Bad Tölz:Vertrauensvorschuss für Hebamme

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Grüne und CSU im Kreisausschuss stimmen für 50 000 Euro Anschubfinanzierung für ein Geburtshaus - vorausgesetzt der Businessplan und das Betreiberkonzept überzeugen.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz

Für Schwangere könnte es in Zukunft doch die Möglichkeit geben, in einem Geburtshaus in Bad Tölz zu entbinden. Die Hebamme Kathleen Hodbod erwägt, ein solches Haus neu in der Kurstadt zu etablieren. Sie hatte ihre Pläne im Dezember 2017 im Landratsamt vorgestellt. Damals war eine Entscheidung zurückgestellt worden. Der Kreisausschuss des Kreistags beschloss am Montag mit knapper Mehrheit, eine einmalige Anschubfinanzierung zu gewähren. Die Entscheidung war umstritten, weshalb Hodbod einen Businessplan samt Personalaufstellung und Investitionskosten sowie ein medizinisches Konzept vorlegen muss. Kann sie damit die Kreisräte überzeugen, greift ihr der Landkreis mit maximal 50 000 Euro unter die Arme.

Die Unterstützung eines neuen Geburtshauses in Bad Tölz geht auf einen Antrag der Grünen-Kreisrätinnen zurück. Sie setzen sich seit der Schließung der Geburtshilfe-Station an der Asklepios-Stadtklinik in Bad Tölz im vergangenen Jahr für eine Entbindungsmöglichkeit der Frauen im Südlandkreis ein. Dazu gehört für sie als ein Baustein der Aufbau eines Geburtshauses. Dort könnten dann Frauen in Obhut von Hebammen wohnortnah ihre Babys zur Welt bringen.

Martin Bachhuber (CSU) fragte nach, ob sich die Pläne Hodbods inzwischen konkretisiert hätten. Seine Fraktion könnte einer Anschubfinanzierung nähertreten, wenn die Antragstellerin auch die unabdingbare "medizinische Qualität" ihres Angebots nachweise. Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) verneinte. Bis auf die Präsentation im vergangenen Jahr habe es keine weitere Konkretisierung gegeben. Er könne nur vor der Einrichtung eines Geburtshauses ohne Angliederung an eine Entbindungsstation in einem Krankenhaus warnen, sagte Niedermaier. Darauf hätten Fachleute wie Ärzte bei Gesprächen hingewiesen. Hodbod selbst habe bei ihrer Konzeptvorstellung betont, dass jährlich mehr als ein Drittel aller Geburten in Deutschland, die nicht in einem Krankenhaus eingeleitet würden, doch wegen Komplikationen in einer Klinik landeten. Würde das Geburtshaus in Bad Tölz angesiedelt, müssten Schwangere im Rettungswagen nach Agatharied, Landkreis Miesbach, oder in die Kreisklinik nach Wolfratshausen gebracht werden.

Dieser Transportweg erscheint etlichen Kreisräten zu lang. Auch spreche man mit dem Angebot eines Geburtshauses nur einige Frauen an. Für das Gros gebe es dann immer noch keine Alternative. CSU-Rat und Tölzer Bürgermeister Josef Janker konnte die Bedenken nicht nachvollziehen. Ob das Geburtshaus ordentlich arbeite, müssten etwa die Kostenträger, also die Krankenkassen, bewerten. Auch ging Janker davon aus, dass eine solche Entbindungseinrichtung gewerberechtlich genehmigt werden müsse. Dem widersprach Landratsamts-Geschäftsführer Wolfgang Krause. Für ein Geburtshaus brauche man keine Gewerbekonzession. Er wisse nicht, was Kathleen Hodbod motiviere, ein Haus an einem Standort ohne klinische Geburtshilfe eröffnen zu wollen. "Vor allem vor dem Hintergrund ihres eigenen Berufrechts als Hebamme", sagte Krause. Er sehe einen Zuschuss als höchst problematisch. Dem schloss sich Kreiskämmerer Ralf Zimmermann an. Der Landkreis könne keine Anschubfinanzierung ohne jeglichen Verwendungsnachweis gewähren, sagte er.

Aus diesem Grund muss Hodbod ihr Konzept für ein Geburtshaus detaillierter vorlegen. Mit sieben zu sechs Stimmen wurde unter Vorbehalt der Anschubfinanzierung zugestimmt. Das letzte Wort hat der Kreistag.

© SZ vom 30.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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