Zwei Ereignisse haben viele Wolfratshauser Bürger im Mai besonders bewegt. Die Reizgasattacke Anfang des Monats in der Schulturnhalle am Hammerschmiedweg, die einen Großeinsatz auslöste, weil dort gerade rund 50 Mädchen und Buben der Turnabteilung des TSV trainierten. Dazu die Schmierereien an einem Pavillon im Bergwald. Diesen beschädigten bisher unbekannte Täter Mitte Mai unter anderem mit Hakenkreuzen und Ausdrücken rechtsextremistischen Hintergrunds. In beiden Fällen tappt die Polizei Wolfratshausen auf der Suche nach den Tätern im Dunkeln. "Im ersten Fall sind Chancen für eine Aufklärung gegeben", sagt Polizeihauptkommissar Christian Fricke. "Beim Pavillon wird es, wenn sich niemand meldet, schwierig."
Momentan führe die Ermittlungsgruppe im Reizgasfall noch immer Vernehmungen durch. Die Kinder, die am Abend des 2. Mai in der Schulturnhalle trainierten, werden angehört. 39 von ihnen waren durch das Reizgas, das der bisher unbekannte Täter in den Umkleidekabinen der Schulturnhalle versprüht hatte, verletzt worden. Wegen Reizung von Augen und Atemwegen waren vier Kinder zur Beobachtung in ein Krankenhaus gebracht worden. Zwei Buben mussten mehrere Tage auf Station verbringen. Die beiden waren in die Umkleide zurückgekehrt, um ihre Habseligkeiten herauszuholen. Weil sie auf diese Weise eine höhere Dosis des Reizgases abbekommen hatten, ging es ihnen schlechter als den anderen Nachwuchsturnern, die nur leicht verletzt worden waren.
Der oder die Täter hatten in den Umkleiden eine größere Menge Tierabwehrspray, umgangssprachlich als Pfefferspray bekannt, auf dem Boden und in der Luft versprüht. Durch den Notruf und die Klagen der Kinder über Hustenreiz war ein Großeinsatz ausgelöst worden.
Neben Einsatzkräften der Feuerwehr waren insgesamt 92 Rettungskräfte und fünf Notärzte im Einsatz. 20 Rettungswagen, zwei Großraumrettungswagen aus München, fünf Krankentransporter und eine speziell ausgebildete Schnelleinsatzgruppe standen an der Turnhalle bereit.
Genau drei Wochen nach dem Vorfall, sagte Polizeihauptkommissar Fricke am Mittwoch auf Nachfrage: "Bisher konnte noch kein Verdächtiger ermittelt werden." Soweit ihm bekannt, seien auch keine weiteren Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Die Ermittlungen würden jedoch andauern. Die Hoffnung, den Täter trotz fehlender Spuren am Tatort - die Spraydose blieb verschwunden - zu finden, bestehe nach wie vor. Bürgermeister Klaus Heilinglechner, der bereits einen Tag nach der Reizgasattacke Konsequenzen von Seiten der Stadt angekündigt hatte, sagt drei Wochen danach: "Sobald genauere Ermittlungsergebnisse vorliegen, werden wir uns mit dem TSV abstimmen, wie solche Konsequenzen konkret aussehen könnten." Die Überlegungen gehen vom Versperren der Türen bis zu einer Videoüberwachung.
Wenig hoffnungsfroh, einen Täter ermitteln zu können, ist die Polizei bezüglich der Schmierereien am Pavillon im Bergwald oberhalb der Münchner Straße. In der Nacht vom zum 14. Mai hatten dort bislang unbekannte Täter mit schwarzen Filzstiften unter anderen Hakenkreuze und rechtsextreme Parolen hingeschmiert. Ein Sachschaden von mehreren hundert Euro war entstanden. Wie Fricke mitteilt, hatte ein Spaziergänger der Polizei die Schmierereien am Montagmorgen gemeldet. Danach sei sofort eine Streife ausgerückt, um den Schaden aufzunehmen und nach Hinweisen auf den oder die Täter zu suchen. Jedoch: Auch dort konnten keine Spuren sichergestellt werden. Es seien zudem keine Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Die Polizei habe in diesem Fall "überhaupt keine Ermittlungsansätze", so Fricke. Die Schmierereien am Pavillon sind mittlerweile beseitigt worden.
Sind die Ermittlungen beendet, werden die Akten an die Staatsanwaltschaft gehen. Diese kann dann Anklage erheben. Hinweise zu den Vorfällen nimmt die Polizei Wolfratshausen unter Telefon 08171/42110 entgegen.