Wolfratshausen:Ein Sensor gegen den Serpentinen-Stau

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Am Wolfratshauser Berg wird wieder gebaut - und damit gibt es abermals entnervend lange Wartezeiten.Die Ampelschaltung soll mit moderner Technik verbessert werden.

Von Matthias Köpf

Ob bergab oder bergauf: Wer den Wolfratshauser Berg passiert, muss derzeit sehr viel Geduld mitbringen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das Ende des Winters kam spät, doch mit ihm kamen umso pünktlicher die gewohnten Staus auf der Bundesstraße B 11 nördlich von Wolfratshausen. Das Staatliche Bauamt Weilheim lässt dort seit einer Woche und damit schon im vierten Jahr die Serpentinen des Wolfratshauser Bergs sanieren. Die Arbeiten begannen 2009, setzten 2011 für ein Jahr aus und sollen sich noch bis zum Sommer 2014 hinziehen. So lange werden auch die Verkehrsbehinderungen anhalten, weil stets eine Fahrspur gesperrt bleiben muss, um die Stützmauern der Serpentinen verstärken zu können. Auf eine Vielzahl von Beschwerden aus den vergangenen Tagen will das Bauamt nun mit einer neuen Ampelschaltung an der Engstelle reagieren.

"Zig Anrufe" mit Klagen über zu kurze Grünphasen seien in den vergangenen Tagen eingegangen, sagt Projektleiterin Karin Bader. Vor allem bergauf Richtung Dorfen stauten sich die Autos zeitweise bis fast zur Weidacher Brücke zurück. Bis sie die Engstelle zwischen der ersten und der zweiten Kehre passierten, verstrichen teils fünf oder sechs Ampelphasen. Das liege auch daran, dass beim Anfahren der Kolonne bergauf größere Verzögerungen und Lücken zwischen den Autos entstünden als bergab, erklärt Bader.

Zudem gelte es, die Phasen so zu gestalten, dass auch Radfahrer die Baustelle ohne Gegenverkehr passieren können. Um die Staus zu verkürzen und den Ärger zu verkleinern, will das Bauamt die Ampel nun für einige Tage per Hand schalten lassen. Von Ende der Woche an soll es einen Sensor geben, der zumindest das vorderste Auto in der Schlange und dessen Wartezeit registriert und danach die Ampel schaltet.

Neben der unbefahrenen Spur befreien die Arbeiter derzeit die bergseitige Stützmauer von Pflanzen und Erde. Die rund 80 Jahre alte Betonmauer bleibt stehen, wird aber hinter einer etwa einen halben Meter dicken neuen Betonmauer verschwinden, die das Erdreich des steilen Bergwalds am Abrutschen hindern soll. Ähnlich waren die Arbeiter schon bei den zwei Mauern oberhalb der zweiten Kehre und der Talmauer der jetzigen Baustelle vorgegangen. Die Talmauer kragt im Vergleich zu vorigen einen halben Meter aus, damit am Ende die Straße genauso breit sein wird wie zuvor. Auf dieser soll dann allerdings auch eine Spur für die Radfahrer Platz haben, die an der Stelle keine Alternative zur viel befahrenen B 11 haben und bisher immer wieder an den Rand gedrängt wurden.

Die nun begonnene vierte und letzte Mauer ist mit 300 Metern etwa doppelt so lang wie die drei vorigen. Um die Engstelle nicht zu lang werden zu lassen, soll sie in zwei Abschnitten saniert werden. Das wird - bei einer voraussichtlichen weiteren Winterpause zwischen November und April - laut Bader wohl bis Sommer des kommenden Jahres dauern. Dies hänge auch von der Leistungsfähigkeit der Baufirma ab, sagt die Projektleiterin. Bei der Ausschreibung für die vierte Mauer ist ein österreichisches Unternehmen zum Zug gekommen, das an den bisherigen Arbeiten nicht beteiligt war.

Die Kosten für den letzen Bauabschnitt schätzt Bader auf 1,5 Millionen Euro, insgesamt würde die Sanierung der Serpentinen damit rund fünf Millionen Euro kosten. Etwa die Hälfte davon muss das Weilheimer Bauamt aus dem eigenen Etat bestreiten, die andere stammt aus dem Konjunkturpaket, das der Bund 2009 aufgelegt hatte. Von der Hoffnung, das ganze Vorhaben aus diesem Sondertopf bezahlen zu können, musste sich die Behörde bald verabschieden, da das Konjunkturpaket schon Ende 2010 und damit viel eher auslief als erhofft, während sich die Arbeiten länger hinzogen und 2011 mangels Haushaltsmitteln für ein Jahr ganz ruhen mussten.

Grundsätzlich kommt jedoch auch die zweite Hälfte der Summe vom Bund, der seine Bundesstraßen auf eigene Kosten instand halten muss, speziell die B 11 an diesem Abschnitt aber auch an den Freistaat oder die Stadt Wolfratshausen abtreten würde. Diese fürchtet jedoch die hohen Unterhaltskosten für die Serpentinenstrecke. Allerdings wäre eine solche Übernahme der Straße zugleich die aussichtsreichste Möglichkeit, die jetzige B 11 im Einbahn-Abschnitt durch den Wolfratshauser Markt zur Fußgängerzone zu machen.

© SZ vom 9.4.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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