Prozess in Dortmund:Getötet in der Schule

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Einen Tag nach der Tat im Januar: Blumen und Kerzen erinnern an den getöteten 14-Jährigen an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Lünen. (Foto: dpa)
  • In Dortmund hat unter Ausschluss der Öffentlichkeit der Prozess gegen einen 16-Jährigen mit Verlesung der Anklageschrift begonnen.
  • Der Angeklagte soll im Januar in der Käthe-Kollwitz-Schule in Lünen einen 14-Jährigen heimtückisch mit einem Messer erstochen haben.
  • Nach den Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Polizei war der Schüler schon zuvor mehrmals durch aggressives Verhalten aufgefallen.

Es war kurz nach Beginn der ersten Stunde: Zwei Jugendliche treffen sich auf dem Flur der Käthe-Kollwitz-Schule in Lünen, kurz darauf ist einer von ihnen tot - gestorben an einem Messerstich in den Hals. Was in den Minuten dazwischen geschah, ist die Frage, die nun in einem Mordprozess vor dem Landgericht Dortmund geklärt werden soll.

Angeklagt ist ein heute 16-Jähriger. Er soll im Januar den Schüler erstochen haben. Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass das Opfer keinen Angriff kommen sah und deshalb arg- und wehrlos gewesen ist. Die Anklage gegen den 16-Jährigen lautet daher auf heimtückischen Mord. Die Verhandlung vor der Jugendstrafkammer findet aufgrund seines Alters ohne Zuschauer statt. Die Eltern des Opfers dürfen jedoch in den Saal. "Er konnte uns nicht einmal in die Augen schauen", sagte die Mutter über den Angeklagten. Der erste Verhandlungstag dauert nur kurz, nach Verlesung der Anklage ist er bereits wieder vorbei.

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Ein 15-Jähriger soll einen 14-jährigen Mitschüler an einer Gesamtschule in Lünen getötet haben, weil dieser die Mutter des mutmaßlichen Täters "provozierend angeschaut" haben soll, heißt es nach der Vernehmung.

Von Christian Wernicke

Die Vorwürfe sind bekannt: Der Angeklagte, damals noch 15 Jahre alt, soll auf den 14-jährigen Schüler losgegangen sein. Nach den Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Polizei war der Schüler schon zuvor mehrmals durch aggressives Verhalten aufgefallen. Der Verdächtige konnte zunächst fliehen. Die Polizei entdeckte ihn mithilfe eines Hubschraubers schließlich auf einer Wiese an einem nahen Kanal.

Zurück am Tatort blieben 900 verstörte Schüler und 90 fassungslose Lehrer. Der Vorfall habe "große Betroffenheit im Kollegium und in der ganzen Schule ausgelöst", sagte Schuldirektor Reinhold Bauhus damals. Lange wurde gerätselt, was das Motiv für die Tat war. Die beiden Schüler sollen sich gekannt haben, offenbar verband sie eine alte Abneigung. Der 16-Jährige war wegen Sachbeschädigung bereits polizeibekannt und hatte deswegen die Käthe-Kollwitz-Schule verlassen müssen.

Am Tag der Tat hatte er gemeinsam mit seiner Mutter einen Termin bei einer Sozialarbeiterin der Schule. Er sollte offenbar zurück an seine alte Schule. Der Polizei sagte der Angeklagte nach seiner Festnahme, der 14-Jährige habe seine Mutter provozierend angeschaut. Deshalb sei er auf ihn losgegangen.

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