Schumachers Managerin über seinen Zustand:"Momente des Bewusstseins und Erwachens"

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Schumachers Managerin Sabine Kehm verbreitet hoffnungsvolle Nachrichten. (Foto: dpa)

Fast hundert Tage sind seit Michael Schumachers Skiunfall vergangen, die Spekulationen über seinen Gesundheitszustand reißen nicht ab. Nun verbreitet seine Managerin hoffnungsvolle Nachrichten. Doch der Weg des Patienten bleibt lang und schwer.

Von René Hofmann

Am Freitag waren 97 Tage vergangen seit Michael Schumachers Unfall beim Skifahren in Méribel. Fast hundert Tage - eine lange Zeit. Kurz nach dem Unglück, bei dem der siebenmalige Formel-1-Weltmeister mit dem Kopf so heftig gegen einen Felsen geprallt war, dass sein Skihelm brach, verlor Schumacher das Bewusstsein. Im Universitätsklinikum in Grenoble wurde ihm mit einer Not-OP das Leben gerettet - ein Eingriff, für den der damals noch 44-Jährige in ein künstliches Koma versetzt wurde. In diesem Zustand hielten die Ärzte Schumacher auch danach; das Prozedere ist bei derartigen Verletzungen üblich, um das Gehirn zu entlasten.

Am 3. Januar wurde Schumacher 45 Jahre alt. Ende Januar begannen die Ärzte, die Narkosemittel auszuschleichen. Der Aufwach-Prozess sollte beginnen. Wie der verläuft, ist bei Verletzungen, wie Schumacher sie erlitt, schwer abzusehen. Es ist nicht vorherzusagen, ob der Patient überhaupt aufwacht, und falls ja, welches Leben er langfristig führen wird. Die Medizin hat in den vergangenen Jahrzehnten auf vielen Gebieten viele Fortschritte gemacht. Aber seriöse Prognosen bei Einblutungen im Hirn zu stellen, bleibt schwierig.

Manche Patienten wachen zügig und abrupt auf, bei anderen dauert der Prozess länger und verläuft in Schritten. Manche Patienten erwachen, kommen aber nicht wirklich zu sich. Und nicht wenige kommen gar nicht mehr zu sich. Bei Michael Schumacher gab es wenige seriöse Nachrichten, die Hoffnungen zuließen. An diesem Freitag änderte sich das.

Schumachers Privatsphäre soll geschützt bleiben

Sabine Kehm, die Schumacher seit mehr als zehn Jahren als Pressesprecherin zur Seite steht und inzwischen auch dessen Management koordiniert, teilte mit: "Michael macht Fortschritte auf seinem Weg. Er zeigt Momente des Bewusstseins und des Erwachens." Weiterhin stellte Kehm, die im Namen der Familie spricht, fest: "Wir stehen ihm bei seinem langen und schweren Kampf zur Seite, gemeinsam mit dem Team des Krankenhauses in Grenoble, und wir bleiben zuversichtlich." Außerdem bedankt die Familie sich erneut "für die ungebrochene Anteilnahme" und bittet um Verständnis, dass sie auf Details nicht eingehen möchte, "um Michaels Privatsphäre zu schützen und das Ärzteteam in Ruhe arbeiten zu lassen".

In den ersten Tagen nach dem Unfall war es vor dem Klinikum zu teilweise chaotischen Situationen gekommen. Schumachers Ehefrau Corinna hatte sich unmittelbar vor dem Krankenhaus von Fotografen bedrängt gefühlt, wogegen sie später auch mit juristischen Mitteln vorging. Ein Journalist soll sogar, als Geistlicher verkleidet, versucht haben, sich Zugang zum Schwerverletzten zu erschleichen. Die Geschichte über den unglaublichen Zufall, dass ein Sportler, der mehr als zwei Jahrzehnte lang sein Leben bei wahnwitzigen Tempojagden aufs Spiel setzt, bei vergleichsweise gemächlicher Fahrt knapp neben einer Skipiste so unglücklich stürzt, dass er mit dem Tod ringt - sie interessierte die Menschen weltweit. So sehr, dass schnell auch Geschichten geschrieben wurden, die sich mit Fakten nur bedingt stützen ließen.

Anfang März behauptete der britische Daily Telegraph, Medizin-Experten hätten der Familie eröffnet, "nur ein Wunder" könne Schumacher noch retten. Zuletzt gab es Berichte, Corinna Schumacher lasse das Anwesen der Familie am Genfer See großflächig umbauen und mit Medizin-Technik versehen, um ihren Mann dort pflegen zu können. Dies stimmt der Managerin Kehm zufolge nicht. Von einer schnellen Verlegung weg aus Grenoble ist keine Rede. Allerdings soll es dort in den nächsten Tagen auch keine Pressekonferenz geben; in den ersten Tagen nach dem Unfall war die Öffentlichkeit mehrmals informiert worden. Kehm hatte angekündigt, dies auch weiter so handhaben zu wollen, falls es signifikante Veränderungen am Gesundheitszustand gebe.

"Erwachen" bedeutet "Augen auf"

Bereits am 12. März erwähnte sie "kleine Anzeichen, die uns Mut machen", wählte aber auch eine Formulierung, die erkennen ließ, dass Schumacher noch nicht aufgewacht war. Im Gegenschnitt dazu wird die Botschaft deutlich, die das Statement von Freitag transportiert. "Momente des Bewusstseins und des Erwachens": Das klingt tautologisch. Da aber Kehm ihr Metier beherrscht, ist es unwahrscheinlich, dass sie zwei Mal das Gleiche sagen wollte. Vielmehr dürfte sich die Aussage so interpretieren lassen: "Erwachen" bedeutet "Augen auf". "Bewusstsein" bezieht sich wohl auf das Wahrnehmen der Umwelt. Beides zusammen könnten jedenfalls hoffnungsvolle Nachrichten sein.

© SZ vom 05.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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