Abschluss der Realschulen:"Jetzt fliegt los!"

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382 Absolventen der Staatlichen Realschulen in Wolfratshausen, Geretsried und Bad Tölz bekommen ihr Zeugnis der Mittleren Reife. Schulleiter und Politiker fordern die Jugendlichen zu selbstständigem Denken und zum Einsatz für die Gesellschaft auf.

Sie sollen neugierig und interessiert sein, sich für Staat und Gesellschaft einsetzen, aber nach all dem Prüfungsstress erst einmal abfeiern: Diese Ratschläge bekamen die Realschüler in Wolfratshausen, Geretsried und Bad Tölz bei den Abschlussfeiern am Freitag mit auf den Weg.

Bad Tölz

113 Jugendliche traten in der Staatlichen Realschule Bad Tölz zu den Prüfungen an, alle 113 bestanden sie. Das kommt auch nicht alle Jahre vor. "Wir haben die überaus erfreuliche Situation, dass wir allen Schülern einen erfolgreichen Abschluss bescheinigen können", sagte Schulleiterin Barbara Lottner bei der Entlassfeier. In ihrer Rede hob sie hervor, dass Interesse und Neugier das Fundament jeglicher Bildung seien. Um sie zu wecken, habe die Schule einen hohen Stellenwert. "Wissen ist Macht, nix wissen macht auch nichts" - dies könne der Wahlspruch der Wikipedia-Generation sein, die Informationen aus dem Internet hole, ohne sie zusammenzusetzen, so Lottner. "Dabei bleibt die Fähigkeit, selbständig zu denken, Probleme zu lösen und eigene Wege zu gehen, auf der Strecke." Aber eben dies verlangten die Firmen, wie auch die Berufsinformationstage in der Tölzer Realschule zeigten. Das Leben als Labyrinth - zu dieser Metapher griff Zweiter Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG). "Jedes Labyrinth hat viele Hindernisse und Umwege, wichtig ist, dass man ein Ziel vor Augen hat", sagte er. Traudl Fischer, Vorsitzende des Elternbeirats, wünschte den Absolventen, auch künftig mit Mut, Zuversicht und Selbstbewusstsein an eine Herausforderung heranzugehen. Für Schülersprecherin Maren Kluge messen Tests und Schulaufgaben "nur einen Teil unserer Fähigkeiten". Dies zeigten Schulversager wie Albert Einstein und Thomas Mann. Elf Realschüler haben einen Einser-Abschluss, die Bestnote in Bad Tölz erzielte Michael Zinsmeister (1,27).

Geretsried

121 Schüler erhielten ihre Abschlusszeugnisse in der Realschule Geretsried, 15 von ihnen schafften heuer eine Eins vor dem Komma. "Liebe Schüler, Ihr habt es geschafft - liebe Eltern, Ihr auch", begrüßte die stellvertretende Schulleiterin Christine Venus-Michel die Anwesenden in der Aula. Landrat Josef Niedermaier (FW) richtete die Bitte an die Absolventen, sich in einer Zeit, in der Grundwerte wie Freiheit nicht mehr überall selbstverständlich sind, aktiv zu beteiligen an Staat, Gesellschaft und Politik. Bürgermeister Michael Müller betonte, dass nun die Zeit reif sei, neue Horizonte zu entdecken. Die Realschüler hätten mit ihrem Abschluss nicht nur "das perfekte Rüstzeug", sondern derzeit auch "die perfekten Chancen - denn sie werden gebraucht". Schulleiter Christian Zingler verglich die Schüler mit Pflanzen, die an der Schule wachsen und gedeihen konnten. Nun sei es an der Zeit, die Verantwortung der Lehrer als "Gärtner" abzugeben. Nicht aber ohne ein paar gute Ratschläge, quasi als Dünger: "Wichtig ist, dass Ihr Euch weiterbildet und nie aufhört zu lernen. Nur so könnt Ihr sicherstellen, dass Ihr viele Blüten bildet und Früchte tragt." Den Schülern wünschte er alles Gute und "viel Herzensbildung", also "Mitgefühl, Gerechtigkeitssinn, Zuwendung, Verständnis, Freundlichkeit und Weisheit". Einen etwas informelleren Aufruf hatte zuvor noch der Landrat den Jugendlichen mit auf den Weg gegeben: "Lasst die Sau raus - das muss sein!"

Wolfratshausen

148 Schüler traten an der Staatlichen Realschule Wolfratshausen zu den Prüfungen zur Mittleren Reife an. Alle bekamen am Freitag das Abschlusszeugnis überreicht. Als Zugabe gab es von Konrektorin Antonie Bálint-Meikis noch eine Rose pro Absolvent. An seinen Abschluss an der Realschule erinnerte sich Dritter Bürgermeister Helmuth Holzheu in seinem Grußwort, 1975 sei das gewesen. "Nach der Schule ist mitten im Leben, das will gelebt werden", sagte er am letzten Schultag der Zehntklässler. "Bleiben Sie neugierig und offen." Launig und doch politisch wurde der Dritte Landrat Klaus Koch (Grüne) in seiner Rede, die er zunächst an die Eltern der Absolventen richtete: "Was ist nur aus diesen kleinen Hosenscheißern geworden?" fragten sich viele, die sich daran erinnern, als die Kinder in die Windeln machten, oder an den ersten Tag im Kindergarten. Und plötzlich sei die Schulzeit vorbei. Dann kam er auf die negativen Nachrichten, auf Nizza, auf die Türkei und Würzburg. Dagegen setzte Koch Fakten, die das moderne Leben schön und leichter machen. "Lasst euch die Freude nicht nehmen", rief er den Schulabgängern zu. Trotz aller Widrigkeiten mahnte er: "Seid keine Hosenscheißer! Viel Glück!" Vor der Zeugnisvergabe philosophierte Bálint-Meikis über ihr liebstes Goethe-Zitat: "Gebt euren Kindern Wurzeln und Flügel." Sie beschwor die Jugendlichen, an sich zu glauben. "Jetzt fliegt los!"

© SZ vom 23.07.2016 / sci, cjk, brib - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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