Solidaritätswelle in Spanien:Alle für Josefa, die "Oma von Fuerteventura"

Die 63-jährige Spanierin Josefa Hernández soll wegen ihres illegal errichteten Hauses sechs Monate ins Gefängnis. Nun bekommt sie Unterstützung von höchster Stelle.

Von Thomas Urban

Als Josefa Hernández, 63 Jahre alt, den Weg ins Gefängnis antrat, hatte sie viele Fans dabei. Nicht nur der Bürgermeister ihres Heimatortes auf der Insel Fuerteventura saß am Montag an Bord der Fähre, die Hernández auf die Nachbarinsel Lanzarote brachte, sondern auch mehrere Fernsehteams und eine Gruppe von Demonstranten.

Sechs Monate sollte Hernández im Gefängnis verbringen. Das Vergehen der gern in geblümten Leggins auftretenden "Oma von Fuerteventura", wie sie die spanische Presse nennt: Sie will ihr illegal errichtetes Haus nicht verlassen und es auch nicht abreißen lassen. Also hat ein Gericht sechs Monate Beugehaft angeordnet, die Instanzen haben den Richterspruch bestätigt. Das Haus steht in einem Naturschutzgebiet; die Oma aber hatte die Räumungsbescheide der Umweltbehörde missachtet und mit einem Anbau begonnen.

Josefas Argumente

Hernández führte zwei Argumente zur Verteidigung an: In dem Haus wohnten noch eine körperlich behinderte Tochter und ein arbeitsunfähiger Sohn sowie drei Enkel. Sie alle verlören ihr Dach über den Kopf.

Zudem habe das Grundstück früher ihrer Familie gehört, ihre Eltern seien bei der Enteignung nach der Einrichtung des Naturschutzgebietes unzureichend entschädigt worden.

Vor allem linksalternative Gruppierungen unterstützen sie, einer Petition zu ihrer Begnadigung haben sich Tausende Inselbewohner angeschlossen. Auch die Naturschützer meinen, man könne einen derartigen Fall nicht mit Haftstrafen lösen - doch sei die Anordnung, das Haus abzureißen, richtig.

Hungerstreik angedroht

Dem Bürgermeister wurden Scheinheiligkeit und Populismus vorgeworfen, als er nun Hernández auf dem Weg zum Gefängnis begleitete: Es sei Aufgabe der Gemeinde, der Familie eine Sozialwohnung zur Verfügung stellen. Die Sozialwohnungen befinden sich zwar nicht gerade in der Natur, dafür dürfte es fließendes Wasser, Stromversorgung und eine bessere Einrichtung geben, als sie die von Sozialhilfe lebende Familie momentan hat. Denn ihre Unterstützer haben Hernández Möbel in Aussicht gestellt. Die aber will davon nichts wissen. Nachbarn berichten, sie habe gedroht, im Gefängnis in den Hungerstreik zu treten.

Nun wird es so weit wohl nicht mehr kommen. Am Dienstag verkündete Ministerpräsident Mariano Rajoy höchstpersönlich: Das Kabinett werde an diesem Freitag auf seiner ersten Sitzung nach den Ferien beschließen, die Frau zu begnadigen.

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