Ostwestfalen:Höxter-Haus hat einen neuen Besitzer

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Jahrelang soll das Paar mehrere Frauen in das Haus in Ostwestfalen gelockt und dort schwer misshandelt haben. (Foto: dpa)
  • Der Prozess um die Geschehnisse in dem Haus in Höxter läuft noch. Doch das Gebäude ist jetzt verkauft worden.
  • Der neue Besitzer will das Haus vermieten oder selbst beziehen.

Hinter den weißverputzten Wänden des Hauses in Höxter-Bosseborn in Nordrhein-Westfalen haben sich jahrelang grausame Szenen abgespielt, ohne dass es jemand merkte. Ein Paar misshandelte zwei Frauen, bis diese 2014 und 2016 verstarben. Dem Westfalenblatt zufolge hat das Haus mit der schrecklichen Geschichte nun einen neuen Eigentümer: Ein Handwerker aus der näheren Umgebung habe die Immobilie erworben, berichtet die Zeitung. Der neue Eigentümer wolle das Haus sanieren und vermieten oder selbst beziehen. Die Scheune wolle er für seinen Handwerksbetrieb nutzen. Die bisherigen Besitzer hatten demnach zunächst angekündigt, das Haus abreißen zu wollen.

Das Haus ist verkauft - der Fall noch nicht endgültig geklärt. Noch immer beschäftigt sich das Landgericht Paderborn damit, was Wilfried W. und seine Ex-Partnerin Angelika W. den Frauen auf dem Gehöft in Ostwestfalen antaten.

Am Dienstag wurde die Angeklagte Angelika W. befragt. Es ging um zahlreiche Notizzettel, die die Polizei in der ganzen Wohnung verteilt gefunden hatte. Sie waren den Ermittlungen zufolge teilweise von den Angeklagten verfasst, teilweise von den Opfern auf Verlangen geschrieben worden. In anderen Fällen sollen die Opfer nur unterschrieben haben.

Auf den Zetteln schilderten die Opfer ihre Folter und die Erniedrigungen. Sie formulierten Kündigungsschreiben und Einverständniserklärungen. Das Paar habe sich damit absichern wollen, sagte Angelika W. Mit anderen Zetteln, wie einem fingierten Kündigungsschreiben für die eigene Wohnung, sollten die Frauen demnach unter Druck gesetzt werden.

"Wilfried W. hat damit nix zu tun, ich schreibe das hier aus freien Stücken auf", stand auf einem der Zettel. Eine andere Frau hatte notiert, dass der Mitangeklagte Wilfried W. sie ruhig schlagen dürfe, weil sie eigene Fehler gemacht hätte. Ein Opfer schrieb, Wilfried W. habe sie nie vergewaltigt. "Dieser Hinweis war meinem Ex-Mann sehr wichtig", sagte die Angeklagte und ergänzte: "Er hat auch nie eine Frau vergewaltigt."

Wilfried W., der sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert hatte, unterbrach die Aussage seiner Ex-Frau an einem Punkt: Als sie eine der Erniedrigungen schilderte, bei der er Zeuge gewesen sein soll, bezeichnete er dies in einem Zwischenruf als Lüge.

Die Anklage in dem Prozess lautet auf zweifachen Mord durch Unterlassen sowie mehrfache Körperverletzung.

© SZ.de/dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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