Prozess wegen Kindesmisshandlung:Yağmurs Vater sei ein "herzensguter Mensch"

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Das Grab des dreijährigen Mädchens Yağmur (Foto: dpa)

Der Mann tue keiner Fliege was: Ein Cousin nimmt den Vater der dreijährigen Yağmur vor Gericht in Schutz. Das Mädchen aus Hamburg starb im Dezember an den Folgen von Misshandlungen.

  • Seit vielen Wochen läuft der Prozess gegen die Eltern der kleinen Yağmur aus Hamburg, die wegen der tödlichen Misshandlung ihrer Tochter vor Gericht stehen. Im Prozess schildert der Cousin des Vaters seine Sicht der Dinge.
  • Der Cousin sagt vor Gericht über den Vater aus, er sei ein "herzensguter Mensch".

Der Prozess gegen Yağmurs Eltern

Kurz vor Weihnachten 2013 starb die kleine Yağmur aus Hamburg an den Folgen von Misshandlungen. Ihre Eltern stehen vor Gericht - und schweigen bisher. Ein Cousin des Vaters sagte nun vor Gericht aus.

Der mitangeklagte Vater der getöteten kleinen Yağmur aus Hamburg ist nach Ansicht seines Cousins ein "herzensguter Mensch". "Er tut keiner Fliege was", sagte der 22-Jährige am Dienstag als Zeuge vor dem Hamburger Landgericht. Yağmur war kurz vor Weihnachten 2013 in der Wohnung ihrer Eltern an inneren Blutungen gestorben.

Rechtsmediziner hatten nach dem Tod des dreijährigen Mädchens eine Vielzahl von Verletzungen an Kopf und Körper festgestellt. Die 27 Jahre alte Mutter steht wegen Mordes vor Gericht, sie soll ihre Tochter aus Hass zu Tode misshandelt haben. Der 26-jährige Vater muss sich verantworten, weil er das Kind nicht geschützt haben soll. Im Prozess haben beide bisher zu den Vorwürfen geschwiegen.

Die Vorgeschichte

Yağmur war seit ihrer Geburt von den Behörden betreut worden. Diese stehen nun wegen Versäumnissen in der Kritik. Das Mädchen war schon kurz nach seiner Geburt zu einer Pflegemutter gekommen, d iese hatte schon früh einen Verdacht gegen die Eltern. Das Mädchen habe "hysterisch" auf die Mutter reagiert. Die leiblichen Eltern behielten das Sorgerecht und hatten Umgang mit ihrem Kind. Von Mitte 2013 an lebte Yağmur wieder bei ihnen. Kurz vor Weihnachten starb die Dreijährige in ihrer Obhut.

Yağmurs Vater habe schon vor dem Tod des Kindes einen Schlussstrich unter seine Ehe gezogen, sagte dessen 22-jähriger Cousin nun. "Da war nichts mehr zu retten. Er war glücklich, seine Tochter zu sehen, und weniger glücklich, seine Frau zu sehen." Er habe sich scheiden lassen wollen, weil er es mit der 27-Jährigen nicht mehr ausgehalten habe: "Er war schon beim Anwalt, das war im Gang."

Der Angeklagte habe auch das Sorgerecht für Yağmur beantragen wollen, sagte der Zeuge. "Ich weiß, dass er seine Tochter über alles geliebt hat. Er war für seine Familie da." Der 22-Jährige sagte, sein Cousin habe vermutet, dass seine Frau Yağmur schlage. Er habe erzählt, dass das Kind blaue Flecken am Körper habe - und dass Yağmurs Mutter versucht habe, sie mit Schminke zu überdecken. Er habe ihm auch gesagt, dass seine Partnerin die Kleine hasse.

Die Vergangenheit des Vaters

Der Vater Yağmurs sei bei den Großeltern aufgewachsen, seine Eltern hätten in der Türkei gelebt, sagte der 22-Jährige: "Er war auf sich allein gestellt, er hatte keinen, der ihm so richtig den Weg zeigt." Er habe früher "mal Unsinn" gemacht, etwa geklaut. Nach der Geburt seiner Tochter aber habe sein Cousin "permanent gearbeitet" und sei "familienbezogen" gewesen.

Auf Nachfragen konnte sich der Zeuge an viele Einzelheiten allerdings nicht erinnern. Den Vater des 22-Jährigen hatte das Landgericht bereits Anfang Juli als Zeugen befragt. Auch er hatte erklärt, der Angeklagte habe seine Tochter sehr geliebt und sei gut zu dem Kind gewesen. Er habe ihn nie aggressiv erlebt.

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