Schweizer Website "Ohne dich":Nicht ohne meinen Ausländer

Der Erfolg der neuen Seite hat alle Erwartungen ihres Schöpfers Berni Stoller übertroffen. (Foto: Screenshot)

Die Schweizer sind gegen die Zuwanderung von Ausländern? Nicht alle. Auf einer neuen Website können diese nun einem Ausländer ihrer Wahl bekennen, wie sehr sie ihn mögen. Die Kampagne kommt gut an.

Von Wolfgang Koydl, Zürich

Auf den ersten Blick ähnelt das Projekt dem kitschigen Cartoon-Dauerbrenner "Liebe ist ...". Aber "Ohne dich ..." hat einen noch ernsteren Hintergrund als die Liebe. Weil er "ziemlich desillusioniert" gewesen sei von der Abstimmung über eine Begrenzung der ausländischen Zuwanderung in seiner Heimat vor zwei Wochen wollte der Schweizer Grafiker Berni Stoller "etwas Positives entgegensetzen".

Nun können Schweizerinnen und Schweizer auf einer Webseite einem Ausländer ihrer Wahl bekennen, weshalb und wie sehr sie ihn mögen, lieben oder verehren. Stoller und sein Team überprüfen allerdings jeden Eintrag, um zu vermeiden, dass rassistische Beiträge online gehen.

"Ohne dich wäre ich nichts", gesteht nun zum Beispiel der Schweizer Dominik seinem türkischen Freund Dogukan, und Rebekka reimt "Ohne dich will ich nich" für ihren Adrian aus Belgien. Weniger emotional ist der Zuruf von Luca an seinen italienischen Kollegen Luigi: "Ohne dich wäre die Arbeit nur halb so lustig."

Die Welt sieht wieder besser aus

Der Erfolg der Seite hat alle Erwartungen ihres Schöpfers übertroffen. Erst Dienstagabend aufgeschaltet, hatten sich bis Freitagmittag schon 300 Paare mit Bild und Bekenntnis geoutet, und stündlich werden es mehr.

Gerührt bedankte sich eine Ausländerin auf der Facebook-Seite von "Ohne dich": "Danke, dass ihr uns Ausländern zeigt, dass nicht alle Schweizer uns als Kriminelle wahrnehmen.... Dank euch sieht die Welt wieder besser aus."

Vor allem sieht die Welt runder aus, wie der Eidgenosse Ralph an den Griechen Pythagoras unter einem Bild textete, das die Schweiz neben einer Erdkugel zeigt: "Ohne dich lebten wir noch immer auf einer Scheibe."

© SZ vom 22.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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