Immobiliendeal in Wolfratshausen:Mahler verkauft Möbelhaus an XXXLutz

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Der Schlussverkauf beginnt bald. Der neue Eigentümer will den Zustand des Hauses und den Markt prüfen. Die Mitarbeiter stehen vor dem Nichts.

Von B. Engel, B. Briessmann und M. Köpf, Wolfratshausen

Die Nachricht kommt am Mittwoch um 9.18 Uhr: Möbel Mahler gibt sein Haus am Hans-Urmiller-Ring auf und sogar den Stammsitz in Bopfingen - der Schlussverkauf soll so bald wie möglich beginnen, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Politik und Wirtschaft in der Flößerstadt reagieren entsetzt. Was soll aus den 260 Mitarbeitern werden? Was aus der Immobilie? Was - auch das fragen sich die Verantwortlichen immer drängender - aus dem Standort Wolfratshausen?

Da wissen sie noch nicht, was Betriebsrat und Gewerkschaft Verdi wissen, und was erst Juniorchef Michael Mahler und schließlich der Möbelgigant XXXLutz um 17.19 Uhr bestätigen: Das Möbelhaus, also die Immobilie, geht wie auch das in Bopfingen an eine Tochter von XXXLutz.

Was plant XXXLutz an der Loisach?

Schon beginnt das Rätselraten, wie der oberösterreichische Konzern sich in Wolfratshausen aufstellen will. XXXLutz winkt ab: Angeblich müsse erst einmal die Bausubstanz und die Marktsituation analysiert werden. "Diese Prüfung wird sicher mehrere Monate in Anspruch nehmen", erklärt ein Sprecher. "Fest steht aber heute schon, dass es ein anderes Konzept als bisher sein wird."

Sonnenschein über Möbel Mahler in Wolfratshausen: Damit ist es nun bald vorbei. Nach dem Verkauf der Filialen sind die Mitarbeiter konsterniert. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Familie Mahler geht es nach eigenem Bekunden "sehr nahe", einen Teil des Lebenswerks aufgeben zu müssen. Wochenlang hatte Seniorchef Gerhard Mahler beteuert, das Haus soll in Familienbesitz bleiben. Jetzt räumt Juniorchef Michael Mahler "strategische Fehler" ein. Das Unternehmen beteuert, dass alle offenen Verträge der Kunden wie auch der Abverkauf professionell abgewickelt würden. Das Haus in Neu-Ulm will die Familie halten.

Die Gewerkschaft prüft juristische Schritte

Die 260 Mitarbeiter in Wolfratshausen stehen vor dem Nichts. Das Immobiliengeschäft mit XXXLutz halten der Betriebsratsvorsitzende Thomas Kohlert und die Gewerkschafter in der Münchner Verdi-Zentrale für einen verdeckten Betriebsübergang. Durch den Umweg über die Schließung und eine spätere Neueröffnung wolle sich Lutz offenbar älterer Mitarbeiter mit höheren Abfindungsansprüchen sowie des Betriebsrats entledigen, lautet die Vermutung von Verdi-Mann Georg Wäsler, der mit dem Konzern aus Wels schon mehrere ähnliche Erfahrung gemacht hat. Betriebsrat und Verdi prüfen, ob sie gegen das Geschäft juristisch vorgehen können.

Eines der seltenen Bilder des Seniorchefs: Gerhard Mahler (Mitte) im Jahr 2004 in Wolfratshausen bei einer Diskussion mit Edmund Stoiber. (Foto: Hartmut Pöstges)

Nun müsse es darum gehen, für die Mitarbeiter die bestmöglichen Bedingungen und einen Sozialplan auszuhandeln. Dazu solle Mahler Einblick in die wirtschaftliche Situation des Unternehmens geben. Dem Zeitdruck, den die Arbeitgeber aufbauten, wolle man nicht nachgeben. Die Mitarbeiter waren auf Druck des Betriebsrats am Dienstagabend informiert worden. Die Stimmung sei entsprechend, sagt Kohlert, doch gut war sie bei Mahler schon seit Monaten nicht mehr.

Die Schuldzuweisungen beginnen

Noch bevor der Immobiliendeal bekannt wurde, reichten die Antworten der Wolfratshauser Geschäftswelt von entgeistert bis fassungslos - die Schuldzuweisungen begannen. "Wir haben es nicht geschafft, Mahler und seine Kunden wirklich in die Stadt zu integrieren", meint Christian von Stülpnagel, Vorsitzender der Unternehmervereinigung Wirtschaftsraum Wolfratshausen. Grund dafür sei die Einbahnstraßenregelung in der Marktstraße und der Mangel an weiteren attraktiven Angeboten. "Wir konnten die Leute nicht in die Innenstadt holen", sagt von Stülpnagel. "Es tut mir um jedes Unternehmen leid, das geht", sagt von Stülpnagel. "Mahler tut richtig weh, da war vor allem am Wochenende richtig was los."

Ingrid Schnaller, Vorsitzende des Werbekreises, "findet das sehr schade, weil sich Mahler sagt, durch seine Werbung habe das Möbelhaus Wolfratshausen als Einkaufsstadt zum Begriff gemacht. Mahler und Wolfratshausen seien oft in einem Atemzug genannt worden.

Vollkommen überrascht war Hans-Werner Kuhlmann, Vorsitzender des Vereins Lebendige Altstadt. Das Möbelhaus sei der "Magnet schlechthin für Wolfratshausen" gewesen. Allerdings: "Die meisten Kunden von Mahler sind mit dem Auto gekommen, mittags hat das dortige Restaurant viele angelockt." Allerdings sei der Standort strategisch super. Deswegen könne er sich nicht vorstellen, dass dieses Gebäude leer bleibt.

© SZ vom 19.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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