Es war beinahe so, als müsste sich Thomas Gründl (CSU) nochmals vergewissern, dass wirklich alles stimmt, was seit 2015 schon Fakt ist: Die Gemeinde Bad Heilbrunn kann ihre Ortsmitte gestalten, nachdem der Jahrzehnte währende Streit mit der Kurfürstin Adelheid GmbH beigelegt ist. In der Bürgerversammlung am Montagabend im Kursaal zeigte der Bürgermeister mit einigen Fotos, wie es in Bad Heilbrunn vor gar nicht so langer Zeit einmal aussah - das abgebrochene Gasthaus Post, das mit schwarzen Kreuzen vernagelte Kurhotel, die eingezäunte Adelheid-Quelle. Aber all das ist vorbei. "2017 wird ein ganz besonderes Jahr", kündigte Gründl an. "Sichtbare Zeichen" der Ortsgestaltung würden heuer auf den Grundstücken zu sehen sein, "die viele Jahre blockiert waren". Was alles geplant ist, erklärten die von der Gemeinde beauftragten Fachleute den etwa 150 Zuhörern.
Ortsmitte
Fast 7,2 Hektar umfasst das Gebiet nördlich und südlich des Rathauses, in dem das neue Zentrum entstehen soll. Die Gemeinde schreibt dafür einen nicht-öffentlichen Wettbewerb für Stadtplaner und Architekten aus. "Schön wäre es, ein Feld von 15 Teilnehmern zu haben", sagte Stefan Hofer vom Büro Lars Consult. Fünf davon sollen gesetzt sein. Bei ihnen werde es sich um renommierte Büros mit großen Erfahrungen handeln - "das ist empfehlenswert". Über die Wettbewerbsbeiträge entscheidet dann ein Preisgericht mit Bürgermeister Gründl, Gemeinderäten, Vertretern der Regierung von Oberbayern und von Lars Consult. Ziel sei es, bis Ende dieses Jahres ein städtebauliches Konzept zu haben, sagte Hofer.
Die Teilnehmer müssen sich an bindende Vorgaben halten: Rathaus und Adelheidquelle werden nicht angetastet, auch das Kriegerdenkmal soll bleiben. Zur Disposition stehen hingegen Nebengebäude des Rathauses und die alten Alleebäume im Kurpark. Alle Erdgeschosse, die dem Ortszentrum zugewandt sind, sollen gewerblich, sozial oder kulturell genutzt werden. Überdies ist vorgeschrieben, dass nahe am Rathaus ein barrierefreier Sitzungssaal und ein barrierefreies Bürgerbüro mit Info-Point entstehen müssen.
Außerdem gibt es noch einige Wünsche an die Planer. So sollen sie in der Ortsmitte möglichst einen Platz für Veranstaltungen und Märkte anlegen, ebenso an einen Brunnen denken und einen Standort für Kunst schaffen, wo etwa Bildhauer oder Maler ein Werk präsentierten können. Im Gebiet des Kurparks sollen Wohn- und Mischbauten in einem Umfang von 8500 Quadratmetern, im Ortskern von 3400 Quadratmetern entstehen.
Hotel mit vier Sternen
Ein Haus mit vier Sternen, 100 bis 120 Zimmern, Bar, Restaurant, Spa, Wellnesszonen, Innen- und Außenpool, Seminarräumen und Tiefgarage: Anders als Bad Tölz, das nach einem Masterplan ohne wichtige Definitionen arbeitet, sind die Vorgaben für ein neues Hotel in Bad Heilbrunn genau umrissen. Ganz wichtig sei, dass ein solches Haus "langfristig wirtschaftlich betrieben werden kann", sagte Hofer. Denn: "Investoren gibt es viele, einen Betreiber muss man suchen." Die vorgezeichnete Ausstattung des Hotels sei "das Übliche, was man anbieten muss". Nötig sei dazu eine Bruttogeschossfläche von etwa 11 500 Quadratmetern. Die müsse allerdings nicht zwingend in einem großen Haus untergebracht, sondern können auch auf mehrere kleine Gebäude verteilt werden.
Supermarkt, Ortseinfahrt, Rathaus - vielleicht sogar ein Baumhaus-Hotel: Der Kurort lobt einen Gestaltungswettbewerb aus.
