Lichterkette:150 Menschen demonstrieren für die Tölzer Geburtenstation

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Trotz Kälte und Nieselregen: Etwa 150 Menschen demonstrierten am Freitag vor der Asklepios-Klinik. (Foto: Manfred Neubauer)

Viele Mütter, Väter und Kinder kommen zur Stadtklinik. Kommunalpolitiker und der Landtagsabgeordnete Florian Streibl versprechen Hilfe.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Einige trugen Laternen, andere hielten im kalten Nieselregen die Hand schützend über ihre Kerze, eine Demonstrantin hatte sich sogar eine leuchtende Weihnachtsgirlande umgehängt: Mehr als 150 Teilnehmer, darunter viele Mütter mit Kinderwägen, versammelten sich am Freitagabend vor der Tölzer Asklepios-Klinik, um mit einer Lichterkette ein Zeichen für den Fortbestand der stark gefährdeten Geburtshilfe-Abteilung zu setzen. Die Aktion sei "in erster Linie eine Solidaritätsbekundung für die Hebammen und die Kinderkrankenschwestern", sagte Nanett Nordhausen, eine der Initiatorinnen. Sie sollten merken, dass sie nicht alleine seien. "Ob wir politisch etwas erreichen, ist eine andere Geschichte."

Unter die Menge hatten sich auch die Stadträte Camilla Plöckl, Willi Streicher (beide SPD) und Michael Lindmair (FWG) gemischt. Es sei ihre Pflicht als Stadträtin, sich für die Geburtenstation einzusetzen, sagte Plöckl, die im beratenden Beirat der Asklepios-Klinik sitzt. "Wir wollen kämpfen, was man kämpfen kann." Streicher hat nach eigenem Bekunden inzwischen einen Antrag gestellt, dass sich auch der Kreistag nächste Woche mit dem Thema befasst.

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Die Hiobsbotschaft von dem möglichen Aus hatte Joachim Ramming, Geschäftsführer der Asklepios-Klinik, vor gut einer Woche verkündet. Als Gründe für die drohende Schließung der Geburtenstation in etwa einem halben Jahr nannte er vor allem die vergebliche Suche nach Gynäkologen.

Eine Rolle spielen auch die verschärften Vorschriften des neuen Antikorruptionsgesetzes, die aus Sicht der Klinik dazu führen, dass sie nicht mehr die hohe Haftpflichtversicherung der Belegärzte mittragen darf. Seither gibt es etliche Initiativen, um die Geburtsabteilung zu retten: Alexander Hofmann aus Gaißach startete eine Online-Petition, die bislang knapp 3100 Unterstützer gefunden hat, der Tölzer Stadtrat verabschiedete eine Resolution und setzte eine Arbeitsgruppe ein, die einen Ausweg finden soll, Landtagsabgeordneter Florian Streibl (FW) forderte in einem Dringlichkeitsantrag ein Sofortprogramm der bayerischen Regierung. Nordhausen ist froh um all diese Aktionen. Den Stadträten in der neuen Arbeitsgruppe wünscht sie "ein langes Durchhaltevermögen, denn das werden sie brauchen".

© SZ vom 03.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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