Wolfratshausen/Geretsried:In den Rathäusern beginnt das Rechnen

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Wie sich die S 7-Mehrkosten verteilen können und welche Teuerungen sich abzeichnen

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen/Geretsried

Nachdem Landrat Josef Niedermaier (FW) einen Kostenschlüssel für einen S 7-Tunnel in Wolfratshausen vorgeschlagen hat, beginnt in den Rathäusern das Rechnen. Je 2,55 Millionen Euro sollen Wolfratshausen und Geretsried bezahlen, auf Basis der Baupreise aus dem Jahr 2009. Dass es bei dieser Summe nicht bleiben wird, ist schon jetzt klar.

Auf 123 Millionen Euro war 2009 die Verlängerung der S 7 bis Geretsried taxiert, nun plus 44 Millionen für den Tunnel, von denen wiederum 17 vom Kreis und den Städten kommen müssen. Der Landrat zieht daraus den Schluss, dass Bund und Land fast 170 Millionen Euro in den Landkreis stecken wollten, wenn der und die Städte nur zehn Prozent selbst beisteuern, um ihre Infrastruktur im weiter wachsende Großraum zukunftsfest zu machen. Von mehr als Anteilen und Größenordnungen können auch die Städte nicht ausgehen. Denn aus den 2,55 Millionen Euro von 2009 sind schon jetzt knapp drei Millionen geworden - bei einem Anstieg der Baupreise von 2,5 Prozent pro Jahr, was noch eher am unteren der Spanne von zwei bis fünf Prozent liegt, welche die Planer dafür angeben. Bleibt es bei dieser Teuerung, sind die Städte beim frühestmöglichen Baubeginn 2020 schon mit je 3,3 Millionen dabei. Fertig wäre das Projekt bestenfalls 2025, wenn die Städte jeweils fast 3,8 Millionen zahlen müssten - auf Basis nur geschätzter und noch nicht berechneter Kosten. Der Beitrag des Kreises von fiktiven 11,9 Millionen Euro aus dem Jahr 2009 stiege bis 2025 auf rund 17,6 Millionen Euro.

An allen Ausgaben des Kreises aber sind Wolfratshausen und Geretsried per Kreisumlage beteiligt, und zwar zusammengerechnet zu über einem Drittel. Für Wolfratshausen hat Zweiter Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD) daher die Faustformel aufgestellt, dass die Stadt bei den gesamten Mehrkosten für den Tunnel insgesamt mit etwa einem Zehntel dabei wäre, also 2009 mit fiktiven 4,4, derzeit mit 5,1 und bis 2025 mit 6,5 Millionen Euro. Zum Vergleich: In diesem Jahr hat die Stadt dem Kreis dessen Hälfte der Landwirtschaftsschule für 1,25 Millionen abgekauft. Ihre Schulden hat sie vom bisherigen Höchststand von 18,9 Millionen im Jahr 2010 auf inzwischen 14,4 Millionen Euro reduziert.

Geretsried ächzt unter Schulden von 23,1 Millionen Euro und rechnet bis Ende 2018 mit 25,8 Millionen, weshalb das Landratsamt schon laut über Auflagen nachgedacht hat. Die Stadt hat einige Nebenkosten der S 7-Verlängerung auf die eigene Rechnung genommen, um 2009 das Projekt auf die 123 Millionen Euro zu drücken und durch die Nutzen-Kosten-Rechnung zu bringen. Für die kommenden Jahre hat sie laut Bürgermeister Michael Müller (CSU) Infrastruktur-Projekte von 8,5 Millionen Euro am Programm - die meisten im Zusammenhang mit der S 7, doch bisher ohne den Wolfratshauser Tunnel.

Weil derlei kommunale Investitionen in eigene Interessen, aber in eigentlich fremde Aufgaben juristisch angreifbar sind, kommen zu allen finanziellen Kalkulationen noch zwei politische: Zum einen die Hoffnung, künftige Kostensteigerungen doch beim Freistaat abladen zu können; und zum anderen die Erwartung, dass das ganze Projekt längst im Bau ist, wenn das erste kommunale Geld fließt und damit die erste Klagemöglichkeit gegen die Finanzierung entsteht.

© SZ vom 22.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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