Zweite Stammstrecke:Herrmann will "keinen Berliner Flughafen"

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Verkehrsminister Herrmann will, dass durch den neuen S-Bahntunnel auch Regionalzüge fahren. (Foto: Florian Peljak)

Mit einem deutlichen "Ja" spricht sich die Staatsregierung erneut für die zweite Stammstrecke aus. Verkehrsminister Herrmann nennt sie ein "zentrales Element" für den Bahnausbau. Gleichzeitig pocht er auf Klarheit bei den Kosten.

Von Ralf Scharnitzky

Die Befürworter des neuen S-Bahntunnels haben lange darauf warten müssen, am Mittwochabend kam es dann doch - ein deutliches Ja der Staatsregierung zur zweiten Röhre unter der Münchner Innenstadt: "Wir wollen das Projekt", sagte Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) auf einer Veranstaltung in der Residenz. Aber: "Wir wollen weder eine Hamburger Elbphilharmonie noch einen Berliner Flughafen bauen."

Deshalb wolle der Freistaat noch auf die Planfeststellungsbeschlüsse für alle Teilstücke des Tunnels warten, um Klarheit über die Kosten zu haben. Zudem müsse auch geklärt sein, wie Bund und Länder künftig die Finanzierung der Verkehrswege regeln wollen. Ein entsprechendes Gesetz läuft 2019 aus , eine Nachfolgereglung soll ab Herbst in Berlin beraten werden. Herrmann: "Wir wollen kein unkalkulierbares Risiko eingehen."

"Es gibt viel zu wenig Geld"

Grundsätzlich sei der zweite Tunnel das "zentrale Element" für den wichtigen Ausbau des Bahnknotens München. Denn der Großraum zähle zu den Wachstumsregionen Deutschlands: "Deshalb brauchen wir hier einen leistungsfähigen Schienenverkehr", sagte Herrmann vor Vertretern von Verkehrsunternehmen, der Wirtschaft und der Politik bei der Landeskonferenz der Infrastruktur-Initiative "Damit Deutschland vorne bleibt". Für Herrmann ist deshalb klar, dass durch den neuen Tunnel auch Regionalzüge fahren sollen.

Auch Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn in Bayern, hält dies für notwendig. Die DB, die derzeit das S-Bahn-Netz betreibt, wird ihren zugesagten Finanzierungsanteil von 150 Millionen Euro aber nicht erhöhen: "Für die Finanzierung des Streckennetzes ist der Bund zuständig." Allerdings: "Es gibt viel zu wenig Geld", beklagte Josel. Während in der Schweiz 360 Euro und in Österreich 290 Euro pro Einwohner in die Schiene investiert werden, seien es in Deutschland nur 94 Euro.

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Mit dem Bahnknoten-Konzept will die Staatsregierung auch die Schienenanbindung des Flughafens verbessern. Durch die Neufahrner Kurve, die bis 2018 durch die Bahn realisiert werden soll, den Ringschluss Erding - Flughafen mit der Walpertskirchner Spange und dem Streckenausbau zwischen Daglfing und Johanneskirchen kann der Flughafen dann per Schiene "aus nahezu allen Landesteilen erreicht werden," so Herrmann.

Die bundesweite Initiative, die der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) im vergangenen Jahr gegründet hat, will den Sanierungs- und Ausbaubedarf der Verkehrswege verstärkt in den Blickpunkt rücken. Herbert König, VDV-Vize und Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft: "Wir wollen ein Bewusstsein für die Problematik schaffen."

© SZ vom 18.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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