Klage gegen die Bundespolizei:Kachelmann wehrt sich

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Der Name Jörg Kachelmann wird mittlerweile nicht mehr mit launigen Wetterberichten in Verbindung gebracht, sondern mit dem Vorwurf der Vergewaltigung. Der TV-Moderator gibt den Behörden die Schuld.

Genau eine Woche ist es her, dass Jörg Kachelmann aus Kanada kommend am Frankfurter Flughafen festgenommen wurde. Zunächst blieb der gemeinsame Coup der Mannheimer Staatsanwaltschaft und der Bundespolizeidirektion des Frankfurter Flughafens geheim. Am Montag sickerte die prominente Verhaftung dann aber doch durch, und die Frankfurter Behörde bestätigte Medienberichte, wonach der Schweizer wegen des Verdachts der Vergewaltigung seiner Freundin in Haft genommen worden sei.

Nun will der Wetter-Moderator der ARD gegen die Bundespolizei klagen: "Wir werden gegen die Bundespolizei vorgehen, weil sie rechtswidrig den Namen von Kachelmann preisgegeben hat", sagte dessen Strafverteidiger Reinhard Birkenstock dem Nachrichtenmagazin Spiegel.

Kein Grund zur Geheimhaltung

Man habe aus den Medien erfahren, dass Kachelmann plane, juristisch gegen die Behörde vorzugehen, sagte die Sprecherin der Bundespolizeidirektion Flughafen Frankfurt/Main, Nicole Ramrath, auf Anfrage von sueddeutsche.de. Offiziell wisse man jedoch noch nichts von einer entsprechenden Klage.

Nachdem der Name des Fernsehmoderators bereits in den Medien genannt worden sei, habe man am Montag bestätigt, dass es sich bei dem Festgenommenen tatsächlich um Jörg Kachelmann handle. In der Causa sei verfahren worden wie bei anderen Fällen dieser Art. Es habe keinen speziellen Grund gegeben, den Vollnamen geheimzuhalten. "Uns hat zu diesem Zeitpunkt niemand gesagt, warum wir den Namen nicht preisgeben sollten", sagte Ramrath.

Nach einem Bericht des Spiegel war die Festnahme des TV-Moderators am Frankfurter Flughafen von langer Hand geplant. Drei Wochen habe eine "Soko Flughafen" die geheime Kommandoaktion vorbereitet. Die Beamten hätten gewusst, dass der unter Vergewaltigungsverdacht stehende Kachelmann am Samstag - einen Tag früher als geplant - aus Vancouver zurückkommen würde.

So sei der Parkhausabschnitt rund um seinen Wagen bereits 24 Stunden vorher abgeriegelt worden. Kriminalbeamte seines Wohnorts Schwetzingen hätten an Kachelmanns Auto gewartet, während Frankfurter Polizisten den TV-Star observierten. An seinem Fahrzeug wurde der TV-Wetterexperte dann gegen 11.40 Uhr verhaftet.

Das Polizeipräsidium Frankfurt wollte den Bericht jedoch nicht kommentieren und verwies auf die ermittelnde Staatsanwaltschaft in Mannheim.

Die hessische Landespolizei habe sich wegen der Aktion in einem internen Bericht ausgiebig selbst gelobt, berichtete der Spiegel weiter . Man habe "eindrucksvoll unter Beweis gestellt", dass es gelingen könne "an einem so offiziellen Platz wie dem Frankfurter Flughafen" eine "Person der Öffentlichkeit festzunehmen, ohne dass die Öffentlichkeit davon etwas mitbekommt".

Inwiefern sich die Behörden nach der prominenten Festnahme möglicherweise weniger professionell und vorschriftsmäßig verhalten haben, wird sich erst noch zeigen müssen.

Wetter-ModeratorJörg Kachelmann sitzt nach seinem Haftprüfungstermin am Mittwoch weiter in Mannheim in Untersuchungshaft. Er bestreitet den Vergewaltigungsvorwurf.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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