Bücher:Lesestunde mit Strumpf

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Freude am Lesen schürte der diesjährige Vorlesetag in Geretsried, der als Rallye zu verschiedenen Vorleseorten führte. Ewald Kailberth etwa fesselte das junge Publikum in der Stadtbücherei. (Foto: Hartmut Pöstges)

Bei der Geretsrieder Rallye zum Vorlesetag entdecken Kinder den Spaß an der Literatur

Von Luzie Gänslmayer, Geretsried

"Es ist nicht mehr so selbstverständlich, dass die Kinder Bücher in die Hand nehmen und lesen", sagt die Geretsrieder Stadträtin Vera Kraus (FW). Deshalb hat der Leiter der Stadtbücherei Geretsried, Björn Rodenwaldt, dieses Jahr eine Rallye zum bundesweiten Vorlesetag organisiert, am Freitag, 18. November. Die zwölf Vorleseorte verteilten sich über die ganze Stadt: vom Rathaus über den Jugendtreff bis zur Stadtbücherei. Zu den einzelnen Orten sollten die Kinder auch ohne ihre Eltern kommen können. Im Anschluss bekamen diejenigen, die mindestens drei Vorlesetermine besucht hatten, eine Medaille von Bürgermeister Michael Müller (CSU) überreicht.

Der bundesweite Vorlesetag, eine Initiative der Wochenzeitung Die Zeit, der Stiftung Lesen und der Deutsche Bahn Stiftung, findet seit 2003 im November statt. "Es gibt heutzutage alle möglichen Medien und die sind auch wichtig. Aber ein Buch in der Hand zu halten ist ein besonderes Gefühl", sagt Stadträtin Kraus. Für den ersten Termin im Rathaus um 9 Uhr hatten sich zwei Grundschulen angemeldet, um dem Stadtrat und geübten Vorleser Volker Witte zuzuhören. Sie mussten allerdings wegen mehreren Krankheitsfällen absagen. Folglich fiel der Termin aus. Witte blieb also verschont. Er fügte aber an, dass es weitaus schwieriger sei, Kindern vorzulesen, da man sie von Beginn an fesseln müsse. Sonst verlören schnell das Interesse. Erwachsene reagierten hingegen meist höflich und täten, als hörten sie zu.

Zum zweiten Vorlesetermin im Jugendtreff Ein-Stein kam Claudia Sommer, die bereits im vergangenen Jahr dem Caritas-Kindergarten vorgelesen hatte. Sie las etwa 50 Kindern aus dem Buch "Die wahre Geschichte von allen Farben" der Schriftstellerin Eva Heller vor. Besonders an dem Buch sei, dass die Farben Charakter hätten und jede letztendlich ihren Platz im Farbenkreis bekomme. So sei das auch mit den Kindern, ob laut oder leise, jedes habe seinen eigenen Platz im Kindergarten. Für sie sei das Vorlesen ein intimes Erlebnis, sagte die Sängerin. Sie wolle die Kinder animieren und deren Kreativität anregen. "Wie sollen die Kinder an ein Buch herangeführt werden, wenn die Eltern keinen Bezug dazu haben?", fragt sie. Den Termin um 11 Uhr gestaltete Sommer mit bunten Hilfsmitteln wie einem braunen Strumpf und einem grünen Filzkissen. Diese repräsentierten die Farben, die Sommer mal laut mal leise imitierte. Die Kinder sprachen auf Geheiß mit oder tuschelten, wenn sich das Rot als König der Farben bezeichnete.

Die Beweggründe des Vorlesetags spielen eine wichtige Rolle, da waren sich alle Teilnehmer einig: Lesen ist ein Fundament für Bildung und ermöglicht den Zugang zur Welt. Kindern, denen regelmäßig vorgelesen wird, haben später mehr Spaß daran - in der Schule und in der Freizeit. Die Vorlesestunde hat den Kindern des Caritas-Kindergarten jedenfalls sehr gut gefallen, was am Applaus deutlich zu hören war.

© SZ vom 19.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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