Kino-Kultur im Landkreis:Kino im Umbruch

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Das KiK in Kochel braucht mehr Besucher und neue Betreiber. An der notwendigen Digitalisierung des Vorführbetriebs könnte das Liebhaber-Kino sonst scheitern.

Suse Bucher-Pinell

Der Verein Kino in Kochel (KiK) steht vor weitreichenden Entscheidungen. Markus und Claudia Wenzel, die das mehrfach prämierte Programmkino seit vielen Jahren betreiben, die Filme auswählen und die dazugehörige Büro- und Verwaltungsarbeit übernehmen, wollen aufhören und sich spätestens zum Jahresende vom Kochler Kino verabschieden. Dann wollen sie sich ganz auf ihr Kino.P in Penzberg konzentrieren und nur noch das betreiben. "Beides wird uns zu viel", sagt Markus Wenzel der SZ.

Wäre die Suche nach einem neuen Betreiber für den Verein mit derzeit rund 160 Mitgliedern nicht schon Aufgabe genug, so drängt auch noch eine technische Veränderung: Die Filmvorführung muss digitalisiert werden. Als einziges Kino im weiten Umkreis arbeitet das Kochler noch mit einem analogen Projektor, in den wie zu alten Zeiten Filmrollen eingelegt werden.

Es müssten einfach mehr Besucher kommen, dann ließe sich das ambitionierte Kino erhalten. (Foto: N/A)

Doch analoge Filmkopien werden immer rarer, ihre Tage sind gezählt. "Irgendwann werden wir nicht mehr beliefert werden", prophezeit Markus Wenzel. Und "irgendwann", das könnte nach seiner Einschätzung schon Mitte nächsten Jahres sein. "Zuerst wird es nur noch analoge Restposten geben und dann wird auch das schlagartig vorbei sein", mutmaßt er. Schon jetzt müsse man auf die wenigen noch existierenden analogen Filmkopien der Verleiher "wahnsinnig lange" warten.

Doch auch eine Digitalisierung will wohl überlegt sein. Sie würde zwar die Arbeit der Vorführer erleichtern, weil die Filme auf kleinen Festplatten geliefert und dann auf einen Server überspielt werden. Der mühsame Transport von schweren Kisten mit Filmrollen wäre passé. Der Verein müsste aber selbst für eine abgespeckte Version dieser neuen Technik 15 000 bis 20 000 Euro aufbringen und wäre dennoch eingeschränkt. Denn nicht alle Verleiher beliefern Kinos mit einfachen Abspielvorrichtungen. "Die meisten wollen für ihre Filme die tollsten Standards", weiß Alexandra Hessler vom Kino-Verein.

Doch mehr sei finanziell für den 1997 von einem Haufen Filmverrückter gegründeten Verein kaum drin. Und auf Zuschüsse von Land oder Bund kann er nicht hoffen, dafür bräuchte das Kino mehr Zuschauer. 2012 schauten sich genau 5555 Besucher die in der Heimatbühne gezeigten Filme an, 2004 hatte der Verein noch 14 000 Karten verkauft. Die allgemeine Kinomüdigkeit macht auch vor Kochel nicht Halt. "Mehr Besucher wären schön", wünscht sich denn auch Alexandra Hessler.

Trotzdem ist sie zuversichtlich. "Vor der Schließung stehen wir nicht, aber wir müssen uns überlegen, wie es weitergeht." Damit ist nun eine Projektgruppe beauftragt. Sie soll abklopfen, was machbar ist. Eine Idee hat Alexandra Hessler schon: Ein Kino-Enthusiast, ein Mensch mit Zeit, hält die Fäden zusammen und ist Ansprechpartner vor Ort. Dazu ein Betreiber, der sich im Hintergrund halten kann. Und viele Vereinsmitglieder, die das Filmvorführen und alles mögliche sonst ehrenamtlich übernehmen.

© SZ vom 19.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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