Frauen sind im Sumo-Sport unerwünscht, selbst wenn sie versuchen, ein Leben zu retten. Als Ryozo Tatami, der Bürgermeister der Stadt Maizuru, am Mittwoch zur Eröffnung von Schaukämpfen im Ring eine Rede hielt, brach er zusammen. Mehrere Helfer sprangen in den Ring, unter ihnen auch Frauen. Auf Video-Aufnahmen ist klar zu erkennen, wie die Männer sich ratlos über den 67-Jährigen bücken, dessen Arme noch zucken, die Frauen aber genau wissen, was zu tun ist. Eine beginnt sofort mit einer Herzmassage. In diesem Moment ruft der Hauptschiedsrichter des Abends über Lautsprecher: "Frauen, bitte verlassen sie den Ring, Frauen, bitte verlassen sie den Ring." Das wiederholt er endlos. Eine Frau weicht zurück, wird aber von einer andern auf dem Ring gehalten.
Der Sumo-Verband stolpert von Skandal zu Skandal, im Dezember prügelte ein älterer Ringer einen jüngeren ins Krankenhaus. In der strengen Hierarchie der Sumo-Ställe ist es normal, dass Ranghöhere Nachwuchs-Ringer quälen. Aber das darf nicht an die Öffentlichkeit.
Der Sumo-Verband ist mit seinem Frauen-Ausschluß schon früher angeeckt. Nach Turnieren findet die Siegerehrung im Ring statt, der jeweilige Provinzgouverneur verleiht dem Sieger einen Preis. Doch im letzten Jahrzehnt wurde die Präfektur Osaka von Fusae Ota regiert, einer Frau. Sie verlangte vom Sumo-Verband eine Ausnahme. Aber dieser weigerte sich, stattdessen ließ er ein spezielles Podest neben dem Ring aufbauen.
Kein Regierungschef bei der Thronbesteigung?
Am Mittwoch hat sich Sumo-Präsident Hakkaku entschuldigt. In einer Situation, in der ein Leben bedroht gewesen sein könnte, habe der Schiedsrichter unpassend gehandelt. Er schätze die Hilfe dieser Frauen. Tatami liegt im Krankenhaus, er ist außer Lebensgefahr.
Der Sumo-Verband ist kein Einzelfall. Japans Regierung beschloß jüngst, zur wohl wichtigsten Zeremonie des Landes, der Thronbesteigung von Kronprinz Naruhito im Mai 2019, keine Frauen zuzulassen. Selbst die Prinzessinnen bleiben ausgeschlossen. Seit 1889, als die Zeremonie erstmals als Staatsakt gefeiert wurde, sei nie eine Frau dabeigewesen, so die Begründung. Teilnehmen werden der Premierminister und einige Kabinettsmitglieder. Allerdings wählen die regierenden Liberaldemokraten im September einen neuen Präsidenten, der damit auch Premier wird. Seiko Noda, derzeit Innenministerin, hat Außenseiterchancen. Dann müsste der nächste Kaiser den Thron ohne Beisein des Regierungschefs besteigen.