Düsseldorf:Rotlicht-König Bert Wollersheim festgenommen

Die Vorwürfe klingen wie aus einem schlechten Film: In den Etablissements des Düsseldorfer Bordellbetreibers Bert Wollersheim sollen Freier betäubt und dann um ihr Geld gebracht worden sein. Die Polizei nahm den 61-Jährigen jetzt bei einer Großrazzia fest

In seinen Bordellen sollen reihenweise Freier mit K.O. -Tropfen betäubt und deren Kreditkarten geplündert worden sein: Bert Wollersheim, schillernde Rotlicht-Figur und bekannt durch die TV-Serie "Die Wollersheims". Jetzt ist der 61-jährige bei einer Großrazzia der Polizei festgenommen worden. Zehn weiteren Verdächtigen droht ebenfalls eine Anklage. Mindestens 17 Betrugsfälle seien bekannt, die Dunkelziffer vermutlich noch weitaus höher, berichteten Polizei und Staatsanwaltschaft. Mehr als 100.000 Euro soll die Bande erbeutet haben.

Bordellbesitzer und TV-Gesicht Wollersheim vor einem Jahr in Berlin: Betrogene Freier sollen in kompromittierenden Posen abgelichtet worden seien, damit sie keine Strafanzeige stellen. (Foto: dpa)

400 Polizisten durchsuchten die Etablissements und das Anwesen des Rotlicht-Königs. In einem "Verrichtungszimmer" sei ein Freier nach Angaben der Ermittler nicht ansprechbar angetroffen und mit einem Krankenwagen in eine Klinik gebracht worden. Blutanalysen sollen nun zeigen, ob er auch betäubt wurde. Um die Opfer von Strafanzeigen abzuhalten, seien sie inmitten von Prostituierten und reichlich Champagner abgelichtet worden - um sie mit den Fotos unter Druck zu setzen.

Bei den Durchsuchungen stellten die Polizisten zudem Drogen, gestohlene Uhren, Medikamente wie Viagra, Amphetamine und 150.000 Euro Bargeld sicher. Insgesamt wurde gegen 80 Personen ermittelt, gegen 17 lagen Haftbefehle vor. Ihnen wird unter anderem schwerer Raub, Erpressung, Betrugsdelikte, Diebstahl und schwere Körperverletzung vorgeworfen.

Ein ehemaliger Mitarbeiter habe bereits ausgepackt und die Vorwürfe bestätigt, hieß es weiter. Prostituierte, Wirtschafter und Bordellchefs seien demnach an den Machenschaften finanziell beteiligt worden. Als Opfer seien bewusst weit gereiste Freier, zum Teil aus dem Ausland, ausgewählt worden.

Wollersheims Anwältin wollte für eine Stellungnahme zunächst die Akteneinsicht und die Vorführung vor dem Haftrichter abwarten. Ihr Mandant habe sich zur Sache bislang nicht geäußert, sagte sie.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/vks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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