Wolfratshausen/Geretsried:Ab in den Süden

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Die Strecke ist jetzt schon für einen Zehn-Minuten-Takt ausgelegt - doch Planung und Bau dauern noch Jahre

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen/Geretsried

Seit vier Jahrzehnten sprechen die Menschen in der Region über eine Verlängerung der S 7 von Wolfratshausen nach Geretsried - und wenn jetzt alles weiter nach den aktuellen Planungen und Beschlüssen läuft, dann könnte es nach insgesamt fünf Jahrzehnten tatsächlich so weit sein mit der 9,2-Kilometer-Trasse samt Tunnel, neun Bahn- und vier Straßenüberführungen. Die SZ hat die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem von allen Beteiligten gern als "Jahrhundertprojekt" bezeichneten Vorhaben zusammengestellt.

Wie geht die Planung jetzt weiter?

Nach der Finanzierungszusage des Kreistags und der beiden Stadträte für die Tunnel-Mehrkosten in Wolfratshausen müssen die Ingenieure der Bahn ihre Entwürfe für diesen Abschnitt vertiefen. Die neuen Unterlagen müssen - wie zuvor schon die bisherige Planung - öffentlich ausgelegt werden. Die Regierung von Oberbayern sammelt dazu Stellungnahmen von Kommunen, Behörden und Verbänden sowie Einwände von betroffenen Bürgern. Vermutlich im Jahr 2018 soll die neue Variante in das laufende Planfeststellungsverfahren für die gesamte Trasse eingehen.

Grafik: SZ (Foto: N/A)

Was passiert mit den bisherigen Einwänden der Bürger?

Alle Argumente, die sich auf die Schrankenlösung an der Sauerlacher Straße beziehen, sind hinfällig. Dies betrifft nach einer groben Schätzung etwa die Hälfte der 8499 Argumente aus allen 741 Einwendungen. Die übrigen Argumente werden bei einem Erörterungstermin besprochen. Ob dies erst zusammen mit den Tunnel-Einwänden oder schon vorher geschieht, ist noch offen. Das Eisenbahnbundesamt wägt alle Einwände ab und fällt dann einen Planfeststellungsbeschluss. Ist er positiv, entspricht er einer Baugenehmigung.

Wann kann der Bau beginnen?

Mit dem Planfeststellungsbeschluss ist nicht vor 2019 zu rechnen. Danach sind mindestens einige Monaten für Ausschreibungen und Auftragsvergaben nötig. Wirklich gebaut wird frühestens ab 2020. Die Bauzeit schätzen die Planer auf vier bis fünf Jahre, so dass allerfrühestens 2024 die erste S 7 bis Geretsried fahren könnte.

Welche Einschränkungen gibt es während der Bauzeit?

Neben Lärm, Vibrationen und Baustellenverkehr wird es Probleme mit dem Straßenverkehr geben - vor allem, wo sich die Verkehrswege kreuzen. Für Wolfratshausen haben die Planer bereits angekündigt, nur jeweils entweder die Sauerlacher oder die Königsdorfer Straße oder den Zubringer zu sperren. Eventuell wird die Marktstraße zeitweise wieder für beide Fahrtrichtungen geöffnet. Auch für S-Bahn-Kunden wird es Einschränkungen in Form eines Schienenersatzverkehrs per Bus bis Icking geben. Die Planer sprechen von mehr als einem Jahr - und vom Bemühungen, diese Phase zu verkürzen.

Welcher Takt ist in Zukunft möglich?

Zunächst soll es beim gewohnten, leicht löchrigen 20-Minuten-Takt der S 7 bleiben. Die Planung speziell mit den Begegnungsmöglichkeiten für Züge in Gelting und Wolfratshausen ist aber schon für einen 15-Minuten- oder einen noch dichteren Takt ausgelegt, wie er mit der geplanten zweiten Stammstrecke möglich würde.

Wie viel kostet das Projekt?

In die Planung sind bisher rund fünf Millionen Euro geflossen. Insgesamt schätzen die Planer das Projekt auf 123 Millionen Euro plus 44 Millionen für den Tunnel - jeweils auf Basis der Preise von 2009. Bei einer mittleren Teuerung von 2,5 Prozent pro Jahr würden aus diesen 167 Millionen Euro bis 2025 fast 250 Millionen werden.

Woran kann das Projekt noch scheitern?

Am Geld oder an den Gerichten. Die Finanzierungsvereinbarungen werden erst nach dem Planfeststellungsbeschluss fixiert. Womöglich fehlt einem der Beteiligten bis dahin das Geld oder der Wille, es für die S 7 auszugeben. Gegner des Projekts, darunter viele Geltinger Bauern und andere Grundbesitzer, können gegen den Planfeststellungsbeschluss klagen. Dann müssen die Gerichte entscheiden. Als angreifbar gilt unter Juristen vor allem, dass die Trasse im Süden ein auf EU-Ebene unter Naturschutz stehendes FFH-Gebiet berührt.

© SZ vom 29.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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