charleston und die Polizei einreichen. Auch Givens will vor Gericht ziehen. Der Todesschütze Slager befindet sich in Untersuchungshaft. Ihm droht eine Anklage wegen Mords und bei Verurteilung lebenslange Haft oder die Todesstrafe.
Slagers auf Video festgehaltene Todesschüsse auf den flüchtenden Walter Scott lösten in den USA eine Welle der Empörung aus. Slager hatte sich auf Notwehr berufen und muss voraussichtlich am Freitag vor Gericht erscheinen. Der erschossene Scott soll am Samstag beerdigt werden.