Wolfratshausen:Zu viele Autos in der Stadt

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Der Stadtrat diskutiert über die Entwicklung des Verkehrs und über Möglichkeiten der Entlastung. Die Verlängerung der S-Bahn nach Geretsried werde aber nicht vor 2028 kommen.

Von Konstantin Kaip

Der Wolfratshauser Stadtrat wird sich intensiv mit der Verkehrsentwicklung in der Stadt und Möglichkeiten einer Entlastung auseinandersetzen. Wie Bürgermeister Klaus Heilinglechner auf der Monatsversammlung seiner Bürgervereinigung am Mittwochabend erklärte, wird es zunächst eine nicht öffentliche Sondersitzung zum Thema geben. "Es geht darum, dass wir uns vorbereiten", sagte Heilinglechner. Der zunehmende Verkehr sei ein "großer Brocken zum Abarbeiten". Mit seiner abgeschlossenen Lage und der Entwicklung der Nachbarstadt Geretsried dürfe sich Wolfratshausen jedoch nicht "zurücklehnen und abwarten", sagte der Bürgermeister. "Sondern wir müssen rechtzeitig die Weichen stellen für die Verkehrsentwicklung."

Heilinglechner wies darauf hin, dass die S-Bahn-Verlängerung nach Geretsried nicht vor 2028 realisiert werde, in der Nachbarstadt allerdings schon in den kommenden drei Jahren mehr als 1000 neue Wohnungen entstünden. Es sei wichtig, das Angebot des Geretsrieder Bürgermeisters Michael Müller (CSU) anzunehmen und gemeinsam mit der Nachbarstadt an einer Lösung zu einer Umfahrung zu arbeiten. Zunächst aber müssten dafür Grundlagen geschaffen und Experten zu Rate gezogen werden. Denkbar sei auch eine Klausur des Stadtrats zum Thema.

Zuvor hatte der Bürgermeister darauf hingewiesen, dass der Stadtrat in Sachen Stadtentwicklung überfraktionell zuletzt einiges auf die Beine gestellt habe. So habe man mit dem Beschluss für ein Parkhaus mit etwa 150 Stellplätzen am Hatzplatz, für das man nun einen Investor gefunden habe, eine lange Diskussion beendet und den Weg für die Umgestaltung des Westufers an der Loisach frei gemacht. Gleiches gelte für den Umzug des Heimatmuseums in die Räume des ehemaligen Archivs. "Sind wir froh, dass es jetzt endlich durch ist", sagte Heilinglechner. Ebenso wichtig sei der auf Antrag von BVW, Grünen und SPD beschlossene Bau der 50 geförderten Wohnungen auf der Coop-Wiese in Waldram, über die seit 50 Jahren diskutiert worden sei. Bei beiden Themen habe es immer geheißen: "Das wird eh nichts", sagte Stadträtin Ulrike Krischke. "Aber wir haben es geschafft." Auch wenn man in Sachen Verkehr noch weit von einer Lösung entfernt sei: "Wir werden es schaffen, die ersten Weichen zu stellen."

Die Verkehrsbelastung an der Sauerlacher Straße habe sie dazu bewogen, in der Lokalpolitik aktiv zu werden, sagte Krischke - und nahm auf Kritik der vergangenen Stadtratssitzung Bezug. Dort hatte eine Bürgerin die hohen Mauern an der Sauerlacher Straße kritisiert und eine Einfriedungssatzung gefordert. Die Gesundheit der Menschen stehe jedoch über dem ästhetischen Empfinden der Autofahrer, "die zwei Sekunden an den Häusern vorbeifahren und ihre Abgase und ihrem Lärm in die Gärten schicken", sagte Krischke. "Die Mauern zeigen, dass die Leute in Wolfratshausen ein großes Bedürfnis nach einer Abgrenzung von diesem Wahnsinns-Verkehr haben."

Dass das Thema Verkehr auch die Grund- und Mittelschule am Hammerschmiedweg belastet, betonte Regine Müller-Marx, zweite Vorsitzende des Elternbeirats der Schule. Mindestens die Hälfte der Eltern brächten ihre Kinder mit dem Auto "fast bis vor die Tür" der Schule, berichtete sie. Es komme zu gefährlichen Manövern auf dem Lehrerparkplatz, in der Busbucht und am Hatzplatz, um die Kinder schnell aussteigen zu lassen. Müller-Marx forderte daher, die Stadt möge die Situation bei der Umgestaltung des Hatzplatzes berücksichtigen und dort eine Art Bucht einplanen, auf der die Eltern ihre Kinder gefahrlos aussteigen lassen könnten. Heilinglechner versprach, die Anregung aufzunehmen. In der Sache aber sei er zwiegespalten, sagte er. "Wir fördern damit auch die Unvernunft der Eltern." Die Kinder sollten vielmehr selbständig zur Schule gehen. "Wir sind doch auch die erste Woche mit unseren Kindern zur Schule gegangen, und dann haben sie es gekonnt."

Ähnliche Problemen gebe es auch an der Waldramer Schule, sagte Heilinglechner. Schulleiter und Lehrer müssten mit Gesprächen in den Klassen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass es wichtig sei, zu Fuß oder mit dem Rad in die Schule zu kommen. Über diesen "pädagogischen Weg" könne man auch die Eltern zum Umdenken bringen. Müller-Marx stimmte ihm zu. "Wir sind vollkommen d'accord", sagte sie. Das Problem werde immer wieder in Klassenbriefen, bei Elternabenden und bei der Einschulung thematisiert. "Leider sind sehr viele Eltern uneinsichtig. Wir haben nun einmal diese Gefahrenlage."

© SZ vom 27.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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