Geplantes Seniorenheim:"Wir sind froh, dass Ambach belebt wird"

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Die frühere Wiedemann-Klinik steht seit vielen Jahren leer. Das Kuratorium Wohnen im Alter möchte dort Appartements für Senioren einrichten. (Foto: Hartmut Pöstges)

Während der Ostuferschutzverband ein Wohnstift verhindern möchte, können andere Münsinger die Aufregung um die Pläne kaum nachvollziehen.

Von Benjamin Engel, Münsing

In der privilegierten Idylle am Ostufer des Starnberger Sees haben sich die Ambacher behaglich eingerichtet. Hinter hohen, fast blickdichten Hecken versteckt sich so manche moderne Villa mit gepflegten Rasenflächen. Dazwischen stehen noch historische Häuser aus der Zeit der klassischen Sommerfrische, wenige Bauern- und Fischerhäuser. Das Straßenbild prägen vor allem an schönen Tagen Touristen und Ausflügler, mit dem Rad und zu Fuß. Sie kehren im Hotel Huber am See oder beim Gasthaus "Zum Fischmeister" der Familie Bierbichler ein.

Doch die von den Anwohnern sorgsam gepflegte Ruhe scheint seit einigen Monaten gefährdet. Der Osteruferschutzverband (OSV) protestiert lautstark gegen die Pläne für ein Seniorenwohnstift auf dem Gelände der früheren Wiedemann-Kurklinik, warnt vor überdimensionierter Bebauung mit unabsehbaren Folgen für die Sozialstruktur in Ambach.

Ein paar hundert Meter oberhalb des Ortes am Hochufer des Starnberger Sees kann Maximilian Schwabe, Junior-Chef im Biohotel Schlossgut Oberambach, die Aufregung kaum nachvollziehen. "Wir sind froh, dass Ambach belebt wird", sagt er. Alle Anwohner hätten doch genügend private Rückzugsräume. Für ihn als Hotelier könne ein solches Projekt nur gut sein, ziehe es doch Gäste an. Im übrigen vertraut Schwabe auf die Gemeinde. Die agiere bei Bauvorhaben umsichtig, was er schon selbst erlebt habe. Die Kommune habe die Planungshoheit über das Vorhaben und werde darauf achten, dass die Bebauung nicht überdimensioniert ausfallen werde.

Das Kuratorium Wohnen im Alter (KWA) hat vier der fünf seit Jahren leer stehenden Klinikgebäude gekauft. Anfangs war von 90 Wohnungen die Rede, jetzt nur noch von verschiedenen Planungsvarianten. Der OSV und die Initiative Ambach um Sebastian Wiedemann, den Enkel des Kurklinikgründers, fürchten um die Sozialstruktur des gerade einmal 350 Einwohner zählenden Ambachs, sollten auf einmal 150 Senioren in das geplante Wohnstift einziehen. Außerdem warnen sie vor einer überdimensionierten, weit über den See sichtbaren Bebauung, die das Ortsbild Ambachs zerstören würde.

Doch während sich die Gegner und das KWA gegenseitig beharken, zeigt sich so mancher Alteingesessene einsilbig. Die Mitglieder der Fischerfamilien wollen ihre Meinung zu dem geplanten Projekt in Hanglage am nördlichen Ortseingang gar nicht erst sagen. Sie wüssten zu wenig über die Pläne, so heißt es. In der Familie sprächen sie zwar schon darüber, aber öffentlich äußerten sie sich nicht.

Genauso wenig möchte sich der Besitzer des Kiosks nahe des Dampferstegs positionieren. Dort wirkt Ambach mit seiner nahezu einzeiligen Bebauung fast wie vor 100 Jahren. Er verrät nur, dass viele seiner Kunden die Pläne für ein Seniorenwohnstift kritisch sähen, einige seien aber auch dafür. Manche äußerten, dass ihnen die ganze Angelegenheit gleichgültig sei, weil sie ohnehin nichts ändern könnten. Im Prinzip wisse aber jeder, dass etwas mit den früheren Klinikgebäuden geschehen müsse, sagt der Kioskbesitzer. Aus seiner Sicht ist die Gemeinde gefordert. Würde sie auf die Ambacher zugehen und ihnen einen frühzeitiges Mitspracherecht einräumen, könne das Spekulationen vorbeugen.

Über die Größe des Bauvorhabens macht sich auch Karl Edlmann, einer der Geschäftsführer im Gasthaus "Zum Fischmeister", seine Gedanken. Die Dimensionen müssten zum Ort passen, sagt er. Ansonsten stört ihn das Projekt jedoch nicht. Näheres wollen die KWA-Vorstände bei einem Pressegespräch an diesem Dienstag erläutern.

© SZ vom 26.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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