Wolfratshausen:Stadt schafft Platz für Flüchtlinge

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Auf vier eigenen Flächen will die Stadt Unterkünfte planen - und in den Altbau des Vermessungsamtes sollen mehr als 80 Geflohene einziehen.

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Die Stadt Wolfratshausen bereitet sich darauf vor, in den kommenden Monaten Unterkünfte für mehrere hundert Flüchtlinge zu schaffen. Der Stadtrat hat dem Bürgermeister und der Stadtverwaltung dazu am Dienstabend die Vollmacht erteilt, auf vier eigenen Flächen im Stadtgebiet Unterkünfte zu planen und diese auch ohne weiteren Ratsbeschluss bauen zu lassen. Außerdem genehmigten die Räte Pläne, den Altbau des Vermessungsamts in der Heimgartenstraße bis Ende des Jahres zum Wohnheim für bis zu 88 Asylbewerber zu machen.

Mit diesem Umbau des Vermessungsamts entspricht der Freistaat nach monatelanger Prüfung den steten Forderungen aus der Lokalpolitik, auch seine eigenen Liegenschaften für Flüchtlinge zu nutzen. Nach derzeitigem Stand soll das Amtsgebäude befristet für drei Jahre zum Wohnheim werden. Die Stadt will in den kommenden eineinhalb Jahren eigene Unterkünfte etwa auf der Wiese beim Nantweiner Förgenweg schaffen, die sie für eine spätere Erweiterung des Friedhofs gekauft hat. Dort könnten nach einer vagen Schätzung bis zu 80 Menschen Zuflucht finden.

Priorität haben feste Gebäude in Holzständerbauweise

Die zweite Fläche, die eine Arbeitsgruppe aus Verwaltung und Stadträten vorgeschlagen hat, ist der große Garten des zusammen mit der Kirche geerbten Klein-Anwesens in der Bahnhofstraße, der Platz für etwa 60 Menschen bieten könnte. Jeweils bis zu 80 Flüchtlinge könnten auf der Fläche neben dem alten Krankenhaus an Sauerlacher Straße und Floßkanal sowie - hier auf drei Jahre befristet - am Gleisdreieck an der Zugspitzstraße unterkommen.

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Welche Art von Gebäuden dort jeweils entstehen sollen, ließen die Stadträte offen. Priorität vor derzeit schwer zu beschaffenden Containern und vor allem vor den teuren, kaum zu heizenden und als Wohn- und Schlafstätten nur notfalls zumutbaren Traglufthallen haben dabei aber feste Gebäude in Holzständer-Bauweise. Diese gelten als fast genauso schnell aufzustellen wie Container, sollen aber bis zu zehn Jahre statt nur drei Jahre benutzbar bleiben und könnten von Betrieben aus der Region geliefert werden. Die Arbeitsgruppe Stadtentwicklung, die nach dem vorsorglichen Protest dreier Sportvereinsvorsitzender gegen eine Turnhallen-Belegung auf das Thema angesetzt worden war, ließ sich bei diesen Vorschlägen vom Ziel leiten, akut 200 Plätze zu schaffen, wobei keine Unterkunft größer als 100 Plätze sein soll.

Die Stadt hat noch nicht so viel Flüchtlinge untergebracht, wie sie sollte

Bisher war es gelungen, zuletzt 117 Asylbewerber rein dezentral unterzubringen. Damit liegt die Stadt allerdings deutlich unter ihrer Selbstverpflichtung, 15 Prozent aller Flüchtlinge im Landkreis unterzubringen. Bis Ende des Jahres liegt das Quoten-Soll nach jüngsten Prognosen bei 300 Flüchtlingen, bis Ende 2016 bei 720.

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Mit einem schnellen Umbau des Vermessungsamts könnte sich Wolfratshausen seinem Soll wieder annähern. Ab dem Frühjahr könnte das alte Pfarrheim am Loisachbogen für bis zu 80 Menschen zur Verfügung stehen - dies aber nur als sogenannte Hallenunterkunft für höchstens sechs Monate. Außerdem könnten 2016 eine private Unterkunft im Gewerbegebiet sowie das staatseigene alte Forstamt in der Königsdorfer Straße hinzukommen - und womöglich auch eine Unterkunft am Grundstück des früheren Kindergartens in der Auenstraße, worüber der Bürgermeister nun mit der Pfarrei St. Andreas verhandeln soll. Für unbegleitete Minderjährige gibt es nun zwölf Plätze in der früheren Landwirtschaftsschule und bald 16 weitere in der einstigen Waldorfschule. Die erhofften 32 Plätze im Seminar St. Matthias lassen sich wohl nicht in dieser Zahl schaffen.

Ob sich mit all dem eine Belegung der Mehrzweckhalle in Farchet mit bis zu 130 Asylbewerbern vermeiden lässt, bleibt offen. Vor Farchet rangieren in der Liste des Landratsamts nur noch Turnhallen in Dietramszell und Wackersberg. Die Stadträte zeigten sich einig in ihrer Entschlossenheit, nun zügig Unterkünfte zu schaffen. Manfred Fleischer (CSU) formulierte zugleich Zweifel, dass es gelingen werde, für dauerhaft bleibende Flüchtlinge auch die nötigen festen Wohnungen zu bauen.

© SZ vom 12.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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