Nigeria:Auswärtiges Amt bestätigt Entführung eines Deutschen

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Im Norden Nigerias ist ein Deutscher entführt worden. Die Region gilt als Hochburg der radikalislamischen Terrorgruppe Boko Haram. Ob diese hinter der Entführung steckt, ist unklar. Das Auswärtige Amt hat einen Krisenstab gebildet.

Bewaffnete haben im westafrikanischen Nigeria einen Deutschen entführt. Der für eine Baufirma tätige Ingenieur sei in einem Vorort der Stadt Kano im Norden des Landes verschleppt worden, teilte die örtliche Polizei mit. Der Deutsche sei von zwei Männern und einem Fahrer von einer Baustelle verschleppt worden, Kontakt zu den Entführern gebe es bisher nicht.

Das Auswärtige Amt hat die Verschleppung inzwischen bestätigt und einen Krisenstab gebildet. Gemeinsam mit der Botschaft arbeite die Behörde mit Hochdruck an der Aufklärung des Falles. Das Ministerium sei "mit allen relevanten Stellen" im Kontakt, hieß es. Die deutsche Botschaft in Abuja wollte sich zu dem Fall zunächst nicht äußern. Das Opfer soll in der nordnigerianischen Stadt Kano von zwei bewaffneten Männern auf einer Baustelle in einem Auto verschleppt worden sein.

Ein Sprecher des Mannheimer Bau- und Dienstleistungskonzerns Bilfinger Berger teilte mit, dass es sich bei dem Entführten um einen nach Nigeria entsandten Mitarbeiter handelt. Laut Mannheimer Morgen wurden schon in der Vergangenheit mehrere Bilfinger-Mitarbeiter in Nigeria entführt, zwischen 2005 und 2008 habe es allein vier Fälle gegeben. Alle seien unversehrt wieder freigelassen worden. Über den Ablauf der Freilassungen seien stets keine Angaben gemacht worden.

Nigeria ist dem Bericht zufolge seit Jahrzehnten ein wichtiger Bilfinger-Markt, gebaut wurden demnach unter anderem Straßen und Fußballstadien. Bilfinger-Chef Roland Koch habe zuletzt jedoch angekündigt, die Aktivitäten dort deutlich zurückzufahren.

Wie der US-Nachrichtensender CNN berichtet, wurde der Mann in der jüngst von Terroranschlägen erschütterten Millionenstadt Kano im Norden des Landes verschleppt. Es gebe bislang aber noch keine Hinweise darauf, ob die Entführung auf das Konto von Kriminellen oder der radikalislamischen Sekte Boko Haram gehe, wurde ein Polizeisprecher zitiert. Bei Anschlägen der Sekte waren am vergangenen Wochenende mehr als 190 Menschen getötet und viele andere verletzt worden.

Polizei sieht Verbindungen in den Tschad

Dem Polizeisprecher Magaji Majia zufolge ereignete sich der Vorfall gegen acht Uhr morgens an der Baustelle einer Brücke. "Sie kamen und fesselten ihn, steckten ihn in den Kofferraum und fuhren davon." Alle wichtigen Straßen seien gesperrt und die Nachbarstaaten informiert worden.

Der Norden Nigerias ist seit Wochen von Gewalt geprägt. Am vergangenen Freitag hatte es in der Millionenstadt Kano eine Serie schwerer Angriffe gegeben. Nach Angaben der Polizei wurden etwa 200 Menschen festgenommen. Etwa 80 Prozent der Festgenommenen stammten aus dem Nachbarland Tschad, sagte ein Polizeivertreter. Sie seien als Söldner nach Nigeria gekommen und für eine Beteiligung an den Anschlägen in Kano bezahlt worden, hieß es.

Nigerianische Sicherheitskräfte verdächtigen die Sekte seit einiger Zeit, Waffen aus dem Tschad und Niger über die durchlässigen Grenzen zu schmuggeln. Boko Haram startete die Angriffe vor drei Jahren mit dem erklärten Ziel, Christen aus dem muslimisch geprägten Norden zu vertreiben. Seit Ende Dezember gilt in Teilen Nigerias der Ausnahmezustand. Die Vereinten Nationen warnten am Mittwoch vor Verbindungen von Boko Haram zum Terrornetz al-Kaida.

Die nigerianische Regierung hat die Sekte wegen der anhaltenden Gewalt zu Gesprächen aufgefordert. Präsident Goodluck Jonathan sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Gruppe müsse sich aber zunächst zu erkennen geben und klare Forderungen formulieren.

© Süddeutsche.de/dapd/AFP/dpa/Reuters/ros - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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