Wolfratshausen:Gegen Hass, Wut und Gewalt

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Tölzer Christen und Muslime laden zum Friedensgebet ein

Von Luzie Gänslmayer , Bad Tölz

"Heimreise statt Einreise" forderten Unbekannte mit einem Graffiti an einer Flüchtlingsunterkunft. Dieser und anderer Feindseligkeiten gegenüber Flüchtlingen wollen die katholische, die evangelische, die alt-katholische und die muslimische Gemeinde in Bad Tölz am Dienstag, 8. November, von 19 Uhr an am Marienbrunnen in der Marktstraße mit einem interreligiösen Friedensgebet entgegentreten, indem sie gemeinsam für den Frieden beten. Begleitet wird das Gebet von einer Percussions-Gruppe. Worte wie "Volksverräter", "Sozialschmarotzer", "Umvolkung" und "Islamisierung Europas" würden der gegenwärtigen Situation in Deutschland nicht gerecht, schreibt der evangelische Dekan Martin Steinbach für die Veranstalter. Sie polemisierten und stigmatisierten die vielen Kriegsflüchtlinge und ihre Helfer. Elisabeth Busch von den Alt-Katholiken wird mit Zitaten wie "Die Umvolkung Deutschlands hat längst begonnen" (Bundestagsabgeordnete Bettina Kudla, CDU) auf die Fremdenfeindlichkeit aufmerksam machen und von der Notwendigkeit des Friedens sprechen. Der Kurat der alt-katholischen Gemeinde, Peter Priller, und die stellvertretende Pfarrgemeindratsvorsitzende der katholischen Gemeinde Angelika Lindmair sprechen ebenfalls vom nötigen Engagement für den Frieden gegenüber dem Hass und der Wut, die viele Bürger hegen. Luise Perzlmaier, die Vertrauensfrau des evangelischen Kirchenvorstands, leitet mit den Seligpreisungen aus dem Matthäus-Evangelium über zu einem entsprechenden Korantext, gelesen vom Vorsitzenden des Moscheevereins, Menduh Kilik, und dem Vorbeter Hoca Karci über. Der katholische Pastoralassistent Joseph Weiher macht mit einer Kerzenaktion auf die Brisanz des Themas und die Bedeutung des Friedens für alle aufmerksam. Jede Konfession und die muslimische Gemeinde bekommen eine Friedenskerze, die sie in ihre Kirche und in die Moschee mitnehmen werden. Sie sollen daran erinnern und dazu verpflichten, den Frieden zu wahren. Anschließend werden das jüdische Lied "Hevenu shalom alechem" gesungen und sowohl ein ökumenisches als auch ein islamisches Friedensgebet gesprochen. Mit dem Vaterunser, einer Segnung und Musik endet das interkulturelle Friedensgebet.

© SZ vom 08.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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