Jugend forscht:Leuchten dank der Kraft der Sonne

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Die beiden Viertklässler Franziska Pflüger und Louis Hoffmann der Grundschule Eurasburg-Beuerberg entwickelten Schuhe, deren LED-Lichter sich durch Solarenergie selbst aufladen. Mit ihrem Projekt nehmen sie nun in der Jugendsparte von "Jugend forscht" am Wettbewerb teil.

Von Martin Brjatschak, Eurasburg

Wenn sich die Eltern mal wieder über die am Ladegerät hängenden Schuhe mit LED-Blinklichtern beschweren, hören die meisten nach dem dritten Mal wahrscheinlich gar nicht mehr zu. Der Grundschüler Louis Hoffmann aber brachte das auf eine andere Idee. Zusammen mit seiner Klassenkameradin Franziska Pflüger hat Louis LED-Schuhe entwickelt, die kein Ladekabel zum Aufladen benötigen. Stattdessen erhalten sie ihren Strom durch Solarplatten - die Sonne macht es möglich.

Die beiden Neunjährigen besuchen die vierte Klasse der Grundschule Eurasburg-Beuerberg. Sie sind sehr stolz auf ihre Leistung. Zwei Paar LED-Schuhe - ein blaues und ein rotes - haben sie mit kleinen Solarplatten ausgerüstet. Diese zeigen sie am Mittwoch und Donnerstag beim Regionalwettbewerb "Schüler experimentieren", der Jugendsparte des "Jugend forscht"-Wettbewerbs für Schüler und Schülerinnen bis höchstens 14 Jahren.

Stolz zeigen Franziska Pflüger und Louis Hoffmann ihre neu entwickelten LED-Schuhe. (Foto: Manfred_Neubauer)

Insgesamt haben Louis und Franziska vier, etwa smartphonegroße Solarplatten bei ihrem Projekt verwendet. Mit einer Heißklebepistole haben sie jeweils eine pro Schuh an selbigem befestigt. Ganz alleine, wie Louis versichert, jedoch selbstverständlich unter Aufsicht der Eltern. Dort, wo zuvor das Gerät zum Laden angeschlossen werden musste, ist jetzt ein kleines Kabel, dass die Solarzelle mit den Lampen im Schuh verbindet und so mit Strom versorgt - umweltfreundlich, ohne Kabelwirrwarr und einhergehender Stolpergefahr. Sogar das Löten des Kabels haben die Grundschüler selbst übernehmen dürfen. Ist der Schuh aufgeladen, kann der Träger die vielen bunten Lämpchen in der Sohle per Knopfdruck zum Leuchten bringen.

Bis die Schuhe wirklich auf das Ladegerät verzichten konnten, hat es einige Zeit gedauert. Angefangen haben die beiden etwa vor fünf Monaten. "Wir haben uns anfangs jeden Sonntag getroffen", erklärt Louis. Später seien die Treffen dann aber eher verteilt gewesen, mal mehrmals die Woche, mal gar nicht. "Vergangene Woche haben wir viel gemacht", wirft Franziska ein. Verständlich, denn der Wettbewerb steht unmittelbar bevor und die Schuhe allein auf den Ausstellungstisch zu stellen reicht nicht: Alle Teilnehmer müssen vor der Jury einen fünf- bis achtminütigen Vortrag über ihr Projekt halten. "Da haben wir noch unsere Lücken. Ich hoffe, dass wir das gut hinbekommen", sagt Louis. Er stellt fest, dass er schon "ziemlich aufgeregt" ist. Franziska sieht die bevorstehende Veranstaltung jedoch ganz gelassen: Sie sei kaum nervös, sagt sie.

"Ich wollte schon länger am Wettbewerb teilnehmen", sagt Louis. Schließlich hat er berühmte Vorbilder: Leonardo da Vinci, Thomas Edison und Nikola Tesla etwa. Eine Teilnahme aber ist erst ab der vierten Klasse möglich, daher ist es nun - wie für Franziska auch - seine erste Teilnahme. Da es ohne Hilfe schwierig wäre und er mit Franziska schon andere Referate gehalten hatte, habe sie mitgemacht. Aber Louis sieht noch einen weiteren Vorteil: "Man hat immer jemanden, auf den man die Fehler schieben kann", sagt er grinsend.

Zunächst hätten die Grundschüler sich ein Ziel gesetzt: Das Entwickeln selbstladender Leuchtschuhe. "Dann stellten wir uns die Frage, was wir dafür eigentlich machen müssen", sagt der Neunjährige. In zahlreichen Versuchen haben die Schüler sechs verschiedene Energiequellen ausprobiert, die sie zuvor selbst im Internet recherchiert hatten: Die Kartoffelbatterie,eine Spule mit Magnetkern, das Peltier- und das Piezoelement und statische Aufladung. Die Solarzellen, die es schlussendlich werden sollten, haben sie als letztes getestet. Aus einem einfachen Grund: Der Vater von Louis, Max Hoffmann, hatte die Module aus China bestellt - die Lieferzeit betrug acht Wochen.

"Wir haben fünf Volt gebraucht, um den Schuh zu laden", erklärt Franziska. "Und eine Stromstärke von zwei Ampere", ergänzt Louis. Diese Voraussetzungen hat außer den Solarzellen kein Energielieferant erbringen können. Um die Schuhe mit Kartoffelbatterien laden zu können, hätten sie etwa 40 davon gebraucht, sagt Louis. Ähnlich wie bei dem Peltier-Element: Bei dem Experiment haben die beiden mit dem Multimeter nur eine Spannung von 0,33 Volt messen können und hätten daher laut eigener Aussage 33 Elemente benötigt, die nicht "in den Schuh passen". "Oder wir brauchen einen größeren Temperaturunterschied, was wir aber auch nicht machen können weil der Schuh oder der Fuß dann Feuer fangen", sagen die Schüler.

Der Weg bis hin zum Wettbewerb sei zwar mühsam gewesen, habe aber eben auch viel Spaß gemacht, was Franziska bestätigt, obwohl sie sonst "nicht so viel" experimentiere. Doch nicht alles rund um das Projekt haben die Grundschüler gerne gemacht. "Der Bericht war für alle anstrengend", sagt Louis' Vater. Für den Wettbewerb müssen die Teilnehmer eine maximal 15 Din A 4-Seiten fassende Arbeit über das eigene Projekt verfassen und sie der Jury vorab zusenden. Louis ergänzt: "Das Forscherbuch auch." Darin haben die Kinder ihre Versuchsergebnisse detailliert festgehalten. "Es war schwierig, das zu entziffern", wirft Max Hoffmann amüsiert ein. Sein neunjähriger Sohn antwortet frech: "Franziska schreibt schöner, dafür weiß ich mehr."

Nächstes Jahr wollen Franziska und Louis erneut bei "Jugend forscht" teilnehmen. Welchem Thema sie sich dann annehmen und ob sie es wieder zusammen erarbeiten werden, wissen sie noch nicht. Zunächst gilt es aber sowieso erst den jetzigen Wettbewerb in Schongau zu bestreiten und das Projekt bestmöglich zu präsentieren. Unterstützung werden sie zumindest haben: Viele Angehörige haben ihren Besuch angekündigt.

© SZ vom 01.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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