Wolfratshausen/Geretsried:Die Waldorfschule wird Geretsriederin

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Der Umzug von zwei Wolfratshauser Adressen an eine große in der Nachbarstadt ist für Juli geplant. Die ständig wachsende Einrichtung hat dort viermal so viel Platz

Von Felicitas Amler, Wolfratshausen/Geretsried

Für den ersten Termin hat's nicht ganz gereicht - wegen des Brandschutzes: Die Freie Waldorfschule Wolfratshausen hat ihren Umzug von den Pfingstferien aufs erste Juli-Wochenende verschoben. Dann geht es von zwei kleinen Wolfratshauser Adressen an die eine, neue, große Geretsrieder. Im ehemaligen Gebäude des Pharma-Unternehmens Mucos am Malvenweg verfügt die Schule mit ihren derzeit 186 Schülern in zehn Klassen über gut viermal so viel Platz wie bisher: 5000 Quadratmeter sind es mit allen Neben- und Lagerräumen. Ein Idealfall für eine wachsende Schule, auch wenn das neue Haus im Gewerbegebiet liegt. Denn bisher musste sie sich mit Räumen am Untermarkt in Wolfratshausen und Containern an der dortigen Königsdorfer Straße begnügen. Die Gewerbebetriebe seien freundliche Nachbarn, sagen die Waldorf-Leute. Und fürs Grün rund um das neue Gebäude sorgt die Schule erkennbar schon selbst. Zwischen dem individuell gestalteten Holz-Zaun rund um die Noch-Baustelle sprießen bereits Weidenstecklinge, der Garten wird gerade angelegt.

Peter Gebert, Geschäftsführer der Waldorfschule, und Roswitha Foißner, Projektleiterin des Umbaus, sind stolz, sagen zu können, dass ein erheblicher Anteil Elternarbeit in dem neuen Haus steckt: "Im Wert von fast einer halben Million Euro", erklärt Gebert. Dazu kommen reale 1,7 Millionen Euro. Das aufwenige Vorhaben ist nur möglich, weil die Waldorfschule schon seit langem einen finanzkräftigen Mäzen hat. Ein renommierter Münchner Unternehmer fördert die Schule weiterhin, indem er das neue Gebäude gekauft hat und an sie vermietet. Auch für den Kredit steht er so lange gerade, bis die Waldorfschule soweit ist, dass sie staatliche Mittel beanspruchen kann. Dazu müsse sie, so Gebert, zwei erfolgreiche Abiturjahrgänge nachweisen. Das wird erst 2018 der Fall sein, denn die Waldorfschule ist noch im Aufbau.

Gerade deswegen braucht sie aber dringend mehr Platz. Im neuen Haus am Malvenweg wird es 14 Klassenzimmer geben, dazu sogenannte Teilungs- und Gruppenräume, etwa für Fachunterricht wie Sprachen. Zum kommenden neuen Schuljahr beginnt die Waldorfschule bereits mit elf Klassen und 200 Schülern. Sie werden von 24 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet.

Ganz neu ist eine Kindergarten-Gruppe, für die nun in Geretsried ebenfalls Raum ist. Damit entsteht der zweite Waldorf-Kindergarten im Landkreis nach Icking. Zwei Kindheitspädagoginnen werden dort 16 bis 20 Kinder betreuen.

Weiterhin wird es eine Mittagsbetreuung für die Schule geben, außerdem - das ist wiederum neu - eine offene Ganztagsschule, also eine Betreuung bis 16 Uhr ab dem gymnasialen Zweig.

Die Schule erstreckt sich über ein u-förmiges dreiseitiges Gebäude und hat dazu noch eine Halle, die zur Aula mit Bühne umfunktioniert wird, reichlich Grund und ein Waldstückchen. Ein Riesenvorhaben, so scheint es. Gebert und Foißner berichten, wie zügig der Umbau vonstatten ging: Am 5. Januar habe man damit begonnen, und nur ein halbes Jahr später soll alles bezugsfertig sein. Dabei musste ein klassisches Bürogebäude mit seinen gleichförmigen Gängen und Zimmern in eine individuelle Schule umgestaltet werden - ein Waldorfschule zumal, die gemäß Rudolf Steiner möglichst wenig rechte Winkel, dafür geschwungene Linien und organische Formen aufweisen sollte.

Unter den Eltern seien viele Berufe vertreten, die bei so einem Umbau hilfreich sind, berichtet die Projektleiterin: Bauunternehmer, Architekten, Innenarchitekten, Schreiner, Landschaftsgärtner, Elektriker . . . Und wer in diesen Tagen vor dem Umzug durchs Haus schlendert, trifft in fast jedem Raum jemanden an, der letzte Hand anlegt: Mütter, die Fußbodenleisten abkleben und Wände streichen, zu Zeiten auch Kinder, die mitwerkeln.

Das Thema Brandschutz hat die Waldorfschule so intensiv beschäftigt, wie es heutzutage überall bei Um- und Ausbauten der Fall ist. Eine große Metalltreppe sichert den Fluchtweg außen - auch sie übrigens weit ausladend geschwungen. Und dann sind da natürlich noch T 90 und T 30: Roswitha Foißner kommen diese Typenbezeichnungen wie selbstverständlich über die Lippen. Es handelt sich um Brandschutztüren, die 90 oder 30 Minuten lang feuerbeständig sind. Mit eben diesen gab es Lieferschwierigkeiten, die der Grund sind, warum die Waldorfschule nicht schon Pfingsten Geretsriederin wurde.

© SZ vom 15.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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