Neue Bar in Wolfratshausen:Ein Luftschiff im Gewerbegebiet

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Der 27-jährige Sepp Schwarzenbach will am Wolfratshauser Hans-Urmiller Ring die "Zeppelin-Bar" eröffnen

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Wer etwas essen und trinken möchte, muss aufstehen und sich wenigstens ein bisschen bewegen. Am Platz bleibt der Gast in der neuen Zeppelin-Bar am Hans-Urmiller-Ring auf dem Trockenen sitzen. Denn ausschließlich am Tresen gibt es Getränke und kleine Snacks zum Selbstabholen. Das ist essentieller Bestandteil des Barkonzepts, wie Betreiber Sepp Schwarzenbach - Sohn des gleichnamigen früheren Wolfratshauser Disco-Königs - erklärt. "Ich mag das", sagt der 27-Jährige. "Wolfratshausen ist ein Dorf. Die Leute sollen sich besser kennenlernen und mal hier und da dazusetzen." Mit einem Flugversorgungskasten mit Platz für bis zu sechs Gläser können die Gäste auch mehrere Getränke bequem mitnehmen.

Für den Traum von einer eigenen Bar hat Schwarzenbach ein Jahr lang gearbeitet. Er hat das Design nebst Logo entworfen und vieles bis hin zur Bar mit einem Bekannten selbst gebaut. Am Dienstag steht der kräftige junge Mann mit Vollbart in T-Shirt und Hut am Kopf im Erdgeschoss der zweistöckigen Bar. Eröffnen wollte er eigentlich schon Ende des Vorjahres. Doch während des Umbaus seien immer wieder unerwartete Schwierigkeiten aufgetaucht, sagt er. Jetzt möchte er in wenigen Wochen aufsperren. Ein genaues Datum wagt er nicht zu sagen.

Wer zur Tür hereinkommt, steht unmittelbar vor dem Tresen. Eine helle Lärchenholzplatte liegt auf einer gemauerten Front in Backsteinoptik. Kupferelemente und orangefarbenes Licht geben dem Tresenbereich eine warme Anmutung. Links davon hat der Betreiber alte Holzkisten vom Dachboden einfach umgedreht und zu Stehtischen umfunktioniert. In den Raum ragende Wandhaken erinnern an Ladekräne. Die darüber führenden Schnüre halten die Lampen über den Tischplatten.

Die grafische Darstellung der New Yorker Skyline dominiert fast eine ganze Wandfläche. Darauf schwebt ein Zeppelin im Suchfeld zweier sich überkreuzender Scheinwerferstrahlen. Die dadurch stilisierte Raute mit dem Luftschiff ist auch das Logo der Zeppelin-Bar und zieht sich durch die ganze Einrichtung bis zum Untersetzer. Mittels LED-Beleuchtung wechselt die Wandgrafik mit der Zeit die Farben, was den Eindruck von Videospielästhetik noch verstärkt. Und das kommt nicht ungefähr. Denn Schwarzenbach hat Grafikdesign für Videospiele studiert. Und das hat seine Kreativität beeinflusst.

Zum Zeppelin-Thema ist Schwarzenbach auf Umwegen gekommen. Er bekennt sich als Fan von Hafenkneipen. In denen gehe es oft sehr gesellig zu, sagt er. Gerne hätte er eine solche in Wolfratshausen eröffnet. Doch das passe allenfalls direkt an den Starnberger See, aber nicht in die Loisachstadt, schildert er. Nach einigem Überlegen sei er auf die Zeppelin-Idee gekommen. "Das ist ja immerhin ein Luftschiff", berichtet er. Das greifen auch die vielen Fotografien historischer Zeppeline an den Wänden auf.

Das Erdgeschoss versteht der Betreiber als Rollfeld. Das sollen die Lampenkonstruktionen in Ladekran-Optik verdeutlichen. Im Stockwerk darüber herrscht die Klassengesellschaft - zumindest im übertragenen Sinn. Emailleschilder weisen den Weg in die erste und zweite Klasse sowie in den Maschinen- und Gepäckraum. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Bereiche im oberen Stock gestaltet.

Die erste Klasse hat eine breite Fensterfront mit Ausblick. An den Tischen sind mit rot-weißem Leder bespannte Stühle platziert. Im Bereich stehen ein dunkelbraunes Chesterfield-Sofa nebst Ledersesseln. Aus einer früheren Spielhalle stammen die grün-weißen Lampen. In der zweiten Klasse stehen die Tische mit ungepolsterten Stühlen enger zusammen. Die Beleuchtung ist gedimmter. Am Maschinenraum - den Toiletten - vorbei geht es in den Gepäckraum. Dort können die Gäste beim Spiel entspannen. Im Raum steht ein Kickertisch. An der Wand hängen Dartscheiben. Zwei Liegestühle mit Zeppelin-Logo stehen vor den mit Netzen abgetrennten Kofferstapeln an einer Raumseite. Ein wenig Stauraumatmosphäre herrscht hier.

Alle Altersgruppen sollen sich nach Schwarzenbach in der neuen Bar wohlfühlen. Zu hören sein wird Rockmusik, aber auch Soul und Funk. Zu trinken anbieten will der Wirt Augustiner-Bier und Guinness vom Fass. Zudem möchte er ein "Bier des Monats" von wechselnden Brauereien ausschenken. Zunächst wird es nur kleine Snacks, später mehr Speisen geben. Geöffnet haben wird die Zeppelin-Bar von Donnerstag bis Sonntag jeweils von 19 Uhr an. Freitags und samstags soll bis 4 Uhr morgens geöffnet werden, an den anderen Tagen bis 1 Uhr. In der Disco "Turm" betreibt Schwarzenbach schon seit zweieinhalb Jahren eine Sisha-Bar. Wie er bekennt, habe sein Vater ihn schon ermuntert, doch eine Kneipe aufzumachen. "Irgendwann habe ich klein beigegeben", schildert er. "Aber es wäre auch ein Fehler gewesen, es nicht zu machen."

© SZ vom 24.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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