Bayernrundfahrt:Radprofis machen in Penzberg Station

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Die Stadt ist Ziel der ersten Etappe bei der Bayernrundfahrt. Eine andere Stadt verzichtet dagegen freiwillig auf den Werbe-Effekt.

Suse Bucher-Pinell

Wenn im Mai die Radprofis der Bayernrundfahrt ihr erstes Etappenziel ansteuern, können ihnen die Tölzer allenfalls kurz zuwinken, wenn sie auf der Umgehungsstraße an der Kurstadt vorbei rauschen. Eine Stunde später werden sie dann in Penzberg mit großem Brimborium erwartet, wo sie sich in der Zieleinfahrt in der Bahnhofstraße feiern lassen können. Für Bürgermeister Hans Mummert (SPD) ist das eine "tolle Geschichte", die seiner Stadt deutschlandweit große Aufmerksamkeit beschert.

Penzberg ist das erste Etappenziel der diesjährigen Bayernrundfahrt. (Foto: Peter Bauersachs)

Schon jetzt sind die Penzberger mittendrin in den Vorbereitungen für das größte Etappenradrennen in Deutschland, das die Nachfolge der Deutschlandtour angetreten hat. Stars wie der dreifache Weltmeister Oscar Freire oder der Gewinner der Luxembourg-Rundfahrt, Linus Gerdemann, werden aller Voraussicht in Penzberg einfahren. "Die Besetzung wird exquisit sein", verspricht Rundfahrtleiter Ewald Strohmeier vom veranstaltenden Verein Internationale Bayern Rundfahrt. 19 Mannschaften mit insgesamt rund 130 Fahrern sind am Start. Viele der Profis werden danach auch die Tour de France fahren, sagt Strohmeier.

Die Penzberger Stadtmarketing-Genossenschaft sieht die Bayernrundfahrt als eine einmalige Chance. Sie plant ein mehrtägiges Rahmenprogramm, bei dem sich Penzberg als attraktiver Einkaufsort präsentiert und als Stadt mit vielfältigen Freizeit- und Sportmöglichkeiten. "Dabei wird es nicht allein ums Radfahren gehen, auch andere Outdoor-Sportarten, Gesundheit und Bewegung werden berücksichtigt", versicherte Vorstandsmitglied Rainer Reese vor der Presse. "Wir wollen die Menschen begeistern für die Stadt und für das Einkaufen." Und ganz nebenbei hofft er darauf, dass immer genügend Publikum da ist, um den Athleten Applaus zu spenden, damit auch die sich in Penzberg wohlfühlen.

Der Stadtrat hat sich laut Mummert bereits hinter die Sache gestellt. Als Hauptsponsor tritt die Volksbank-Raiffeisenbank Penzberg auf, deren Vorstand Horst Hinreiner über Zahlen allerdings nicht sprechen will. Rundfahrtleiter Strohmeier kalkuliert mit Kosten von 20 000 bis 40 000 Euro je Etappenstadt für Unterkunft und Verpflegung der Fahrer und Helfer, insgesamt 180 Personen.

Die Rundfahrt, die am 22. Mai in Traunstein beginnt, dauert insgesamt fünf Tage. Nach rund 800 Kilometern ist Bamberg das Ziel. Gleich der erste Abschnitt nach Penzberg gilt wegen seiner Länge von mehr als 215 Kilometern und ihrem Streckenprofil als Königsetappe. Fast 700 Höhenmeter beträgt allein der Anstieg von Oberaudorf zum Sudelfeld.

Gerne hätte Strohmeier auch Bad Tölz eingebunden und in der Marktstraße ein Zeitfahren veranstaltet. Doch Kurdirektor Klaus Pelikan winkte ab. "Wir haben den Aufwand und den Nutzen gegeneinander abgewogen und kamen zu dem Schluss, dass die Veranstaltung für uns nicht so interessant ist", sagte er der SZ.

Durch die Bayernrundfahrt ließen sich nach seiner Überzeugung nicht mehr Gäste für Tölz begeistern. "Die Zielgruppe von Radrennen ist nicht die Unsere." Dies, obwohl Tölz als Raddestination wirbt. Ob aber jemand mit seinem Rad gemütlich auf dem Isarradweg fahre oder die Cracks durch die Marktstraße sprinteten, das sei etwas völlig anderes, sagt Pelikan. Vor sechs Jahren war Tölz Station der Deutschlandtour, die allerdings ein sattes Minus in der Tourismuskasse hinterließ.

© SZ vom 31.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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