Gymnasium Geretsried:Sexistische Posts

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Anwürfe von Schülern gegen Lehrer auf Instagram. Staatsanwaltschaft kann keinen Täter ermitteln.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft ist eingestellt, aber das Thema wird die Schule noch lange beschäftigen: Am Gymnasium Geretsried waren Lehrer anonymen Anwürfen in einem sozialen Netzwerk ausgesetzt. Über Lehrerinnen wurden laut Schulleitung sexistische Äußerungen gepostet; ein Lehrer sei, so die Polizei, der Pädophilie bezichtigt worden. Die Täter konnten weder von der Schulleitung noch - nachdem ein Betroffener Anzeige erstattet hatte - von Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelt werden. Am Gymnasium gab es eine intensive Auseinandersetzung mit der Frage, wann die moralischen Grenzen überschritten sind und wo die Strafbarkeit beginnt.

Schüler des Gymnasiums haben einen Account auf Instagram betrieben, dem nach Auskunft der stellvertretenden Direktorin Christine Kolbeck bis zu 500 Personen, vielfach nicht unter ihren tatsächlichen Namen, gefolgt sind. Zwischen "harmlosen Sachen" wie der Mitteilung, wem es bei welchem Lehrer gelungen sei abzuschreiben, hätten sich auch Posts "deutlich unter der Gürtellinie" gefunden. Der Hinweis darauf sei aus der Schülerschaft gekommen. Man habe die Urheber nicht identifizieren können, wohl aber etliche, die ein "Like" gesetzt hatten.

Schulintern sei ein Disziplinarausschuss gebildet worden, der Strafen für die "Liker" ausgesprochen habe, berichtet Kolbeck, und für eine Person, die am Ende gesagt habe, dass sie als Administrator die inkriminierten Dinge gelöscht habe. Außerdem gestalteten mehrere Lehrer eine Lautsprecher-Durchsage von etwa einer Viertelstunde, so Kolbeck, in der die ganze Schule über Internet-Mobbing, die Grenzen, die Verantwortung, die Unterschiede zwischen Petzen und dem Melden von Straftaten belehrt wurde. Anschließend sei das Thema von jedem Lehrer in seiner Klasse behandelt worden. Kolbeck ist von der Offenheit der Schüler beeindruckt. Es habe viele gute Gespräche gegeben, sagt sie, einzelne Schüler seien auf sie zugegangen, einer aus der Q 11 habe sich bei ihr für ein Like entschuldigt: "Hut ab!". Von den Schülern sei auch der Wunsch nach Regeln gekommen. Das Gymnasium werde noch etwas zum Umgang mit den sozialen Medien veranstalten, vielleicht eine Schüler-Eltern-Lehrerkonferenz: "Man kann nicht nur strafen. Wir müssen nach vorne schauen", sagt Kolbeck.

Sexistische Posts am Gymnasium Geretsried
:Statement von Instagram

Das Unternehmen Instagram gibt zu dem Artikel "Sexistische Posts" in der SZ vom 20.März folgendes Statement ab: "Es ist unsere oberste Priorität, dass Instagram ein sicheres und unterstützendes Umfeld bietet. Daher haben wir für Mobbing oder ...

Die stellvertretende Schulleiterin sagt auf Nachfrage, Schüler in der Pubertät hätten sich auch in vor-digitalen Zeiten sexistisch über Lehrer geäußert: tuschelnd oder auf Zettelchen. Der Unterschied heute sei die Öffentlichkeit bei gleichzeitiger Anonymität und "das Nicht-mehr-zurücknehmen-Können". Hier liege auch für die Schule "ein ganz großer moralischer Auftrag".

Daniel Kießling, Leiter der Geretsrieder Polizei, bei der die Anzeige erstattet wurde, sagt, Beleidigungen im Internet seien zweifelsohne ein Problem. Allerdings hätten Anzeigen deswegen Seltenheitswert. Ähnlich äußert sich eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II. Zum konkreten Vorfall nennt sie keine Details, lediglich, dass das Verfahren eingestellt worden sei: "Es konnte kein Täter ermittelt werden."

© SZ vom 20.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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