Waldorfschule:Wolfratshausen verliert Waldorfschule

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Nach Ablehnung des Standorts an der Loisach konzentriert sich der Verein auf Geretsried

Matthias Köpf

Das ehemalige Mucos-Gebäude steht leer. Eventuell zieht die Waldorfschule aus Wolfratshausen hier ein. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Freie Waldorfschule Wolfratshausen wird die Stadt aller Voraussicht nach im kommenden Jahr endgültig verlassen und nach Geretsried umziehen. Ein letzter Versuch, in Wolfratshausen ein Grundstück für einen Neubau zu finden, ist am Mittwochabend im Bauausschuss des Stadtrats gescheitert. Kein einziges Mitglied des Gremiums stimmte für den Antrag der Waldorfschule, die Voraussetzungen für einen Neubau zwischen der Loisach, dem Bahndamm der S 7 und der Weidacher Brücke zu schaffen. Die Sprecherin des Trägervereins, Albertine Sprandel, zeigte sich tags darauf enttäuscht und irritiert. Die Schule werde sich nun auf das Gelände der früheren Pharmafirma Mucos im Geretsrieder Norden konzentrieren.

Die Schule will noch fünf Schuljahre lang jährlich um eine Klasse wachsen und hat sich von der einstigen Polizeiinspektion am Untermarkt zuletzt übergangsweise auf einige Container in der Königsdorfer Straße ausgedehnt. Die Wiese an der Loisach zwischen dem Stadtkern und Weidach, die am Mittwoch im Bauausschuss zur Debatte stand, war schon einige Jahre zuvor in den Blick des Trägervereins geraten. In einem letzten Versuch, mit der Stadtverwaltung doch noch ein Grundstück in Wolfratshausen zu finden, blieb vor einigen Wochen wieder nur diese Fläche übrig.

Daraufhin hatte Bürgermeister Helmut Forster den Trägerverein aufgefordert, seine Chancen per Antrag auf Änderung des Flächennutzungsplans und Aufstellung eines Bebauungsplans auszuloten. Der Bauausschuss lehnte den Antrag am Mittwoch ohne viel Federlesens ab. Zwar äußerten Forster und Räte aller vier Fraktionen ihr Bedauern, dass Wolfratshausen die Waldorfschule verlieren könnte. Zugleich zeigte niemand Sympathien dafür, die Wiese in einem langwierigen Verfahren in ein "Sondergebiet Schule" umzuwidmen.

Dieses Verfahren samt Baugenehmigung und Bau werde auf keinen Fall zum Sommer 2014 abgeschlossen sein, wie es der Trägerverein erklärtermaßen anstrebe, sagte Forster. Daran scheitere wohl auch der von den Räten immer noch bevorzugte Umzug in die Landwirtschaftsschule, die aber dem Vernehmen nach erst ein halbes Jahr später frei werde. "Vom Grundstück und von Zeitablauf her spricht eigentlich alles dagegen", sagte Forster.

Richard Kugler (CSU) kritisierte, die Schule an der Loisach würde viel Verkehr anziehen, wäre aber über den Gipsenweg oder von der Engstelle an der Brücke nur schlecht erreichbar. Zudem hatte der Trägerverein das Gebäude im Antrag so situiert, dass es den wegen des Hochwasserschutzes behördlich gebotenen Mindestabstand von 20 Metern zur Loisach nicht einhält. Schon daher sei es "abzulehnen, diesen Gebäudekörper jemals in Erwägung zu ziehen", sagte Josef Praller (BVW). Roswitha Beyer (SPD) pflichtete bei, fragte aber, ob der Verein vom 20-Meter-Schutzstreifen überhaupt gewusst habe.

Der Bürgermeister beantwortete die Frage mit "wohl nein", was Vereins-Sprecherin Sprandel tags darauf bestätigte - anderenfalls hätte man den Streifen natürlich berücksichtigt, sagte sie. Aus Sicht des Vereins sei der Antrag jedenfalls gut vorbereitet gewesen, zumal man den Standort vor einigen Jahren schon einmal mit der Stadt diskutiert habe. In Anbetracht dessen und mit Blick auf den eigenen Zeitplan sei nun der Umzug nach Geretsried, für den es einen nahezu unterschriftsreifen Vertrag gebe, "sicherlich eine gute Wahl".

© SZ vom 12.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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