Wolfratshausen:Nachts, wenn der Straßenfresser heult

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Nichts geht mehr am Autobahnzubringer, damit später an der B11 alles fließt: Nach den Arbeiten sollen sich die 50 000 Fahrzeuge am Tag auf weitere Spuren verteilen.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Seit zwei Nächten rumort es an der B 11 und am Autobahnzubringer im Wolfratshauser Gewerbegebiet gewaltig: Etwa zwei Dutzend Arbeiter sind dort mit vier Lkw und einer großen Fräse im grellen Scheinwerferlicht damit beschäftigt, die oberste Asphaltschicht abzutragen. Das stört nicht nur Autofahrer, die in einem großen Bogen um die Baustelle fahren müssen, sondern auch Anwohner, die das Getöse ertragen müssen. Ihre Geduld allerdings wird belohnt: Nach den insgesamt auf fünf Nächte angesetzten Bauarbeiten soll der Verkehr an der Kreuzung zwischen der Bundesstraße und dem Zubringer B 11a deutlich besser fließen. Das berüchtigte Nadelöhr wird beseitigt.

Gelingen soll das mit zwei Geradeausspuren auf der B 11 in Richtung Geretsried, die bereits zirka 300 Meter vor der Ampel am Zubringer beginnen. Bislang konnten sich die Autos erst nach der Ampel auf zwei Spuren verteilen, was immer wieder zu Rückstau führte. Rechtsabbieger, die von der B 11, im Ortsgebiet Königsdorfer Straße, auf den Autobahnzubringer wollen, werden künftig früher und in einer weiteren Kurve als bisher abgeleitet. Eine neue Ampel mit Stand-Detektoren soll zudem auf erhöhtes Verkehrsaufkommen reagieren und die Autos im Fluss halten.

"Es ist letztlich ein sehr bescheidener Eingriff", erklärte der Leiter des Staatlichen Bauamts Weilheim, Michael Kordon, am Dienstagabend bei der Eröffnung der Nachtbaustelle. Die Gutachter hätten jedoch die beste Lösung erstellt. Die Behörde habe auch einen Kreisverkehr an der Stelle untersuchen lassen, erklärte Kordon. Der aber habe eine deutlich schlechtere Verkehrsleistung gehabt. Schließlich könnten in dem Kreisel Linksabbieger den Abfluss verzögern. Die Lösung, die die Bauarbeiter nun realisieren, und für die der Bund insgesamt etwa 800 000 Euro ausgibt, habe eine "deutlich höhere Verkehrsqualität", sagte der Behördenleiter. Dass die Kreuzung verbessert werden musste, stehe außer Zweifel. Schließlich müsse die mit zirka 27 000 Autos pro Tag auf dem Autobahnzubringer und etwa 24 000 in Richtung Geretsried "deutlich mehr als eine normale Bundesstraße" verkraften.

"Das erleichtert doch einiges", fand auch Wolfratshausens Dritter Bürgermeister Helmuth Holzheu (CSU), der derzeit die Geschäfte im Rathaus leitet und die Baustelle am Dienstagabend begutachtete. Der zügigere Abfluss der Autos in Richtung Geretsried und Autobahn werde auch den allabendlichen langen Rückstau auf der Königsdorfer Straße verringern.

Um das zu ermöglichen, heult die große Fräse mit dem Förderband seit zwei Nächten die Bundesstraße auf und ab, um zunächst die Deckschicht der zirka zwölf Meter breiten Fahrbahn abschnittsweise etwa zwei bis vier Zentimeter abzutragen. In der Nacht auf Freitag ist sie zum letzten Mal unterwegs. Nachdem die Autofahrer am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag jeweils von 19 bis 6 Uhr des darauffolgenden Tages mit Leuchtbarken um die Baustelle geleitet wurden, können sie Bundesstraße und Zubringer am Wochenende wie gewohnt befahren.

Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 40 Stundenkilometer bleibt auf der rauen Fahrbahn jedoch bestehen. Die Deckschicht soll am Montag und Dienstag aufgetragen werden - ebenfalls nachts, um die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten. Der Verkehr wird dann erneut umgeleitet, jeweils wieder zwischen 19 und 6 Uhr.

Ob der Zeitplan so eingehalten werden kann, ist allerdings ungewiss. Denn anders als die Arbeit mit der Fräse hängt die Asphaltierung vom Wetter ab, wie Julia Schneider vom Straßenbauamt betonte: Der so genannte DSH-V-Belag, eine dünne Asphaltschicht in Heißbauweise auf Versiegelung, könne nur bei trockener Witterung aufgetragen werden. Der sehr dichte, glatte und somit geräuscharme Belag habe sich jedoch bewährt, sagte Kordon. Wenn das Wetter passt, sollen am Donnerstag und Freitag kommender Woche die Markierungen auf die neue Fahrbahn aufgetragen werden. Die brauche man auch für die neue Ampelanlage, um die Detektor-Schleifen in die Fahrbahn einzupassen, wo sie den stehenden Verkehr erfassen. Diese Methode sei weniger anfällig als die Radaranlage, die früher auf der Ampel an der Kreuzung installiert war, erklärte Schneider. Bis die neue Ampel laufe, bleibe die provisorische Anlage, die derzeit den Verkehr regelt, im Einsatz.

"Zum Schulanfang sind die Bauarbeiten erledigt", versprach Kordon auf der Baustelle. Allerdings könne es noch ein, zwei Wochen länger dauern, bis die neue Ampel in Betrieb gehe. Eigentlich hätte die B11-Kreuzung schon im vergangenen Jahr umgebaut werden sollen. Verzögert wurde der Zeitplan durch eine Anfrage an den Bayerischen Landtag: Eine Anwohnerin habe einen Schallschutz an der Bundesstraße gefordert, erklärte Kordon. Dafür gebe es aber "keine Rechtsgrundlage". Mit dem neuen Asphalt werde die Straße an der Kreuzung jedoch "ein paar Dezibel leiser".

© SZ vom 01.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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