Lebensmittel:Eier-Skandal: Die Spur führt in die Niederlande

Eier-Skandal

Rund 1,3 Millionen der belasteten Eier sind nach Niedersachsen gelangt, drei Millionen nach Nordrhein-Westfalen, aber nicht alle kamen in den Handel.

(Foto: Carmen Jaspersen/dpa)
  • Im Skandal um Millionen Eier, die mit dem Insektizid Fipronil vergiftet worden, steht ein niederländisches Unternehmen im Zentrum des Verdachts.
  • Bislang sperrten die Behörden in den Niederlanden 180 Betriebe. Millionen der belasteten Eier sind auch nach Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gelangt.
  • Fipronil ist ein Insektenvernichtungsmittel, das vor allem gegen Läuse eingesetzt wird. In der EU ist der Einsatz von Fipronil bei Nutztieren verboten.

Von Jan Heidtmann

In mehreren deutschen Bundesländern sind Eier aufgetaucht, die möglicherweise mit einem Insektenschutzmittel verseucht sind. Etwa 1,3 Millionen belastete Eier sind nach Niedersachsen gelangt, drei Millionen weitere nach Nordrhein-Westfalen. Davon kamen etwa 875 000 in den Handel, darunter auch Bio-Eier. Beide Bundesländer haben bereits Rückrufaktionen gestartet.

Am Mittwochabend gingen dann weitere Meldungen der Behörden aus Bayern, Hessen und Bremen ein. Die möglicherweise kontaminierten Eier wurden auch dorthin geliefert. Ob und in welchem Umfang sie bereits in den Handel gelangt sind, war zunächst unklar. Bei dem Insektizid handelt es sich um Fipronil. Staatsanwaltschaften in den Niederlanden und in Belgien gehen nun der Frage nach, wie das Mittel in Millionen Eier gelangen konnte. Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht das Unternehmen Chickfriend aus dem niederländischen Barneveld, das ein Antiläusemittel für Hühnerställe produziert. Das Mittel wurde offenbar mit dem Insektizid verseucht und ist nicht nur in Belgien und den Niederlanden eingesetzt worden, sondern auch von verschiedenen Betrieben in Niedersachsen benutzt worden. In beiden Nachbarländern waren bereits in den vergangenen Tagen Millionen Eier gefunden worden, die mit dem Insektizid verseucht sind.

Die niederländische Lebensmittelbehörde NVWA veröffentlichte daraufhin eine Liste der Prüfcodes der Eier mit der Mahnung, diese nicht mehr zu verwenden. Bislang sperrten die Behörden in den Niederlanden 180 Geflügelzüchterbetriebe. Nachdem am Mittwoch 17 weitere belastete Unternehmen ermittelt worden waren, hieß es kurzzeitig, die Regierung in Den Haag habe die Bevölkerung aufgerufen, gar keine Eier mehr zu essen, bis umfassende Tests abgeschlossen seien. Am Nachmittag wurde die Warnung schließlich abgeschwächt, sie beziehe sich nur auf die Eier der bereits bekannten Chargen.

Der deutsche Lebensmittelhändler Rewe und seine Discounttochter Penny nehmen Eier aus den Niederlanden nach eigenen Angaben vorsorglich aus dem Verkauf.

Fipronil ist ein Insektenvernichtungsmittel, das vor allem gegen Läuse eingesetzt wird. Das Nervengift wird auch als Pflanzenschutzmittel angewendet, vor allem aber wird es in der Tiermedizin genutzt. Dort soll es Hunde und Katzen vor Flöhen schützen. In der EU ist der Einsatz von Fipronil bei Nutztieren wie Hühnern verboten. In höheren Dosen kann Fipronil beim Menschen zu Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen führen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung geht davon aus, dass die belasteten Eier für einen Erwachsenen nicht gesundheitsgefährdend sind; gleichzeitig warnt es davor, dass die in den Eiern gefundenen Mengen Fipronil für Kinder schädlich sein könnten.

Offenbar haben die betroffenen Betriebe ein besonders effektives Reinigungsmittel für Ställe eingesetzt, mit dem die Firma Chickfriend bekannt geworden ist. Nach Angaben des Unternehmens besteht das Mittel mit dem Namen "Dega16" vor allem aus ätherischen Ölen und galt deshalb als unbedenklich, selbst in biologisch betriebenen Hühnerzuchten. Nach vorläufigen Erkenntnissen der Behörden wurden auch fünf niedersächsische Betriebe mit dem Putzmittel beliefert.

Wie das Mittel von Chickfriend mit dem Insektizid verseucht wurde, ist unklar. Möglicherweise hat Chickfriend bereits gepanschte Grundstoffe von seinen Zulieferern bekommen. Das Unternehmen war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, die Website wurde vom Netz genommen. "Den Legehennenhaltern ist absolut kein Vorwurf zu machen", sagte Friedrich-Otto Ripke, Präsident des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft der Neuen Osnabrücker Zeitung. "Hier war an anderer Stelle kriminelle Energie im Spiel."

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