Sozialer Wohnungsbau:Lieber hoch als lang

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Nachbarn des sozialen Wohnungsbauprojekts in Münsing kritisieren dessen Dimensionen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Münsinger Gemeinderat lehnt Vorschlag der Nachbarn für Milchäusl-Bau ab

Von Benjamin Engel, Münsing

Der Bau von zwölf geförderten Wohnungen am Milchhäusl-Grundstück könnte schon in den kommenden Wochen genehmigt werden. Damit rechnet die Münsinger Verwaltung. Ein Versuch der Nachbarn, den Schattenwurf auf ihre Häuser im Norden mit einer eigenen, alternativen Planung zu reduzieren, ist im Gemeinderat am Dienstag mit sieben zu neun Stimmen gescheitert. Das Gremium lehnte es ab, über den neuen Vorschlag in einer der kommenden Sitzungen zu beraten. Als die Entscheidung fiel, reagierte Beschwerdeführerin Helen Duckworth-Queckbörner, die im Nachbarhaus lebt, konsterniert: "Das war es wohl", erklärte sie und verließ den Sitzungssaal. Damit wird die bisherige Planung fortgesetzt.

Die Nachbarn hatten ein Haus parallel zur Hauptstraße vorgeschlagen, statt zweier durch ein Treppenhaus verbundener und bis zu 14 Meter hoher Baukörper. Das Gebäude wäre einschließlich der Tiefgarage tiefer in den nach Norden abfallenden Hang gegraben worden - und so niedriger geworden. Damit hätten die Nachbarn aus ihrer Sicht mehr Sonne gehabt, weil das Gebäude etwa zwei Meter niedriger ausgefallen wäre, dafür aber mit knapp 40 Metern etwa 4,50 Meter länger.

Um den Bau hatte es voriges Jahr große Kontroversen gegeben. Im Dezember hatte der Gemeinderat sich auf einen Kompromiss verständigt: zwölf statt 14 Wohnungen, mit einem parallel zur Straße stehenden Osttrakt und einem Westtrakt samt zur Straße orientiertem Giebel.

Für Thomas Schurz (CSU) handelte es sich beim Vorschlag der Nachbarn um "Schachtel- oder Kistenarchitektur". Dass einige Wohnungen ausschließlich nach Norden orientiert sein sollten, fand er kaum zeitgemäß. Er sei immer für zwei getrennte Gebäude gewesen, jetzt werde ein einziger langer Bau vorgeschlagen. "Das ist genau das, wogegen ich von Anfang an war", sagte er. Für Regina Reitenhardt (Wählergruppe Münsing) erinnerte der Vorschlag der Nachbarn an einen Sozialbau der 1960er Jahre. "Das finde ich nicht schön", erklärte sie. Ebenso kritisierte sie die Länge von 40 Metern. "Der typische Bauernhof hat 27 Meter."

Kritisch reagierte auch Dritter Bürgermeister Ernst Grünwald (Wählergruppe Ammerland). "Ich finde schade, dass der Vorschlag so spät kommt", sagte er. Es sei unverantwortlich, die Planungen nun zu stoppen. Dem Steuerzahler gegenüber könne er keinen weiteren Zeitverzug und höhere Planungskosten rechtfertigen. Genau umgekehrt reagierte Matthias Richter-Turtur (Wählergruppe Ammerland). "Ich finde, höhere Planungskosten zahlen sich aus", sagte er. Der Entwurf der Nachbarn entspreche seinen Vorstellungen. "Für mich ist das ein schönes Beispiel für positive Bürgerbeteiligung." Der asymmetrische Giebel passe sich an den abfallenden Hang besser an. Ein lang gezogenes Gebäude passe besser an die Hauptstraße. Der bisher quer zur Straße vorgesehene Westtrakt erwecke den Eindruck einer Straßenschlucht. Dass mehrere Wohnungen nur nach Norden orientiert wären, störte Richter-Turtur nicht. Denn so seien die Mieter vom Straßenlärm abgeschirmt. Vom langen, ruhigen Baukörper war auch Ursula Scriba (Bürgerliste) überzeugt. Dass die Nachbarn mehr Sonnenlicht abbekämen, begrüßte sie.

© SZ vom 29.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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