Hamburg:Hamburg will Straße nach berühmter Hure benennen

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"Wenn sie mit dem Hintern wackelt, fließen die Flüsse bergauf": Domenica Niehoff 1998 in ihrer Kiez-Kneipe. (Foto: DPA)

Die verstorbene Prostituierte Domenica Niehoff wurde von vielen bewundert. Jetzt soll sie für ihr Engagement geehrt werden.

Von Hannah Beitzer, Hamburg

Sie war Deutschlands berühmteste Hure, kämpfte für die Rechte von Prostituierten, kümmerte sich um drogensüchtige Mädchen auf dem Kiez - und soll nun für ihr Engagement geehrt werden: Im Hamburger Baugebiet "Neue Mitte Altona" könnte schon bald eine Straße nach Domenica Niehoff benannt werden.

Jüngeren Lesern wird der Name eher wenig sagen, aber wer in den Achtzigerjahren den Fernseher eingeschaltet und Zeitung gelesen hat, der kennt den Namen Domenica. "Wenn sie mit dem Hintern wackelt, fließen die Flüsse bergauf": So huldigte ihr der Schriftsteller Wolf Wondratschek. Und er war nur einer von vielen Verehrern dieser Frau, die deutlich mehr zu bieten hatte als ihre legendäre Oberweite. Niehoff, die 2009 mit 63 Jahren an einem Lungenleiden starb, hatte als Erste in deutschen Talkshows auf die prekäre Situationen Prostituierter aufmerksam gemacht und sich für die Legalisierung ihres Berufs eingesetzt.

Und nun? Laut Hamburger Abendblatt sollen in der "Neuen Mitte Altona" zehn von insgesamt zwölf Straßen und zwei von drei Plätzen nach Frauen benannt werden. Neben Domenica Niehoff sind das etwa die Schauspielerin Helga Feddersen und die Journalistin Susanne von Paczensky. Die zuständige Bezirksversammlung will damit ein Zeichen setzen: In der Hansestadt sind bisher 2300 Straßen nach Männern benannt, aber nur 332 nach Frauen.

Niehoff ist die ungewöhnlichste Kandidatin. Und sicher wird debattiert werden: Soll man im Dienste der Geschlechtergerechtigkeit eine Straße ausgerechnet nach einer Prostituierten benennen?

Der Feminismus ist in seiner Haltung zum bezahlten Sex gespalten. Alice Schwarzer etwa ist gegen legale Prostitution. Andere Aktivistinnen setzen sich, wie einst Niehoff, für eine Legalisierung der Sexarbeit ein. In Hamburg müssen nun der Kulturausschuss, die Bezirksversammlung und die Kulturbehörde zustimmen. Erst dann gäbe es in Deutschlands Rotlichthauptstadt eine Straße, die nach einer Prostituierten benannt ist.

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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