Großbritannien:Rentner sucht Job, um nicht "vor Langeweile zu sterben"

Lesezeit: 2 min

Weil er nach dem Tod seiner Frau einsam ist, schaltet Brite Joe Bartley eine Jobanzeige - mit 89 Jahren. Die Reaktionen übertreffen seine Erwartungen.

Von Juri Auel

Mit 18, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, trat er in die britische Armee ein. Als Soldat war er in Palästina. Später wieder als Zivilist verdiente er sein Geld als Plakatmaler. Joe Bartley hätte es verdient, sich auszuruhen. Doch dem 89-jährigen Briten ging es wie vielen Ruheständlern: Irgendwann fiel ihm zuhause die Decke auf den Kopf. Besonders, nachdem seine Frau vor zwei Jahren gestorben war. In seiner Wohnung fühle er sich so einsam wie in Einzelhaft, sagte Bartley - und beschloss, etwas dagegen zu unternehmen.

Wie mehrere britische Medien berichten, schaltete Bartley, der in der Küstenstadt Paignton in Südengland wohnt, eine Anzeige in der Lokalzeitung. "Älterer Bürger, 89, sucht eine Anstellung in der Region Paignton. 20 Stunden und mehr in der Woche. Ich kann noch saubermachen, leichte Gartenarbeit und handwerken", hieß es darin. Doch vor allem der letzte Satz unterstrich sein Anliegen: "Rettet mich davor, aus Langeweile zu sterben!"

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Die Betreiber eines kleinen Cafés in der Region lasen seine Anzeige. Sie griffen zum Telefon und luden den Rentner zum Vorstellungsgespräch ein. "Egal wie alt jemand ist oder welche Geschichte er mitbringt: Er hat eine Chance verdient", sagt Sarah Martin, eine der Besitzerinnen. Ihre Kollegin Kate Allen ist beeindruckt: "Nicht viele Menschen nehmen ihr Schicksal so entschlossen selbst in die Hand, schon gar nicht, wenn sie 89 sind", sagte sie der BBC. Derzeit ist er zum Probearbeiten in dem Café. Aber auch von anderen Arbeitgebern hat der Rentner Angebote bekommen.

Journalisten aus der ganzen Welt berichten über Bartley

Bartley möchte nicht nur einen Job, weil er Abwechslung sucht, sondern auch, weil er seinen Stolz bewahren möchte, erzählt er dem Guardian. Es gefalle ihm nicht, dass ihm der Staat durch Zuschüsse helfen müsse, seine Miete zu bezahlen. Der 89-Jährige möchte lieber selbst für sich sorgen können. Außerdem vermisse er seine Frau Cassandra sehr. Die beiden hatten keine Kinder. "Ich bin so deprimiert hier festzusitzen und nichts zu tun zu haben - außer Fernsehen und Bücherlesen", sagte er der Lokalzeitung Herald Express.

Aber nicht nur einen möglichen Job hat die Anzeige Joe Bartley beschert - sondern auch ein ganzes Stück Ruhm. Das Ausmaß der Reaktionen auf seine Anzeige sei "total verrückt". Journalisten aus der ganzen Welt berichten über seine Geschichte. Vielen Menschen wäre nicht wohl bei so viel Trubel um ihre Person. Nicht so Bartley: "Mir macht das nichts aus. Ich bin eher sehr glücklich darüber."

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