Indonesien:Beben vor Sumatra - Tsunami-Warnung für Indischen Ozean

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Ein Beben der Stärke 8,7 hat den Meeresboden vor der Küste Sumatras erschüttert. Die indonesischen Behörden gaben eine Tsunami-Warnung heraus, auch Sri Lanka und Thailand versetzten Küstenregionen in Alarmbereitschaft. Stunden nach dem Beben erschütterten weitere Erdstöße die Region, erste Flutwellen erreichen die Küsten.

Vor der Küste der indonesischen Insel Sumatra hat am Mittwoch der Meeresboden gebebt. Die dortigen Behörden und die US-Erdbebenwarte USGS gaben die Stärke des Bebens vor der Provinz Aceh zunächst mit 8,9 auf der Richterskala an. Wenig später korrigierte die USGS die Stärke auf 8,7 und noch später auf 8,6 nach unten. Die Erdbebenwarte in Hongkong gab 8,4 als Messwert an.

Der USGS zufolge lag der Herd des ersten Bebens 33 Kilometer unter dem Meeresboden und 434 Kilometer von der Provinzhauptstadt Banda Aceh entfernt. Reuters India berichtete, das Beben sei noch in Singapur, Indien und Thailand zu spüren gewesen. Bewohner der Provinz Aceh seien in Panik aus ihren Häusern geflohen. Der Strom sei ausgefallen und die Bewohner flüchteten in höherliegende Gegenden, sagte ein Sprecher der indonesischen Katastrophenschutzbehörde dem Sender CNN.

Wenige Stunden nach dem Beben und nach mehreren kleineren Nachbeben erschütterte ein zweiter schwerer Erdstoß die Region. Das große Nachbeben, dessen Epizentrum 600 Kilometer von Banda Aceh entfernt war, hatte nach indonesischen Behördenangaben die Stärke 8,1. Kurz nach dem zweiten Beben meldeten die zu Indien gehörenden Inseln der Andamanen und Nikobaren knapp vier Meter hohe Flutwellen.

Indonesien hatte bereits nach dem ersten Erdstoß vor einem Tsunami im Indischen Ozean gewarnt. Ein Sprecher der Erdbebenbehörde sagte, das Risiko eines Tsunamis sei für die Küstenregion Acehs am größten, insbesondere für die Insel Simeulue. Er sagte, den Berechnungen zufolge könnten Wellen von bis zu sechs Metern Höhe die Insel treffen.

Reuters zitierte dagegen den Präsidenten des Inselstaats mit den Worten: "Es gibt keine Gefahr durch Tsunami, aber wir sind wachsam." Bisher gebe es keine Informationen über Verletzte oder größere Schäden in der Provinz Aceh. Später meldete auch die indonesische Erdbebenwarte, es gebe keine Anzeichen dafür, dass sich ein Tsunami aufbaue. Die Warnung gelte jedoch weiterhin.

Die Provinz Aceh an der Nordspitze Sumatras wurde bereits von dem Tsunami, der Weihnachten 2004 etwa 230.000 Menschen in der Region das Leben kostete, schwer getroffen.

Wie schnell sich ein Tsunami bewegt, hängt von der Tiefe des Wassers ab. So kann eine solche Welle bei einer Meerestiefe von sieben Kilometern eine Geschwindigkeit von fast 1000 Stundenkilometern bekommen, die bei einer Tiefe von 50 Metern auf weniger als ein Zehntel gebremst wird.

Thailand in Alarmbereitschaft, Sri Lanka gibt Tsunami-Warnung heraus

Thailand versetzte seine westlichen Provinzen in Alarmbereitschaft, der Flughafen der Ferieninsel Phuket wurde geschlossen. "Wir beobachten die Lage und haben die Provinzen an der Andamansee aufgerufen, wachsam zu sein", sagte ein Sprecher des thailändischen Katastrophenschutzes im Fernsehen. Die Bewohner von sechs Provinzen wurden aufgerufen, sich in höher gelegene Regionen zu begeben.

Auch der Inselstaat Sri Lanka gab eine Tsunami-Warnung heraus. Die Menschen an der Küste seien aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu bringen, sagte ein Sprecher der Meteorologiebehörde. Der Süden, der Nordosten und auch die Hauptstadt Colombo könnten von einem Tsunami getroffen werden.

Das indische Tsunami-Frühwarnzentrum geht davon aus, dass das Beben vor Sumatra einen Tsunami ausgelöst hat. Messungen an verschiedenen Punkten im Indischen Ozean hätten bislang allerdings nur eine Wellenhöhe von 10 bis 30 Zentimeter ergeben, teilte das staatliche Zentrum mit. "Echtzeit-Messungen von Wellenaktivität weisen darauf hin, dass ein Tsunami erzeugt wurde.", heißt es in der Mitteilung.

Es sei "sehr wahrscheinlich", dass das Beben einen Tsunami erzeugt habe, sagte auch ein Wissenschaftler des Deutschen Geoforschungszentrums (GFZ), "die Frage ist, wie groß er ist." Ein Kollege der US-Erdbebenwarte schätzt die Gefahr jedoch als vergleichsweise gering ein: Anders als etwa bei dem verheerenden Beben an Weihnachten 2004 habe sich der Meeresboden horizontal bewegt, nicht vertikal, sagte der Geophysiker Bruce Pressgrave dem Sender BBC. Dadurch sei die Tsunamigefahr weitaus geringer als bei einem Beben, bei dem der Meeresboden an einer Stelle absackt. Das Beben sei ungewöhnlich gewesen, weil es nicht zwischen zwei tektonischen Platten sondern innerhalb der Indischen Platte passiert sei.

Das Pacific Tsunami Warning Centre rief für den gesamten Indischen Ozean die zweithöchste Warnstufe, den Watch-Status, aus. Derlei Meldungen auf Basis seismischer Informationen werden als Vorwarnung herausgegeben.

Auswärtiges Amt in Alarmbereitschaft

Nach der Tsunami-Warnung in Indonesien steht auch das Auswärtige Amt in Bereitschaft. Die deutsche Botschaft in Jakarta und das Krisenreaktionszentrum seien mit der Angelegenheit befasst und beobachteten die Entwicklung "sehr aufmerksam", sagte ein Ministeriumssprecher. Es lägen "Informationen über geordnete Evakuierungen" an den Stellen vor, an denen der Tsunami auftreffen könnte.

Falls erforderlich, werde die Bundesregierung Indonesien mit Hilfe zur Seite stehen. Deutschen könne über die Botschaft in Jakarta konsularische Hilfe geleistet werden. Der Sprecher betonte aber auch, dass es derzeit keine Anzeichen gebe, dass es zu Hilfsleistungen dieser Art kommen müsse.

© Süddeutsche.de/dapd/Reuters/dpa/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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