Mehr als ein Drittel der Angestellten in Deutschland glaubt nicht an den Erfolg ihres Unternehmens. Zu diesem Ergebnis kommt die Personalberatung Korn Ferry Hay Group in einer aktuellen Studie. Die Deutschen gehören damit zu den pessimistischsten Arbeitnehmern Europas.
Für Betriebswirte ist das ein ernstes Problem. Denn wer beispielsweise glaubt, dass sein Unternehmen pleitegeht, der verhält sich oft entsprechend - und führt es dadurch unbewusst selbst in die Krise. Soziologen nennen diesen Effekt eine sich selbsterfüllende Prophezeiung. Die funktioniert aber auch umgekehrt: Zuversichtliche Mitarbeiter erreichen mit wesentlich größerer Wahrscheinlichkeit ihre Ziele. "Mediziner, Soziologen, Psychologen, Pädagogen und Sportwissenschaftler haben herausgefunden, dass der Glaube an Wirksamkeit und eigene Fähigkeiten einen positiven Effekt hervorbringt", sagt Sven Voelpel. Er ist Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Jacobs University Bremen und berät unter anderem DAX-Konzerne. In der Arbeitswelt werde dieses Wissen aber erstaunlich wenig genutzt. Voelpel will das ändern.
Positiv denken - für Arbeitnehmer ist das oft gar nicht so einfach. Viele bekommen nur befristete Verträge, müssen oft umziehen und sich möglicherweise auch noch um ausreichende Kinderbetreuung kümmern. Trotzdem könne jeder sich in Zuversicht üben, sagt Voelpel. Er vergleicht die mentale Kraft mit einem Muskel, den man trainieren kann. Wie ein Sportler müsse sich der Arbeitnehmer darauf konzentrieren, was er kann und daran üben, statt an unerreichbar scheinenden Zielen zu verzweifeln. "Wenn ich irgendwann 250 Kilo heben will, muss ich mit den fünf Kilo anfangen, die ich jetzt stemme, um mich von Tag zu Tag steigern", sagt er. "Wenn man denkt: Das kann ich, das schaffe ich, dann funktioniert das auch." Am besten lasse sich Selbstwirksamkeit auf Tätigkeiten aufbauen, die man mit Begeisterung tut.
Eine wichtige Voraussetzung für Zuversicht ist eine positive Grundeinstellung. In seinem Buch "Der Positiv-Effekt" schlägt Voelpel eine Reihe von Übungen vor, um die kleinen Erfolge zu sehen. Zum Beispiel diese: Man steckt am Morgen 30 Erbsen oder andere kleine Gegenstände in die linke Hosentasche und lässt bei jedem positiven Erlebnis eine in die rechte Tasche wandern. Abends kann man diese Momente - ein lästiges Telefonat ist erledigt, man hat die Kollegin zum Lachen gebracht - dann Revue passieren lassen.
Mit der Zeit kann der einzelne Mitarbeiter dadurch auch zum Unternehmenserfolg beitragen. "Das ist eine Wechselwirkung: Wenn ich glücklicher bin, ist das Unternehmen erfolgreicher, wenn das Unternehmen erfolgreicher ist, bin ich glücklicher", sagt Voelpel.
Wer sich nicht an Worstcase-Szenarien orientiert, sondern den Erfolg vor Augen hat und in Lösungen denkt, tut aber auch was für seine eigene Karriere. Denn Ergebnisorientierung ist eine zentrale Management- und Führungskompetenz und wird belohnt. Sven Voelpel beobachtet das bei seinen Studenten: "Diejenigen, die in schwierigen Situationen nicht jammern und aufgeben, haben beruflich meistens schnell Erfolg und steigen auf."
Auch grundlos Lachen macht erfolgreich
Die Änderung der mentalen Einstellung wirkt sich auch auf die Physis aus - und umgekehrt. Diese Wechselwirkung macht sich Voelpels Kollege Alex Bannes zu Nutze. Auch er versucht, Optimismus am Arbeitsplatz zu verbreiten, geht dabei aber nicht vom Kopf, sondern vom Körper aus: Der studierte Betriebswirt arbeitet als Lachyoga-Coach. "Wenn ich mich hinsetze, die Arme in die Luft strecke und einfach lache, dann kann ich gar nicht mehr negativ denken", sagt Bannes.
Wenn Mitarbeiter viel lachen, wird das Unternehmen erfolgreicher, lautet die Devise von Bannes. Denn Lachen verbreite gute Stimmung, verbessere soziale Beziehungen, stärke das Immunsystem, setze Energie frei und helfe in Situationen, die eigentlich frustrierend sind. "Auch wenn ich grundlos lache, werden Glückshormone ausgeschüttet, und die Produktion von Stresshormonen wird zurückgefahren", sagt Bannes. Die Bedeutung des Hormonhaushalts für die individuelle Karriere ist enorm: Studien von Forschern aus den USA haben unlängst gezeigt, dass Menschen mit niedrigen Werten des Stresshormons Cortisol erfolgreicher sind als andere.
Viele Firmen buchen Bannes Workshops, um den Teamgeist in einer Abteilung zu verbessern. Einige große Unternehmen bieten Lachyoga im Rahmen ihres betrieblichen Gesundheitsmanagements und als Stressprävention an. In vielen Städten gibt es aber auch Lachclubs, in denen man allein oder mit Freunden lachen kann, bis der Bauch wehtut.
Die Betriebswirte sind sich einig, dass eine positive Einstellung der leichteste Weg zum Erfolg ist. Optimist wird am schnellsten, wer beide Ansätze verbindet - einerseits eine zuversichtliche Grundeinstellung üben und versuchen, in ärgerlichen Situationen am Arbeitsplatz auch etwas Gutes zu sehen, andererseits etwas für den Körper tun: lachen und tief durchatmen.