Integration:Bunt für die Bühne

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Die Kreativen von "Kulturbunt" (jeweils von links): Lorenz Rutigliano, Marion Klement, Andrea Poloczek, Markus Eberhard (hinten), Adan, Sanaa, Ines Lobenstein, Esraa, Djla, Alend, Daniela Wagner, Günter Wagner, Ludwig Gollwitzer (Mitte), sowie Christina und Dominik Halamek (vorne). (Foto: Harry Wolfsbauer)

Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Herkunft finden in Wolfratshausen zusammen, um Stücke für Auftritte einzustudieren. Ein Kulturverein trägt die Workshops - mit dabei sind zum Beispiel Veranstalter Günter Wagner und Show-Größe Dominik Halamek.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Nachnamen interessieren nicht am Mittwochnachmittag in der Littig-Villa. Schließlich ist es der erste Tag des dauerhaften Workshops "Kulturbunt", mit dem der neue, gleichnamige Verein Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen Nationen, Deutsche und Flüchtlinge, zusammenbringen und in Schauspiel, Tanz und Musik fördern will. Und die Vereinsmitglieder, Workshopleiter und Teilnehmer sollen sich erst einmal vorstellen. "Ich bin der Dominik", sagt Dominik Halamek. "Ich bin Tänzer, Akrobat und Choreograf. Ich mach' alles, was mit Show zu tun hat. Und ich freue mich sehr, an diesem Dauerworkshop teilzunehmen."

Nicht allen muss sich Halamek vorstellen: Die 13-jährige Djla und ihre beiden Brüder Adem (11) und Alend (8) kennen ihn schon aus dem integrativen Workshop vor zwei Jahren: Damals hatten sie mit zwölf weiteren Kindern in zwei Wochen selbst ein Theaterstück erarbeitet. Weil der Workshop so erfolgreich war, wollten ihn Stadt und Helferkreis zu einer dauerhaften Einrichtung machen.

Nun ist es gelungen, einen Verein zu gründen, der das Ganze organisiert: Vorsitzender ist der Kulturveranstalter Günter Wagner, sein Stellvertreter ist Ludwig Gollwitzer. Mit von der Partie sind auch die Helferkreisvorsitzende Ines Lobenstein und die städtische Kulturmanagerin Marion Klement. Zum Auftakt am Mittwoch sind zudem die ehemalige Bücherei-Leiterin Andrea Poloczek, Wagners Frau Daniela und Annette Heinloth gekommen, die den großen Raum im ersten Stock der Villa von der Inselhaus Kinder- und Jugendhilfe zur Verfügung stellt. Sie alle stellen sich kurz vor, genau wie die beiden anderen Workshopleiter: Schlagzeuglehrer Lorenz Rutigliano von der Wolfratshauser Musikschule, unter deren Dach der Workshop gewissermaßen stattfindet, und der Schauspieler und ausgebildete Sänger Markus Eberhard. Er habe derzeit ein eigenes Kabarettprogramm, erzählt er. "Figuren zu erfinden, die etwas zu sagen haben - das ist mein Part in diesem Trio."

Insgesamt sechs Kinder sind zu der Auftaktveranstaltung gekommen - fünf stammen aus Syrien, eins aus Deutschland: Am Tisch sitzen noch Christina (11), Esraa (8) und Sanaa (9), alle zum ersten Mal dabei. Zwei weitere deutsche Kinder seien schon angemeldet, sagt Lobenstein. Sie kämen aber erst in der kommenden Woche hinzu. Der Workshop richtet sich grundsätzlich an alle im Alter zwischen acht und 16, die Interesse an Schauspiel, Musik und Tanz haben und etwas daraus machen wollen. "Wir möchten dauerhaft auftrittsorientiert arbeiten", sagt Halamek. Zwar werde man in den ersten zwei Monaten eine gewisse Basis aufbauen, aber es soll nicht ums bloße Erlernen von Techniken gehen. "Wir wollen von Anfang an ein Stück einüben", sagt Halamek. Die Gruppe werde Gelegenheiten für Auftritte nutzen, etwa auf dem Bürgerfest. "Dann schauen wir, was wir aus dem machen können, das wir haben", sagt Halamek. Die Kinder und Jugendlichen sollen dann zeigen, was sie können. Zunächst gehe es darum, Selbstbewusstsein in der Bewegung aufzubauen, sagt Halamek - "mit ganz viel Improvisation". Beim spielerischen Experimentieren sollen die Teilnehmer vor allem das "Sprechen mit dem Körper lernen", wie Halamek sagt.

Und ein Gefühl für den Rhythmus entwickeln. Dafür ist am Mittwoch Rutigliano zuständig. Er klopft mit seinen Händen Beats auf die große Tischplatte, die die anderen reihum nachahmen. Der Rhythmus wird zur Sprache, die Trommelspiele werden zu einer Kommunikation, die die Atmosphäre spürbar lockert. Dass nicht immer alles rund läuft und auch die älteren Teilnehmer wie Eberhard, Gollwitzer und Poloczek mitunter ins Stocken geraten, nehmen alle mit Humor. Als dann der Schlagzeuglehrer selbst einmal die Richtung verwechselt, brechen alle am Tisch in Gelächter aus. Bald schon trauen sich die Kinder selbst, ihre eigenen Rhythmen vorzugeben, die dann nachgetrommelt werden.

Rhythmus, Tanz und Schauspiel sollen bei "Kulturbunt" miteinander verschmelzen, sagen die drei Leiter. Als die ersten Aufwärmübungen für Tanz und Schauspiel anstehen, müssen die erwachsenen Beobachter jedoch gehen. "Es ist eine große Herausforderung, mit Stimme und Körper zu arbeiten", erklärt Halamek. "Dafür braucht es einen intimen Raum, um Vertrauen aufzubauen." Was die Gruppe macht und kann, wird sie dann bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt zeigen.

"Kulturbunt", jeden Mittwoch, 17.30 bis 19.30 Uhr, in der Littig-Villa, Beuerberger Straße 1. Wer mitmachen will, kann einfach vorbeikommen oder eine E-Mail an asylinwor@web.de schreiben.

© SZ vom 04.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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