Kreisverkehr und Unterführung
Noch im April beginnen die Bauarbeiten für den neuen Kreisverkehr an der Bundesstraße 472 an der Einmündung Birkenallee. Zugleich wird östlich dieses Kreisels ein Fußgängertunnel gebaut, der auf Höhe der Bierhäuslwegs unter der Bundesstraße hindurchführt. Ingenieur Wolfgang Heubeck rechnet mit einer Bauzeit von etwa 21 Wochen, wenn alles nach Plan läuft. In diesen Monaten bis etwa Oktober werde der Verkehr weiterhin über die B 472 fließen, versprach Heubeck. Allerdings müssten die Autofahrer mit Staus rechnen, wegen des Tempolimits an der Baustelle. Wenn der drei Meter breite und 2,50 Meter hohe Tunnel mitsamt Rampe und Treppe erst nördlich der Bundesstraße angelegt wird, werden die beiden Fahrspuren der B 472 oben etwas nach Süden verschoben - und umgekehrt nach Norden, wenn die Unterführung im Süden fertiggestellt wird. Der Kreisel selbst bekommt barrierefreie Querungshilfen, die außerdem mit Tastbordsteinen für Sehbehinderte ausgestattet sind. Eine Herausforderung ist die Verlegung der vielen Kabel und Rohre im Untergrund an dieser Stelle - von der Telekommunikation bis zu Wasser und Abwasser. Eines stellte Heubeck klar: Der Kreisverkehr werde nicht wegen des neuen Supermarkts an der Birkenallee angelegt. Auf der B 472 in Bad Heilbrunn habe sich die Anzahl der Fahrzeuge zwischen 1970 und 2005 von 5232 auf 16 016 fast verdreifacht, der Anteil des Schwerlastverkehrs sei zwischen 2005 und 2010 um zwölf Prozent gestiegen. "Das ist jetzt einfach der richtige Zeitpunkt", sagte Heubeck.
Neuer Supermarkt
Noch vor Weihnachten soll der neue Supermarkt an der Birkenallee eröffnen. Feststeht bislang nur, dass dort Vinzenz Murr einzieht. Die Frage, welcher Vollsortimenter kommt, beantwortet Bürgermeister Gründl so: "Edeka wird es nicht sein." Anders ausgedrückt: Es wird wohl Rewe.
660 Unterschriften liegen gegen die Belegung der Leonardis-Klinik vor. In der Bürgerversammlung wird deutlich, dass der Landkreis dennoch an der Sammelunterkunft festhält.
Kindergarten und Geburten
Bad Heilbrunn ist eine der wenigen Gemeinden, die mehr Geburten als Sterbefälle hat. 43 Kinder wurden voriges Jahr in dem kleinen Kurort geboren, 24 Menschen starben. Die Zahl der Niederkünfte sei "ein Höchststand", sagte Gründl. Normalerweise verzeichne des Standesamt 28 bis 30 Geburten pro Jahr. Die Entwicklung sei zwar erfreulich, "bringt uns aber ein bisschen ins Schwitzen", so Gründl. Denn die Kindertagesstätte St. Kilian mit 120 Plätzen ist schon jetzt "rappelvoll", wie die neue Leiterin Dietlind von Plettenberg sagte. 37 Kinder gingen im Herbst in die Schule ab, dem stünden jedoch 49 Anmeldungen gegenüber. "Das heißt, wir platzen 100 Prozent aus allen Nähten, da muss man mal sehen, wie es weitergeht", sagte von Plettenberg.
Kultur in der Natur
Ihr "Langes Haus" in Karpfsee weiht die Stiftung Nantesbuch mit einem Fest am Samstag, 24. Juni, ein. Den ganzen Tag über gibt es Führungen, Vorträge, Lesungen, Interessantes für Kinder und Familien. Dann startet auch das Programm unter dem Oberbegriff "Kunst und Natur". Geplant sind heuer zwei Kindersamstage zu dem Thema "Die fünf Elemente", die Mitte September und Mitte Oktober stattfinden, die Nantesbuchener Erkundungen, wobei ein Künstler oder ein Wissenschaftler eine Gruppe Erwachsener bei einer Exkursion begleitet, und das Literaturfest "Moosbrand", das an drei Tagen im Herbst stattfinden soll. "Das Programm ist schon im Druck und kommt auch bald auf die Internetseite", sagte Geschäftsführer Konstantin Reetz (www.stiftung-nantesbuch.de). Ein erstes Projekt läuft bereits: der Kindergarten "Kunst und Natur". Jeden Freitagvormittag sind die Mädchen und Buben der Kindertagesstätte St. Kilian mit Künstlern in der Natur unterwegs. Zu Gast waren unter anderem schon Bildhauerin Marianne Süßbauer und Musiker Tobias Weber.
