Prozess um Tod von Michael Jackson:Literweise Narkosemittel

Lesezeit: 1 min

Ein Zeuge hat den Leibarzt des King of Pop vor Gericht in Los Angeles schwer belastet: Conrad Murray habe vor Michael Jacksons Tod große Mengen des starken Narkosemittels Propofol bei ihm bestellt, sagt ein Apotheker. Die Aussage des Mannes weckt Zweifel an der Glaubwürdigkeit des angeklagten Mediziners.

Im Prozess um den Tod des King of Pop hat ein Apotheker Michael Jacksons Leibarzt Conrad Murray belastet - zumindest indirekt: In den Wochen vor Jacksons Tod soll Murray ein starkes Narkosemittel literweise eingekauft haben. Tim Lopez sagte vor Gericht in Los Angeles aus, dass Conrad Murray bei ihm große Mengen Propofol bestellt habe. Sein Kunde habe ihm gesagt, dass er damit etliche Patienten in seiner Klinik in Los Angeles behandle.

Er ist ein Zeuge der Anklage - und belastete Jacksons früheren Leibarzt Conrad Murray mit seiner Aussage: Literweise habe der das starke Narkosemittel Propofol bei ihm bestellt, sagte der Apotheker Tim Lopez vor Gericht in Los Angeles. (Foto: AP)

Diese Aussage kann aber so nicht stimmen: Der wegen fahrlässiger Tötung angeklagte Herzspezialist kümmerte sich zu diesem Zeitpunkt nur um Jackson, besaß auch keine Klinik in Los Angeles. Murray gab stattdessen den Wohnort seiner Freundin Nicole Alvarez als Postadresse an. Alvarez, die mit Murray einen zweijährigen Sohn hat, bestätigte vor Gericht, dass sie in den Wochen vor Jacksons Tod in ihrer Wohnung Pakete für Murray in Empfang genommen habe. Sie beteuerte, dass sie nichts über den Inhalt gewusst habe.

Nach Aussagen weiterer Zeugen am sechsten Prozesstag war Murray am Todestag des Sängers häufig am Telefon. Seine Bekannte Sade Anding sagte aus, sie habe mit Murray einige Minuten gesprochen, als er plötzlich aus der Leitung verschwand. Dann habe sie nur noch unverständliches Murmeln und Geräusche gehört, als ob das Telefon in seiner Hosentasche gesteckt habe.

Die Anklage legte nahe, dass Murray mitten in dem Gespräch plötzlich bemerkte, dass sein Patient nicht mehr atmete. Jackson war an einer "akuten Vergiftung" mit dem starken Betäubungsmittel Propofol gestorben. Die Staatsanwaltschaft will beweisen, dass der Leibarzt abgelenkt war und "grob fahrlässig" mit dem Sänger umging. Während er Jackson betreute, kümmerte sich Murray auch noch um seine Patienten in anderen Praxen und telefonierte mit Angestellten und Bekannten, so der Vorwurf.

Die Verteidigung will dagegen zeigen, dass Jackson am Todestag etliche Mittel ohne Wissen seines Arztes eingenommen und sich damit versehentlich selbst getötet hat. Das Verfahren in Los Angeles kann sich nach Einschätzung des Richters über vier bis fünf Wochen hinziehen. Die Verhandlung wird von Internetportalen und einigen US-TV-Sendern live übertragen. Im Falle eines Schuldspruchs muss Murray mit vier Jahren Haft rechnen.

© sueddeutsche.de/dpa/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: