Las Vegas:Falschmeldungen: Rechte erklären "linksextremen Lümmel" zum Attentäter

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Eine liegengelassene Handtasche auf dem Festivalgelände in Las Vegas. Beim Attentat am 2. Oktober starben mindestens 59 Menschen. (Foto: REUTERS)
  • Unmittelbar nach dem Attentat von Las Vegas gab es im Internet etliche Falschmeldungen über die Hintergründe.
  • Von Rechts aus gab es mutmaßlich gezielte Falschinformationen, wonach der Attentäter ein linker Trump-Gegner gewesen sei.

Von Jan Schmidbauer

Stephen Paddock, der Attentäter von Las Vegas, ist tot. Er hat sich aller Wahrscheinlichkeit nach das Leben genommen, nachdem er am Montag mindestens 59 Menschen tötete und Hunderte verletzte. So viel zu den Fakten. Im Internet verbreitete sich in den Stunden nach der Bluttat allerdings eine andere Geschichte. Noch bevor die Polizei den Namen des Attentäters bekanntgab, tauchte auf Social-Media-Portalen der Name Geary Danley auf.

Ein rechter Blog namens "The Gateway Pundit" veröffentlichte am Montag einen Post, indem Danley als "Mörder" von Las Vegas bezeichnet wird. Er sei, so heißt in dem inzwischen gelöschten, aber weiterhin auffindbaren Text, ein "linksextremer Lümmel", ein Trump-Gegner, Fan der Demokraten sowie von Rachel Maddow. Maddow moderiert eine populäre Nachrichtensendung auf MSNBC. Zu Beginn des Jahres leakte sie eine Steuererklärung Trumps aus dem Jahr 2005 und machte sich damit unter seinen Anhängern viele Feinde.

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Die Behauptungen auf dem Blog waren allesamt unwahr, höchstwahrscheinlich handelte es sich um gezielte Falschinformationen. US-Medien berichten, dass das Gerücht vermutlich über die Webseite 4chan.org seinen Weg in die Welt fand. Auf 4chan können Nutzer Bilder austauschen und kommentieren. Die Webseite ist umstritten, weil ihr Dienst regelmäßig missbraucht wird. Anhänger der sogenannten Alt-Right-Bewegung in den USA tauschen sich häufig über den Dienst aus und verbreiten dort gezielt Falschmeldungen. Auch von Schwerkriminellen wurde 4chan in der Vergangenheit verwendet. So hatte der mutmaßliche Doppelmörder Marcel H. ein Foto von der Leiche eines seiner Opfer auf 4chan hochgeladen.

Dass sich die Gerüchte über den Attentäter von Las Vegas so schnell verbreiteten konnten, ist augenscheichlich auch Social-Media-Diensten anzulasten. Wie die US-Webseite The Verge berichtet, war die Geschichte des rechten Blogs zeitweise auch auf Facebook zu lesen. Und zwar nicht nur innerhalb des normalen Dienstes, sondern auch im Bereich des sogenannten Safety Checks.

Facebook hat diesen Dienst vor drei Jahren eingerichtet. Nutzer können darüber ihren Freunden mitteilen, dass sie in Sicherheit sind, etwa nach einem Terroranschlag oder einer Naturkatastrophe. Zusätzlich aktiviert Facebook auch eine Seite, auf der aktuelle Nachrichten einlaufen. Wie The Verge berichtet, war dort am Montag auch der falsche Bericht des rechten Blogs zu lesen. Auch über den News-Dienst von Google soll das Gerücht von 4chan angezeigt worden sein, wenn Nutzer nach dem Namen Geary Danley suchten.

Das "Bekenntnis" des IS ist zweifelhaft

Neben vermutlich gezielter Missinformation kursieren seit dem Attentat auch andere falsche Gerüchte über dessen Hintergründe. In sozialen Netzwerken wird zeitweise als Fakt verbreitet, dass die islamische Terrormiliz IS hinter dem Attentat von Las Vegas steckt. Der IS reklamierte die Tat am Montag für sich. Der Polizei liegen bislang allerdings keinerlei Hinweise vor, dass es tatsächlich einen terroristischen Hintergrund gibt. Vielmehr könnte der IS die Situation nutzen, um die Bluttat für seine Propagandazwecke auszuschlachten.

Auch bezüglich der Waffengesetze sind etliche Falschinformationen im Umlauf. So behaupteten Nutzer, dass die vom Attentäter verwendeten Waffen im Bundesstaat Nevada ohnehin schon verboten seien. Striktere Waffengesetzte, so die Argumentaiton, seien deshalb nicht zielführend. Dabei war stand zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht fest, welche Art von Waffen Paddock überhaupt benutzt hatte. In den USA gibt es seit den Achtzigerjahren zwar striktere Regeln, was den Kauf automatischer Waffen betrifft. Im Bundesstaat Nevada ist ihr Besitz unter gewissen Auflagen aber weiterhin erlaubt. Die Waffengesetzte sind im Vergleich mit anderen US-Bundesstaaten lax.

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