Mehrfamilienhaus an der Kohlstattstraße:Kritik an "lieblosem" Kinderspielplatz

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Der Bad Tölzer Bauausschuss billigt das Wohnprojekt der Lenggrieser Baugenossenschaft unter Auflagen.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Für Leute, die ein geringes bis mittleres Einkommen haben, sind die meisten Mieten in Bad Tölz kaum noch zu bezahlen. Das gilt vor allem für Familien, die mehr als nur zwei Zimmer brauchen. Umso dringender ist ein Bauprojekt, wie es die Gemeinnützige Baugenossenschaft Lenggries an der Kohlstattstraße plant: Dort soll ein Mehrfamilienhaus mit zwölf Wohnungen entstehen, sechs davon mit mehr als 65 Quadratmetern und allesamt zu vergleichsweise moderaten Preisen. Obwohl sich die Stadträte im Bauausschuss einig waren, dass gerade solche Domizile in der Kurstadt benötigt werden, diskutierten sie fast 45 Minuten über das Vorhaben. Der Grund: Die Außengestaltung mit Fahrradhaus und Kinderspielplatz stieß auf heftige Kritik. "Lieblos" seien diese Pläne, sagte Andrea Grundhuber (Grüne).

An der vor Kurzem sanierten Kohlstattstraße will die Lenggrieser Baugenossenschaft ein dreigeschossiges Gebäude mit flach geneigtem Satteldach errichten. Im Osten des Grundstücks sind elf Stellplätze vorgesehen: neun in einer Reihe, zwei im 90-Grad-Winkel davon abgerückt, die als Behindertenparkplätze ausgewiesen werden. Erforderlich wären laut städtischer Stellplatzsetzung noch weitere sieben Parkflächen, die aber abgelöst werden sollen. Im Eck dazwischen ist das Fahrradhäuschen geplant, das Platz für 24 Räder bietet und kleiner ist, als die Richtlinien der Stadt vorschreiben. Der Kinderspielplatz mit Schaukel, Spielwiese und Sandkasten ist im Süden vorgesehen, eingezwängt auf einem schmalen Streifen zwischen dem Neubau und dem Nachbarhaus.

So geht's nicht, lehnte Grundhuber die Außenpläne rundweg ab. "Günstiger Wohnraum heißt nicht automatisch schlechter Freiraum", betonte sie. Im Osten des Grundstücks müssten die Radfahrer wegen der ungünstigen Anordnung der Stellflächen ums Eck herum und an den parkenden Autos vorbei, um zum Fahrradhäuschen zu gelangen. Das müsse vielmehr direkt anzufahren sein, forderte Grundhuber. Außerdem sollte der Radl-Unterstand größer ausfallen, wofür man eine der elf Stellflächen opfern könne. Die Lage des Spielplatzes zwischen den zwei Häusern sei eine glatte Zumutung, sagte die Stadträtin. "Unserer Satzung nach muss er eingezäunt sein, in diesem Entwurf ist er eingemauert." Dieser Kritikschloss sich Robert Paintinger (CSU) an. Ein Spielplatz zwischen zwei Hausmauern sei schlicht nicht tragbar, "das geht einfach nicht".

Gedacht sind Schaukel und Sandkasten lediglich für Kleinkinder. Für ältere Mädchen und Jungen im Quartier rund um die Kohlstattstraße regten Josef Steigenberger (CSU), Michael Lindmair und Martin Harrer (beide FWG) an, den vor sechs Jahren stillgelegten Kinderspielplatz beim Gelände des SC Rot Weiß Bad Tölz an der Isar neu zu errichten. Dafür sieht Bauamtsleiter Christian Fürstberger jedoch kaum Bedarf. Seit 2011 habe es im Rathaus nur ein einziges Mal eine Anfrage gegeben, ob daran gedacht sei, die einst städtische Anlage wieder zu eröffnen, berichtete er. Für Zweiten Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG) gibt es an den Plänen der Lenggrieser Baugenossenschaft hingegen nichts auszusetzen. "Das ist im Innenstadt-Bereich, wo wir eine Nachverdichtung wollen", sagte er. Wenn man bezahlbaren Wohnraum wolle, müsse man "irgendwann auch mal einen Tod sterben" - in diesem Fall einen nicht so schönen Spielplatz. "Aber andere Häuser haben auch keinen rechten."

Das Bauprojekt billigten die Stadträte am Ende einstimmig. Allerdings unter dem Vorbehalt, dass die Außenanlagen noch einmal überarbeitet werden: Das Fahrradhaus soll größer ausfallen und direkt anzufahren, der Kinderspielplatz anders situiert sein.

© SZ vom 20.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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