Porträtfotos:Das Lächeln der Politiker

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Unterschiedliche Mimik-Philosophien: Caren Marks (SPD) und Christian Lindner (FDP). (Foto: B. Kraehahn/O. Heinen)

Trotz allen Streits um eine Groko: Auf den Porträtbildern der Abgeordneten zeigt ausgerechnet die SPD die beste Laune. "Ernste Miene" ist dagegen bei der AfD, wie eine Agentur herausgefunden haben will.

Von Friederike Zoe Grasshoff

Das Passbild ist der Bürokrat unter den Fotos. Ist man nicht gerade bemüht, besonders biometrisch auszusehen, versucht man sich an einem Erika-Mustermann-Lächeln und sieht am Ende aus wie ein Professor für Misanthropie oder ein sehr trauriger Clown. Drei Versuche, stillhalten, viel zu viele Euro für viel zu unschöne Bilder - und schon hat die Fotokabine auch schon fertig.

Die Porträts der 709 Abgeordneten auf Bundestag.de wirken zwar nicht, als wären sie in einer Kabine am Kottbusser Tor entstanden, wie das pralle Instagram-Leben sehen sie in ihrer kachelhaften Passbild-Ästhetik aber auch nicht aus. Da trifft es sich gut, dass an diesem Mittwoch der Welttag des herzhaften Lachens war, was nicht heißt, dass irgendwer herzhaft oder halbherzig lachen würde. Es heißt aber, dass eine Kommunikationsagentur aus Berlin nun eine halbwegs lachhafte Pressemitteilung verschickt hat, eine Ehrenrettung des passbildähnlichen Porträts sozusagen.

Der Agentur zufolge lächeln 90 Prozent der Bundestagsabgeordneten auf ihren Porträtfotos. Mal mit geöffnetem, mal mit geschlossenem Mund. Am spaßigsten sollen die Menschen von der SPD sein, mit 97 Prozent lachen die laut Mitteilung am häufigsten auf ihren Bildern. Ein Viertel der AfD-Abgeordneten mache hingegen eine "ernste Miene", damit kommt die Partei beim Lächeln auf den letzten Platz. Auf den zweiten Platz kommen CDU/CSU, Grüne und Linke bringen es beide auf 90 Prozent. Bei der FDP sind es 89 Prozent.

Aber was heißt das schon, lächeln? Keine Frage, Caren Marks (SPD!) lächelt, wie man nur lächeln kann. Aber wie deutet man den Caspar-David-Friedrich-haften Blick eines Christoph Matschie (SPD)? Und was ist mit Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU)? Soll das ein halbseitiges Lächeln sein?

Wie dem auch sei: Das Passbild immerhin lebt. Trotz Selfie-Epoche, trotz Apps, mit denen man sich Herzen und Hörner aufs Selbstbildnis montieren kann, trotz des Wunschs nach nicht allzu viel Realismus, was das eigene Aussehen betrifft. Und wem das jetzt schon wieder zu viel Kulturoptimismus war, zu wenig Misanthropie und zu viel Lächeln: Am 29. Januar 2018 ist sogenannter "Miesepeter-Tag". Vielleicht kommt dann ja eine weitere Studie raus, die das Gegenteil behauptet.

© SZ vom 25.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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