Polizeistatistik:Getrübte Sicherheit

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Zufrieden mit der Sicherheitslage: Landrat Josef Niedermaier, Polizeipräsident Robert Kopp und sein Stellvertreter Harald Pickert (v. li.). (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Landkreis gehört nach wie vor zu den sichersten Regionen in Deutschland - dies zeigt die Statistik des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Die Zahlen werden jedoch vom Doppelmord in Höfen überschattet.

Von Klaus Schieder

Manchmal zeichnen Statistiken ein unfertiges Bild der Wirklichkeit. Rein von den Zahlen her, die das Polizeipräsidium Oberbayern Süd für das Vorjahr präsentiert, gehört der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen weiterhin zu den sichersten Gegenden in Deutschland. 2017 sank die Zahl der Straftaten um 4,2 Prozent auf nurmehr 4027. Verdunkelt wird die an sich erfreuliche Bilanz jedoch durch den brutalen Doppelmord in Höfen bei Königsdorf. Drei polnische Staatsangehörige brachten dort im Februar vorigen Jahres zwei alte Menschen um, die zu Besuch bei einer 76-jährigen Hausbesitzerin waren. Die 76-Jährige selbst erlitt schwerste Verletzungen. Dieses Kapitalverbrechen überschatte die gute Lage, sagte Polizeipräsident Robert Kopp am Donnerstag im Landratsamt.

Damit nicht genug. Für 2017 verzeichnete die Polizei auch noch zwei Mordversuche im Landkreis. Zwar habe man alle Täter gefasst, sagte Kopp. "Aber trotzdem bleibt etwas hängen." Solch schwere Taten hinterließen ihre Spuren im Sicherheitsgefühl der Bevölkerung. Auch die Zahl der Einbrüche nahm erheblich zu, von 30 im Jahr 2016 auf 57 - ein Zuwachs um etwa 90 Prozent. Dabei seien Profis am Werk, die umherreisten und vor allem abgelegene Einfamilienhäuser ausspähten, berichtete der stellvertretende Polizeipräsident Harald Pickert. Allerdings scheiterten die Einbrecher in mehr als der Hälfte der Fälle und gelangten gar nicht erst ins Haus. Pickert wertet dies als einen Erfolg der Präventionskampagne der Polizei. "Man kann sich mit einem überschaubaren finanziellen Engagement relativ gut schützen", sagte er.

Ansonsten gab es im Landkreis - rein statistisch - die niedrigste Kriminalitätsbelastung seit 2009. Die Zahl der Diebstähle sank um 15,1 Prozent gegenüber 2016, die Straftaten, bei denen Drogen im Spiel waren, gingen um 8,1 Prozent zurück, die Rohheitsdelikte wie Raub oder gefährliche Körperverletzungen verringerten sich um 8,5 Prozent. Mit 3204 Straftaten pro 100 000 Einwohner ist Bad Tölz-Wolfratshausen der sicherste aller neun Landkreise im Gebiet des Polizeipräsidiums. Zum Vergleich: Der Bundesdurchschnitt lag 2016 mehr als doppelt so hoch bei 7700 Delikten. "Da wissen wir, in welcher Liga wir uns bewegen", sagte Kopp. Die Aufklärungsquote lag bei 64,2 Prozent, dies sind 0,5 Prozent mehr als 2016.

Mehr Arbeit bekam die Polizei in Asylunterkünften im Landkreis. Sie musste 2017 zu 282 Einsätzen ausrücken, im Jahr davor waren es 195. Die Anlässe reichten von belanglosem Streit über Handgreiflichkeiten bis zu schwerer Körperverletzung. Die Polizei müsse Menschen, die vor Gewalt geflüchtet seien, vor Gewalt schützen, sagte Kopp. Es könne nicht sein, dass Familien in den Unterkünften nachts den Kühlschrank vor die Wohnungstür rückten, weil sie Angst hätten.

Sorge bereitet der Polizei die zunehmende Gewalt gegen Rettungskräfte, die auch im Landkreis zu beobachten war, wenngleich nicht so massiv wie in Ballungsgebieten. "Aber ich sage: Wehret den Anfängen", betonte Kopp. Das Phänomen betreffe hier eher die Rettungsdienste als die Feuerwehren. "Aus meiner Sicht ist es unerträglich, wenn Menschen, die anderen Menschen in einer Notsituation zu Hilfe kommen, angegriffen werden - das ist ein No Go", sagte der Polizeipräsident. Als Kreisvorsitzender des Roten Kreuzes rief Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) dazu auf, hier "jede Kleinigkeit konsequent anzuzeigen".

Trotz des Doppelmords in Höfen ist Polizeipräsident Kopp überzeugt, dass die Bevölkerung im Landkreis nach wie vor der Polizei vertraue. Die Beamten seien voriges Jahr mit 13 660 Einsätzen bei Veranstaltungen präsent gewesen, vor allem auch bei Großereignissen wie etwa der Tölzer Leonhardifahrt. Ausdrücklich lobte Kopp die Zusammenarbeit mit den acht Sicherheitswachten auf dem Gebiet des Polizeipräsidium, eine davon gibt es in Wolfratshausen. Dies seien keine Hilfssheriffs, so Kopp. Auch keine Art Blockwarte. "Wir suchen schon die Richtigen raus."

Im Straßenverkehr gab es 2017 insgesamt 769 Unfälle, fünf weniger als 2016. Dabei starben elf Menschen (2016: neun), 570 wurden verletzt (566). Fünf der tödlichen Unfälle wurden durch zu hohes Tempo, drei durch Alkohol verursacht.

© SZ vom 05.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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